Gesundheit Kurorte blicken optimistisch in die Zukunft

Gesundheit  / Kurorte blicken optimistisch in die Zukunft
Eine Schwimmanlage wie diese macht Lust auf mehr. Mondorf ist wegen des Heilwassers beliebt und bekannt. Das „Domaine thermal“ hat 5.800 Kurgäste jährlich im Durchschnitt.  Foto: Editpress/Claude Lenert 

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Der Schock des Lockdowns mit leeren Kuranlagen hat Spuren hinterlassen. Auch die Touristen blieben weg. Alles leer. Wie unterschiedlich Kurorte mit der Situation umgehen, zeigen Mondorf (L) und das etwas mehr als 50 Kilometer entfernte Weiskirchen (D). In beiden Orten, der eine bekannt fürs Heilwasser, der andere für die Luft, ist der Betrieb nun wieder angelaufen. Beide blicken optimistisch in die Zukunft.

Paul Hammelmann (68), seit zehn Jahren der Präsident des Verwaltungsrates des „Domaine thermal“ in Mondorf, ist krisenerfahren. „Als ich damals diesen Posten übernommen habe, war die Finanzkrise gerade in vollem Gang“, sagt er. Damals wie heute entfällt eine wesentliche Einkommensquelle des „Etablissement public“, der Kongress- und Seminarbereich. Der Wirtschaft geht es schlecht und der Kurort schreibt rote Zahlen.

Entgegen allen Rufen zum Sparen entscheiden sich die Verantwortlichen damals für ein umfangreiches Investitionsprogramm. Ab 2010 beginnen Bauarbeiten. Der Saunabereich wird vergrößert, das Vier-Sterne-Superior-„Hôtel du Parc“ mit den 100 Zimmern wird renoviert, der Wellness- und Fitnessbereich, die Räume für die Rückenschule, Küche und Restauration werden neu ausgestattet. „Es hat sich gelohnt“, sagt Hammelmann. „Seit 2015 schreiben wir wieder schwarze Zahlen.“ Bei einem Gesamtbudget von 30 Millionen Euro beträgt der durchschnittliche Jahresgewinn seitdem eine Million Euro nach Steuern.

320 Mitarbeiter beschäftigt das „Domaine“, von denen damals wie heute niemand entlassen werden musste. 55 Prozent davon sind Franzosen, 20 Prozent Deutsche, 25 Prozent Luxemburger. Das war auch während des Lockdowns zwischen dem 16. März und Anfang Juni so. Niemandem musste gekündigt werden, lediglich die 15 Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten während dieser Zeit in dem ansonsten verwaisten Kurzentrum.

Aufgeschobene Kuren abarbeiten 

„Wir haben schon vorher die Anzahl der Gäste heruntergeschraubt, weil sie vielfach zur Risikogruppe gehören“, sagt Hammelmann. Der Verwaltungsratspräsident betont gerne, dass Mondorf ein „Domaine thermal et de santé“ ist, von dem Kompetenzen im Gesundheitsbereich erwartet werden dürfen. Deshalb stand der Kurort parat, um bereits genesene Covid-19-Patienten aufnehmen zu können, die Nachversorgung brauchen. „Das ist nicht zum Tragen gekommen“, sagt Hammelmann.

5.800 stationäre und ambulante Kurpatienten sind normalerweise pro Jahr in Mondorf, die Touristen, die in dem Vier-Sterne Superior-Hotel absteigen, nicht mitgezählt. „Momentan arbeiten wir die ausgefallenen Kuren ab“, sagt Hammelmann, der den Ausfall der Einnahmen im Kurbereich auf 15 Prozent schätzt. Angesichts der Sicherheitsbestimmungen ist der Restaurant-, Hotellerie- und Kurbetrieb auf 60 Prozent des Normalbetriebes heruntergefahren.

