SchuleLuxemburg setzt beim Mobbing auf unterschiedliche Lösungen

Schule / Luxemburg setzt beim Mobbing auf unterschiedliche Lösungen
Stop Mobbing richtet sich an Grundschulen und Lyzeen. Die Vermittler der Initiative begleiten Schüler oder gar ganze Klassen und helfen auch Lehrern und Eltern. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Luxemburger Schulen haben keine einheitliche Herangehensweise bei Mobbing. Vielmehr ist es den einzelnen Bildungsstätten überlassen, Richtlinien, Maßnahmen und Strategien auszuarbeiten. Unterstützung gibt es aber zuhauf, betont Bildungsminister Claude Meisch.

Gewalt hat viele Formen. Eine der häufigsten davon an Luxemburger Schulen ist das Mobbing. Trotz unzähliger Kampagnen hat das bewusste Schikanieren und Ausgrenzen unter Mitschülern in den letzten Jahren nicht abgenommen. Im Gegenteil: Laut einer Studie der EU-Initiative Erasmus+ nahm im Großherzogtum vor allem der Anteil junger Täter zwischen 11 und 15 Jahren in den letzten Jahren deutlich zu. Dabei spielt auch die Schärfe der Angriffe, die sich vermehrt im digitalen Raum abspielen, eine immer gewichtigere Rolle: Inzwischen werden körperliche, verbale und soziale Verhaltensweisen, bei der eine Partei die andere absichtlich und wiederholt verletzt oder schädigt, bereits in der Grundschule oder in Betreuungseinrichtungen festgestellt.

Die Ursachen für ein solches Verhalten seien in den häufigsten Fällen auf familiäre, soziale oder persönliche Konflikte zurückzuführen, erklärt Bildungsminister Claude Meisch (DP) in einer Antwort auf eine diesbezügliche parlamentarische Frage des Abgeordneten Fernand Kartheiser (ADR). Physische und psychische Konflikte oder Unterschiede im Benehmen zwischen den Schülern spielten auch eine Rolle. „Oft gibt es nicht nur eine Ursache, sondern gleich mehrere“, fährt Meisch fort und bedient sich Statistiken aus dem Jahr 2014.

Laut dieser breit angelegten HBSC-Studie („Health Behaviour in School Aged Children“) zeigten sich 73 Prozent der Schüler zu diesem Zeitpunkt nicht betroffen. Der Rest allerdings – und dabei handelt es sich um jedes vierte Kind – fühlt sich mindestens ein Mal im Monat von Mitschülern unter Druck gesetzt oder drangsaliert. Elf Prozent gaben sogar an, mehrmals im Monat Opfer von Mobbing geworden zu sein. Aktuelle Zahlen werden im Laufe dieses Jahres erwartet, wenn die jüngste HBSC-Studie mit Material von 2018 veröffentlicht wird.

„Jeder Schüler ist ein potenzielles Opfer oder ein möglicher Täter“, betont der Bildungsminister. Wobei Opfer später gerne zu aktiven Tätern werden oder zumindest Mobbing passiv an anderen Schülern tolerieren. Wichtig sei es, Fälle früh zu entdecken und der Gewaltanwendung vorzukommen. Zudem müsse zwischen alltäglichen Konflikten und systematischem Mobbing unterschieden werden. Dies sei eine Voraussetzung für jede Mobbing-Strategie und müsse geklärt werden, bevor konkrete Eingriffe vorgenommen werden.

„Stay Cool“ und „Stop Mobbing“

So werden die unterschiedlichen Richtlinien und Maßnahmen auch von den einzelnen Schulen ausgearbeitet. „Jede Schule hat ihre eigenen Strategien für Eingriffe vor, während und nach solchen Attacken“, erklärt Claude Meisch. Diese reichen von der Prävention über das Erkennen von Konflikten bis hin zu konkreten Eingriffen im Fall eines Übergriffes. Wichtig sei es hervorzuheben, dass die Verantwortung sowohl bei der Schulgemeinschaft als auch bei den Eltern liege, um die nötigen Reflexe zu entwickeln, in solchen Situationen aktiv werden zu können.

Der Bildungsminister geht in seiner Antwort auf eine ganze Reihe von Maßnahmen und Projekte ein, die auf den unterschiedlichsten Ebenen greifen können. In verschiedenen Lyzeen wurden beispielsweise Anti-Mobbing-Einheiten ins Leben gerufen, die aufklären, eingreifen und unterstützen. Schulen greifen zudem verstärkt auf die ausgebildeten Vermittler von „Stop Mobbing“ zurück. Die Mediatoren des SCRIPT stehen Grundschulen und Lyzeen quasi auf Abruf zur Verfügung. Sie helfen mit Präventionskampagnen, begleiten betroffene Schüler oder gar ganze Klassen und unterstützen auch Lehrer und Eltern.

Lehrer und Erzieher können indessen auf ein breites Angebot an Fortbildungen zurückgreifen, die vom „Institut de formation de l’Education nationale“ (IFEN) und dem „Centre psycho-syocial et d’accompagnement scolaires“ (CePAS) angeboten werden. Darunter befinden sich auch Kurse, die sich spezifisch mit Cybermobbing auseinandersetzen. Außerdem veranstalte das CePAS regelmäßig Informationsabende und öffentliche Konferenzen für Eltern und Lehrer, so Meisch.

Im Laufe des Jahres wird das CePAS ein interaktives Theaterprojekt umsetzen, das sich mit dem Thema Mobbing auf einer künstlerischen Ebene im Austausch mit den Schülern befasst. Anschließend seien konkrete Aktionen in den Schulen geplant. Das Projekt „Stay Cool“ richtet sich spezifisch an Täter, die in diesem Zusammenhang von einem Antigewalttraining profitieren können, während „Peer-Mediation im Schulalltag“ Schüler ermutigt, Konflikte auf konstruktive Art zu lösen, ohne dass Erwachsene eingreifen müssen. Bee Secure hingegen betreibt Aufklärungsarbeit zum Thema Internetsicherheit und Cybermobbing. „Mittlerweile werden mehr als 1.000 Informations- oder Weiterbildungskurse in den Schulen selber oder auch außerhalb angeboten“, betont Claude Meisch.

Sollten all diese Angebote nicht greifen oder besonders harte Fälle vorliegen, sind in den Bildungsrichtlinien disziplinarische Streifen gegen Täter im Sekundarschulunterricht vorgesehen. Doch: „Mobbing und Cybermobbing sind in Luxemburg keine explizite Straftat“, gesteht der Bildungsminister. „Körperliche Gewalt oder die Anstiftung zu Gewalt und Hass sind aber durchaus strafbar.“

Alice Frohnert
12. Juni 2021 - 0.59

Sehr gut....wichtig, diese Kriminalität kommt ans Tageslicht, die Schule ist ein Tatort...ähnlich der Familie...auch Lehrer werden bedroht und gemobbt, erschreckend.

Alice Frohnert
12. Juni 2021 - 0.56

Sehr gut, dass man darüber spricht und schreibt....

de Pol
20. Januar 2020 - 18.07

In vielen Fällen ist Mobbing schwer nachweisbar . Die Opfer von Mobbing sind ihren Peinigern quasi schutzlos ausgeliefert, denn gegen diese hinterhältige und oft subtile Art der Ausgrenzung und der Ächtung ist schwer anzukommen. In den Schulen ist jede/r einzelne/r Lehrer/in gefordert . Das bedeutet Mut und Verantwortungsbewusstsein.