UnternehmenSatellitenbetreiber SES ist auf der Suche nach neuem Umsatz

Unternehmen / Satellitenbetreiber SES ist auf der Suche nach neuem Umsatz
Weltweit beschäftigt die SES-Unternehmensgruppe rund 2.100 Personen. In Betzdorf in Luxemburg sind es etwa 640. Foto: SES

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Für den Luxemburger Satellitenbetreiber SES waren die letzten Jahre keine leichten. Das Umfeld hat sich verändert und das einst so erfolgreiche Geschäftsmodell geriet ins Stottern. Am Dienstag hat die Gesellschaft nun eine neue Generation von Satelliten vorgestellt, die mithelfen sollen, neuen Umsatz zu bringen.

Im Jahr 2020 war der Umsatz der Betzdorfer Unternehmensgruppe SES um 5,4 Prozent auf 1.876 Millionen Euro gesunken. Noch deutlich stärker, um fast die Hälfte (47,3 Prozent), ist derweil der Nettogewinn eingebrochen. Er sank von 395 auf 208 Millionen Euro. Bereits im Vorjahr wurde ein leichter Rückgang der Einnahmen (um 1,3 Prozent) verzeichnet. Die Dividende für die Aktionäre wurde halbiert. Besonders im größten Geschäftsbereich des Unternehmens, Video/Fernsehen, war der Umsatz erneut deutlich rückläufig.

„Das Umfeld ist nicht mehr so einfach wie früher“, sagt Ferdinand Kayser, strategischer Berater von Geschäftsführer Steve Collar, gegenüber dem Tageblatt. Mit der Übertragung von Videos ist die SES groß geworden. Man spüre den Druck, den die Streaming-Anbieter auf die Pay-TV-Branche ausüben. „Sie brauchen weniger Kapazität. Manche reduzieren die Zahl der benutzten Kanäle.“

Das Unternehmen wurde 1985 gegründet, zählt über 70 Satelliten in zwei verschiedenen Umlaufbahnen und bringt Videos in über 360 Millionen Haushalte.

Ferdinand Kayser bleibt aber optimistisch. Die Pay-TV-Branche wolle auch langfristig auf Satellit bleiben, sagt er. Gleichzeitig habe der Bereich der Daten-Konnektivität an Wichtigkeit zugenommen – was viele Projekte, wie etwa Starlink von Elon Musk, erkläre. „Ohne Satellit geht es nicht. Das weiß in der Branche jeder.“
Zudem sei die SES weiterhin hochprofitabel, fügt er hinzu. Ab 2022 rechnet er auch wieder mit steigenden Umsatzzahlen. „Vieles geht mit Wachstums- und Investitionszyklen einher“, erklärt er. Seit drei Jahren habe man keinen neuen Satelliten in den Weltraum befördert. „Doch das wird sich jetzt ändern.“ Zum Ende dieses Jahres soll SES-17 in die Umlaufbahn geschossen werden. Im kommenden Jahr sollen dann sechs O3B-mPower-Satelliten folgen.

Internet für Schiffe und Flugzeuge

Der rund 450 Millionen Euro teure SES-17 wird, wie die klassischen Satelliten des Luxemburger Unternehmens, seine Dienste von der geostationären Umlaufbahn, 36.000 Kilometer über der Erde, aus leisten. Mit einem Gewicht von 6,5 Tonnen sei es der größte jemals von Thales gebaute Satellit, so Kayser. Er beinhalte aber ganz neue technische Entwicklungen und sei ganz auf „Konnektivität“ ausgerichtet. Seine Mission wird es sein, Schiffe und Flugzeuge in Nordamerika und im Atlantik mit dem Internet zu verbinden. Dabei gehe es auch, aber nicht nur, um Kreuzfahrtschiffe, erklärt er weiter. Auch auf den Schiffen der Handelsmarine würden Matrosen heutzutage nur noch anheuern, wenn man ihnen die Möglichkeit biete, über Internet mit ihren Familien zu kommunizieren.

In puncto Schnelligkeit sei SES-17, wie auch die am Dienstag von Boeing vorgestellten O3B-mPower-Satelliten, mit Glasfaser vergleichbar, so Ferdinand Kayser weiter. Im Gegensatz zu SES-17 sollen die Satelliten der SES-Tochtergesellschaft O3B jedoch keine geostationären sein, sondern ihren Dienst in der mittleren Erdumlaufbahn, rund 8.000 km über der Erdoberfläche, leisten.

Microsoft wird Kunde der SES

Ferdinand Kayser, Berater für die Strategie des Unternehmens
Ferdinand Kayser, Berater für die Strategie des Unternehmens  Foto: SES

Elf dieser Satelliten sind derzeit im Bau. Die ersten drei sollen noch vor Ende dieses Jahres mit SpaceX in den Weltraum befördert werden. Sechs weitere sollen nächstes Jahr folgen. Im dritten Quartal 2022 sollen sie dann in Betrieb sein. Die Satelliten sollen 5G-Netze dort, wo es keine Glasfaserinfrastruktur gibt, untereinander verbinden, und zudem in den Bereichen „Mobilität“ und „Dienstleistungen für Regierungen“ in den Einsatz kommen.

Der große Vorteil der O3B-mPower-Satelliten sei ihre Flexibilität, so Kayser. Im Gegensatz zu früher könne der Kunde nun entscheiden, „wann, wo und wie viel“ Bandbreite er zur Verfügung gestellt haben will.