Das ist noch gut, gemessen an dem, was andere Betriebe nur noch leisten dürfen. Das „Domaine“ hat einen entscheidenden Vorteil. Es verfügt über großzügige Flächen. Viele Gesundheits- und Fitnessangebote können in den 23 Hektar großen Park verlegt werden, die Terrassen der Restaurants sind ausladend. „Social Distancing ist für uns kein Problem“, sagt Hammelmann. Nicht nur Luxemburger, sondern auch viele Belgier honorieren das. Beide Hotels des „Domaine“ erholen sich gerade von der Schließung und waren an den vergangenen Wochenenden ausgebucht.

Investitionen sollen Angebot erweitern 

Und wie schon 2010 reagieren die Verantwortlichen mit Investitionen. Ab 2021 geht eine neue Baustelle los. Der Gebäudekomplex neben den „Anciens thermes“ muss nach 20 Jahren komplett renoviert werden. „Auf uns kommt eine Baustelle zu, die voraussichtlich drei bis vier Jahre dauert“, sagt Hammelmann. Um den Betrieb aufrechterhalten zu können, wird ein neues Gebäude daneben gebaut.

In ihm soll nach Abschluss der Arbeiten das Kurangebot des „Domaine“, das von der Behandlung von Rheumaerkrankungen über Atemwegserkrankungen bis zu Adipositas reicht, erweitert werden. „Wir wollen Krebspatienten, die bislang ins Ausland zur Kur müssen, behandeln können“, sagt Hammelmann. Das „Domaine thermal“ blickt positiv in die Zukunft.

Ähnlich ist die Stimmung im etwas mehr als 50 Kilometer entfernten Weiskirchen im Saarland. Im Gegensatz zu Mondorf steht dort der Kurbetrieb nicht still während des Lockdowns. Nach Angaben der Gemeinde kuren dort im März noch 328 Patienten pro Tag stationär, Tendenz fallend. Im April und Mai sind es nur noch rund 130 Menschen pro Tag. Nach dem Ende des Lockdowns steigen die Zahlen wieder und im Juni und Juli werden nach Gemeindeangaben neun Patienten aus Luxemburg aufgenommen.

Bürgermeister Wolfgang Hübschen (CDU) erklärt die Nicht-Schließung mit der Tatsache, dass die von der Caritas Trier betriebene Klinik mit 500 Betten in der Krise kurzfristig als Akutzentrum hätte funktionieren können, weil sie alles vorhält, was an Covid-19 erkrankte Patienten brauchen. Der 59-Jährige ist seit 2018 Bürgermeister der 6.500 Einwohner zählenden Gemeinde mit den fünf Ortschaften.

„Die Kuren, die zurückgestellt werden mussten, werden gerade nachgeholt“, sagt Michael Trouvain (35), in der Gemeinde für Touristik zuständig. Es sind trotz Absagen viele. Aktuell liegt die Zahl der Kurgäste in der Klinik bei 364 Patienten pro Tag und damit sogar über dem Jahresdurchschnitt von 2019. Wie Mondorf, das durch den Zusatz „les Bains“ gerne als „Thermalstadt“ bezeichnet wird und das „Domaine thermal“ vorweisen kann, hat Weiskirchen einen Anspruch einzulösen.

Die Gemeinde ist seit 2000 ein heilklimatischer Kurort der „Premium Class“. 16 davon gibt es in Deutschland und hebt die saarländische Gemeinde damit auf den gleichen Rang wie beispielsweise Garmisch-Partenkirchen oder Königstein im Taunus. Gerade erst 2018 hat die Gemeinde das Siegel erneuert, das alle fünf Jahre unter Beweis gestellt werden muss.

Morgens Fango, abends Tango

Weiskirchen ist seit seiner Ernennung zum Heilklimatischen Kurort 1969 auf Kurgäste festgelegt und damals der einzige im Saarland. Das ist die Initialzündung, sich gleichzeitig auf Tourismus festzulegen – ähnlich wie in Mondorf. Das Vier-Sterne-Parkhotel mit den 200 Betten ist ein „Superior Hotel“ wie in Mondorf. Das daneben liegende „Vitalis“ mit Schwimm- und Saunalandschaft, Fitnesszentrum, Behandlungsräumen für Massagen und Krankengymnastik sowie Beauty Farm und direktem Zugang zum Hotel steuert die Gemeinde bei – allerdings ohne Thermalwasser.

