Jahresresultat 2020Trotz Ergebnisrückgang – Satellitenbetreiber SES sieht sich auf Kurs

Jahresresultat 2020 / Trotz Ergebnisrückgang – Satellitenbetreiber SES sieht sich auf Kurs
Der Luxemburger Satellitenbetreiber SES hat 2020 erneut weniger verdient als im Vorjahr Foto: SES

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Der einst so erfolgsverwöhnte Luxemburger Satellitenbetreiber SES hat weiterhin mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen. Umsatz und Gewinn waren auch 2020 rückläufig. Das Unternehmen sieht sich jedoch auf Kurs.

Noch bis vor wenigen Jahren war das Geschäft mit dem Betreiben von Satelliten wie eine Lizenz zum Gelddrucken. War ein Satellit erst bis in der Umlaufbahn, dann galt es nur noch, die vorhandene Kapazität zu vermarkten. Einen neuen Satelliten in Orbit zu bringen, kostete ein Vermögen und dauerte Jahre. Doch die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Wettbewerber, die zum Teil auf andere Technologien oder billigere Satelliten setzen, machen den Platzhirschen das Leben schwer.

Der Umsatz der Betzdorfer Unternehmensgruppe SES ist im Jahr 2020 um 5,4 Prozent auf 1.876 Millionen Euro gesunken. Noch deutlich stärker, um fast die Hälfte (47,3 Prozent) ist derweil der Nettogewinn eingebrochen. Er sank von 395 auf 208 Millionen Euro. Das teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen mit. Bereits im Vorjahr wurde ein leichter Rückgang der Einnahmen (um 1,3 Prozent) verzeichnet.

Im größten Geschäftsbereich des Unternehmens, Video/Fernsehen, war der Umsatz 2020 erneut deutlich rückläufig. Er ist um acht Prozent auf 1,1 Milliarden Euro eingebrochen. Zum 31. Dezember 2020 übertrug die SES insgesamt 8.265 TV-Kanäle an über 365 Millionen TV-Haushalte in aller Welt. Nach wie vor steht der Bereich für den größten Anteil am Umsatz.

Fernseh-Kanäle für 365 Millionen Haushalte

Etwas ausgeglichen wurde die negative Entwicklung im Bereich der Fernsehübertragungen durch ein deutliches Wachstum im Bereich Networks, das die Gesellschaft seit einigen Jahren ausbaut. Dazu zählen Dienstleistungen für Regierungen sowie im Bereich Mobilität und Fixed Data. In diesem Bereich konnte der Umsatz um 5,3 Prozent auf 759 Millionen Euro gesteigert werden. Somit steht er mittlerweile für 41 Prozent des Umsatzes, nach 38 Prozent im Vorjahr. Nach wie vor ist er jedoch kleiner als das Geschäft mit den Videos.

Geschäftsführer Steve Collar zeigt sich sehr zufrieden mit dem erreichten Ergebnis. „2020 war ein starkes Jahr für SES“, erklärt er. Die Kombination aus „hervorragender kommerzieller Leistungsstärke“ und einer strengen Kontrolle der Kosten habe dafür gesorgt, dass das Resultat am oberen Ende der Erwartungen lag. Obwohl die Pandemie für eine gesunkene Nachfrage nach Internetverbindungen von Flugzeugen und Kreuzfahrtschaffen gesorgt habe, habe man neue Verträge im Wert von über 1,3 Milliarden Euro abschließen können, sagt er in einer Videokonferenz mit Luxemburger Journalisten. Im Rahmen des Programmes „Simplify & Amplify“ habe man zudem Einsparungen bei den Betriebsausgaben von 50 Millionen Euro (ab 2022) erfolgreich umgesetzt.

Das Programm „Simplify & Amplify“ hatte letztes Jahr in Luxemburg für viel Aufregung gesorgt. Ende Mai 2020 hatte SES angekündigt, einige internationale Zweigstellen zu schließen und 10 bis 15 Prozent der weltweiten Belegschaft zu entlassen, auch Angestellte in Luxemburg. Nach Protest von Gewerkschaften und Politik hatte das Unternehmen schlussendlich Abstand von einem Sozialplan genommen. Ein „Plan de maintien dans l’emploi“ wurde aushandelt und unterzeichnet. Im Laufe des Jahres ist die Zahl der Mitarbeiter am Standort Betzdorf schlussendlich sogar leicht gestiegen. Mittlerweile arbeiten hier 640 Personen. Weltweit beschäftigt die Gesellschaft 2.100 Menschen.

Dividende bleibt bei 0,40 Euro pro Aktie

Für die Aktionäre soll dieses Jahr, wie bereits letztes Jahr, eine Dividende von 0,40 Euro pro Titel ausgeschüttet werden. Auch für die Zukunft verpflichte man sich, diese Mindestgrunddividende von 0,40 Euro beizubehalten. Letztes Jahr hatte das Unternehmen die Dividende auf 0,40 Euro halbiert. Der niedrigste Stand seit fast 15 Jahren. Im Jahr 2018 hatte sie 0,80 Euro betragen. 2015 und 2016 lag sie noch bei über 1,30 Euro pro Titel. 2013 hatte sie die Marke von 1 Euro pro Aktie überschritten.

Die Verschuldung konnte das Unternehmen letztes Jahr derweil auf einen Fünf-Jahres-Tiefststand senken, so der Satellitenbetreiber. Sie konnte letztes Jahr um 505 Millionen Euro reduziert werden und liegt nun bei 3.418 Millionen Euro.

Erste Satellitenstarts seit einigen Jahren

Im laufenden Jahr 2021 will das Betzdorfer Unternehmen zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder neue Satelliten in die Umlaufbahn bringen. Es handelt sich um SES-17- sowie um drei O3b-mPower-Satelliten. Die sollen für neue Einnahmen sorgen. Für das Gesamtjahr 2021 wird mit einem Umsatz zwischen 1,76 und 1,82 Milliarden Euro gerechnet.

Das sich im Aufbau befindende Satellitennetzwerk des Konzerns SpaceX, das die USA mit schnellem Internet versorgen will, beunruhigt den Geschäftsführer nicht. Das US-Unternehmen ziele auf Privatkunden – die SES setze jedoch vor allem auf Unternehmen wie Flugzeuge und Schiffe, erklärt er. Zudem werde die SES das Angebot als Erste anbieten können.

An der Börse kamen die Zahlen nicht besonders gut an, auch wenn kein derart drastischer Einbruch wie vor einem Jahr, als die Aktie innerhalb eines Tages ein Viertel ihres Wertes verlor, zu verzeichnen war. An der Luxemburger Börse wurde bis 14 Uhr ein Einbruch um 5,5 Prozent auf 6,5 Euro pro Titel verzeichnet. Das ist deutlich mehr als die 5,10 Euro pro Aktie von Anfang April 2020 – jedoch weit entfernt von den Höchstständen, wie sie im April 2015 erreicht wurden (34,7 Euro).