EditorialLet Engel be Engel: Fokus zwischen One-Man-Show und Programmpartei

Editorial / Let Engel be Engel: Fokus zwischen One-Man-Show und Programmpartei
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ideen? Check! Programmpunkte? Ja! Erfahrene Kandidaten? Haben sie auch! Auf dem Papier scheint die neue Partei um Frank Engel bislang nicht alles falsch gemacht zu haben. Dass das Enfant terrible der konservativen Parteilandschaft in Luxemburg in den Kulissen die Fäden zieht, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen, hat auch System. Der Spitzenkandidat weiß: Fokus überlebt den Herbst nur, wenn er den politischen Drahtseilakt meistert – zwischen zu viel Engel und nicht genug. 

Doch wie viel Engel verträgt eine Partei? In der CSV war diese Frage ab einem gewissen Zeitpunkt relativ rasch beantwortet. Gemütlich war er noch nie, der ehemalige Parteipräsident der Christlich-Sozialen. Was sich die Parteiführung eigentlich von dessen Nominierung versprochen hatte, scheint bis heute nicht recht klar zu sein. Denn: Verstellt hat sich der Mann aus dem Norden noch nie. Einen Hehl aus den eigenen Ambitionen hat er auch nie gemacht. Weder als Jungkonservativer noch als Europaabgeordneter, und schon gar nicht als Parteichef.

Diese Offenheit stünde ihm auch nun gut zu Gesicht. Anstatt sich hinter politischen Floskeln einer Programmpartei zu verstecken, die mit Argumenten zu punkten versucht, sollte Engel der Wählerschaft reinen Wein einschenken. Denn: Reine Nächstenliebe hat ihn wohl kaum dazu gebracht, einen Sitz im Parlament anzustreben. Fokus ist seine letzte Chance, politisch relevant zu bleiben.  

Doch wie viel Engel verträgt Fokus? Die Antwort auf diese Frage steht noch aus. Als Zugpferd dürfte der konservative Politiker der Partei ganz gelegen kommen, verleiht er ihr doch Ausstrahlung und Glaubwürdigkeit. Interessanterweise scheint auch Engels Ruf nicht allzu sehr unter den Vorkommnissen der letzten Jahre gelitten zu haben. Die Freundeskreis-Affäre konnte der Stehaufpolitiker letzten Endes relativ unbeschadet überstehen. Und zwar, weil er sich selbst treu geblieben ist, ohne sich gleichzeitig in politische Schlammschlachten zu stürzen.

Dem Vernehmen nach hat sich Engel nicht nur Feinde innerhalb seiner alten Partei gemacht. So soll es auch bei der CSV immer noch Politiker geben, die ihrem ehemaligen Weggefährten die Daumen drücken. Das aber offensichtlich nur im Stillen. Zu einem Wechsel des Parteibüchleins konnten diese vermeintlichen Freunde dann doch nicht bewogen werden. 

Für die kommenden Monate besteht die Herausforderung nun darin, Engel Engel sein zu lassen, ohne dass Fokus in eine One-Man-Show abgleitet. Die Partei will zunächst also mit Inhalten punkten, und die dazu passenden Köpfe nachliefern. Man darf also gespannt sein, welche Kandidaten Fokus noch aus dem Hut zu zaubern gedenkt, die hinter die angekündigten Ideen passen.

Mit bestimmten Programmpunkten dürften Engel, Ruppert, Kneip und Co. wohl aber jetzt schon für Diskussionen sorgen. Mit der „emphyteutischen Bauoffensive“ etwa, einer „ekligen“ Mobilisierungssteuer, der Direktwahl eines Premierministers oder Steuern auf spekulativen Finanztransaktionen. Es sind dies Ideen, die das einfache Wählervolk durchaus aufhorchen lassen.

Einer DP oder LSAP wird die Partei wohl kaum Wähler streitig machen. Wenn es Fokus aber schafft, den Wählern die richtige Botschaft zu vermitteln, dann dürfte die Partei bei den Parlamentswahlen für die eine oder andere Überraschung gut sein. Dafür aber sollte sich das starke Zugpferd an der Spitze nicht zu sehr hinter Programmpunkten und anderen Köpfen verstecken. Ganz nach dem Motto: „Let Engel be Engel“. Fokus ist einerseits zwar mehr als nur eine Frank-Engel-Partei, andererseits aber auch nur das: eine Frank-Engel-Partei. 

Nicolas
20. März 2023 - 13.26

Op alle Fall leiwer eng Engel Partei wielen , ewei eng Partei wou esou falsch Leit dran sin ewei Hansen and Co.