Der Zusatz „Heilklimatischer Kurort“ zahlt sich lange aus. Weiskirchen lebt gut von den Kurgästen, die in der Gemeinde nach den Anwendungen ihre Freizeit verbringen. Zeitweise ist das Motto: „Morgens Fango, abends Tango“. Heute ist das anders. Seit den Gesundheitsreformen in den neunziger Jahren werden weit weniger Kuren bewilligt.

6.500 Menschen machen im Jahr 2019 in Weiskirchen eine Kur, darunter zehn Patienten aus Luxemburg. Sie sind im Zentrum der Gemeinde wenig zu spüren. In Coronazeiten noch weniger, denn sie gehören zum Großteil zur Risikogruppe und ihre Mobilität ist stark eingeschränkt. Bürgermeister Hübschen schätzt, dass nur etwa 20 Prozent der Patienten gelegentlich während ihrer Kur ins Zentrum kommen. Die Klinik liegt zwei Kilometer vom Kern Weiskirchens entfernt mitten im Gemeindewald.

Schon vor Jahren hat die Gemeinde deshalb konsequent auf Tourismus gesetzt. Es war die einzige Alternative. „Wir dürfen hier keine Industrie mit Emissionen ansiedeln“, sagt Bürgermeister Hübschen. An alte Zeiten und die saarlandweite Vorreiterrolle in Sachen Tourismus kann Weiskirchen aber nicht mehr anknüpfen, obwohl das Parkhotel stattliche Gästezahlen vorzuweisen hat. Im Jahr 2019, die Tagungen und Seminare nicht mitgezählt, beherbergt das Haus knapp 13.000 Gäste. 2.000 davon kommen nach Gemeindeangaben aus Luxemburg.

Die gute Luft und die waldreiche Umgebung ziehen viele Naturliebhaber an und im Gegensatz zu Mondorf ist der Seminar- und Tagungsbetrieb wieder erlaubt. Die Gemeinde hat einiges zu bieten. 60 Kilometer vom Deutschen Wanderinstitut prämierte Wanderwege auf fünf Traumschleifen, zehn Kilometer Anteil an Deutschlands schönstem Fernwanderweg, dem Saar-Hunsrück-Steig, 65 Kilometer Fahrradwegenetz, 60 Kilometer Heilklimawege und ein Nordic-Walking-Netz von 30 Kilometern.

Viel Wald, gute Luft: „Waldbaden“ als neues Standbein

Wohl auch deshalb geht es derzeit touristisch wieder aufwärts. Nach Gemeindeangaben ist das Parkhotel wieder zu 80-90 Prozent ausgelastet. Einziges Sorgenkind bleibt die Jugendherberge, die schon lange auf eine zugesagte Modernisierung wartet. „Das wäre ein herber Schlag für Weiskirchen, wenn wir sie verlieren“, sagt Bürgermeister Hübschen.

Er sagt das vor dem Hintergrund dessen, was Weiskirchen plant, weil mit Schulklassen und anderen Jugendgruppen dort eine begehrte Zielgruppe absteigt. Getreu dem Landesmotto „Großes entsteht im Kleinen“, mit dem das Saarland an den Grenzen Besucher begrüßt, will die Gemeinde ein neues Standbein aufbauen.

An Investitionen, wie sie Mondorf vorhat, ist hier nicht zu denken. „Aktives Naturerleben und Waldbaden im Kur- und Heilwald“ für Kurgäste und Touristen ist das neue Steckenpferd. Ein Aufenthalt im Wald beeinflusst die Heilung positiv, wie wissenschaftliche Studien seit Jahren belegen. Die waldreiche Landschaft um Weiskirchen ist dafür geradezu ideal.

Prämierte Wanderwege in Weiskirchen

Zwei-Tälerweg: 12,7 km; Hochwaldpfad: 12 km; Wildnistrail: 17,5 km; Georgi-Panoramaweg: 14 km; Wildkatzenpfad: 4,7 km.