Einige Kunden gebe es auch bereits. Dazu zählen Telekommunikationsanbieter, Kreuzfahrtgesellschaften – sowie Microsoft. Letzteres Unternehmen will das neue Satellitennetzwerk nutzen, um seine Cloud-Dienstleistungen widerstandsfähiger zu machen, um den Unternehmenskunden den schnellen Zugriff auf ihre in der Cloud gespeicherten Daten abzusichern.

O3B steht für „the other 3 billion“. Und der Name ist Programm: Das Unternehmen, das mal Google zu seinen Aktionären zählte, hatte sich bei der Gründung zum Ziel gesetzt, die drei Milliarden Menschen dieser Welt, die noch nicht über einen guten Internet- oder Telekommunikationsanschluss verfügen, mit einem solchen zu versorgen. Vor etwas mehr als 15 Jahren beteiligte sich die SES an dem damaligen Start-up. 2015 übernahm die Luxemburger Gesellschaft alle Anteile. Heute ist O3B operativ ganz in die SES integriert. Die Satelliten werden von Betzdorf aus gesteuert. Der ehemalige Geschäftsführer von O3B, Steve Collar, leitet heute die SES.

Arbeit an einem Quantum-Internet

Ein weiterer Bereich, von dem sich die SES langfristig weiteres Umsatzwachstum verspricht, sind die Pläne der EU-Kommission, die darauf abzielen, den Kontinent bei der Übertragung von Daten unabhängig von allen anderen zu machen. Es soll, nach Galileo (Navigation) und Copernicus (Erdbeobachtung), das dritte europäische Standbein im Weltraum werden. Die SES, deren Kernkompetenz die Satellitenkommunikation ist, ist in das Projekt eingebunden.

„Nur wenn man ein eigenes, unabhängiges Netzwerk hat, kann man Hacking unterbinden“, so Ferdinand Kayser zu den Hintergründen. Mit einer separaten Infrastruktur, etwa einem abgetrennten Bereich auf Satelliten, könnten neue, unknackbare Quantum-Verschlüsselungs-Signale verschickt werden. Der neue in Luxemburg angesiedelte Supercomputer MeluXina wird für Simulationen genutzt.

Derzeit versuche die EU die diesbezügliche Architektur zu definieren, so der langjährige SES-Manager. Die betreffende Studie soll bis Jahresende fertig sein. Ein Budget von mehreren Milliarden Euro ist vorgesehen. „Langfristig wird ein gesichertes Internet, ein Quantum-Internet, entstehen.“

Brandenbourger
20. August 2021 - 13.22

"auf der Suche nach neuem Umsatz" Die brauchen dringend Geld.

Zuang
20. August 2021 - 12.14

@marianne "die Kunden der SES sind hingegen Unternehmen" Anscheinend ja nicht, sonst würden sie ja nicht krampfhaft und verzweifelt nach neuen Kunden suchen, wie hier im Artikel erklärt.

Claudette
18. August 2021 - 21.02

@marianne "Beide Unternehmen zielen auf eine unterschiedliche Kundschaft: SpaceX will Privatleute mit Internet versorgen – die Kunden der SES sind hingegen Unternehmen … also zwei verschiedene Märkte" Komisch, Bohrplattformen, Container-Schiff-Firmen, etc nutzen Starlink schon heute in der Beta-Phase da die SES-Satelliten 100 Mal weiter weg sind und damit ja auch dementsprechend auch nur magere Ping-Zeiten erreichen können, für's Fernsehen mag's ja noch gehen, aber sonst?

marianne
18. August 2021 - 17.50

@Trierweiler: Beide Unternehmen zielen auf eine unterschiedliche Kundschaft: SpaceX will Privatleute mit Internet versorgen - die Kunden der SES sind hingegen Unternehmen ... also zwei verschiedene Märkte

Erasmus
18. August 2021 - 17.28

Kein Wunder, die nagen am Hungertuch, bald ist Sense.

Trierweiler
18. August 2021 - 12.28

SpaceX schickt jede Woche 60 Satelliten rauf um ihnen Konkurrenz zu machen, die sind so gut wie bankrott.

Grober J-P.
18. August 2021 - 9.26

Neuer Umsatz gesucht: Selber eine Space X Firma gründen, das wäre doch was, mit Abschussrampen auf der Wemperhardt. Wir brauchen doch stets mehr Energie für unsere E-Mobilität, vielleicht Wasserstoff produzieren oder ein neues Cattenom an der Sauer, vorausgesetzt jeder wäre bereit später die gelben Fässer bei sich zu lagern. Dann noch den Etienne fragen, der hat doch so wunderbare All-Träume.

Eine Frage hierzu?
18. August 2021 - 9.19

Wenn diese Dinger aufgeschossen werden, welches Land bekommt die CO2 Bilanz drauf addiert? Hierzu könnte die Frau von den Grünen die so gerne bei den Medien posiert uns doch mal etwas mehr aufklären. Genau die, die mit dem vielen Erklärungsbedarf, sollte uns kleinen Müll Trenner das mal sagen. Die mit der Kamera rennen ihr ja bis in den ungepflegten Obstgarten hinterher für ein Interview, oder bestellt sie die hinter die Mühle?