Escher „Fourrière“Keine Lösung in Sicht für die beschlagnahmten Autos im öffentlichen Raum

Escher „Fourrière“ / Keine Lösung in Sicht für die beschlagnahmten Autos im öffentlichen Raum
Neues „Material“ wird angeliefert: Ein Abschleppdienst bringt Anfang dieser Woche zwei weitere Autos in die rue Henri Koch in Esch Foto: Editpress/Philip Michel

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Sie sind wieder da auf dem Escher Stadtgebiet, die von der Polizei abgeschleppten und beschlagnahmten Autos. Diesmal stehen sie entlang der rue Henri Koch nahe dem Kreisverkehr Raemerich. Das Ministerium für innere Sicherheit geht derweil auf Tauchstation.

Seit einigen Wochen schon stehen 20 und mehr Fahrzeuge entlang der rue Henri Koch im Escher Viertel Sommet. Sie alle sind von der Polizei temporär stillgelegt, davon zeugen die gelben Krallen an den Rädern. Das Problem der fehlenden Abstellmöglichkeiten ist seit fast zwei Jahren akut. Genauer, seitdem am 14. August 2020 die provisorische „Fourrière“ für den Süden und Osten des Landes in der Gebläsehalle in Belval aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde. Eine Lösung wurde seitdem nicht gefunden.

Rückblick: Im Oktober 2020 berichtete das Tageblatt erstmals über das Problem der von der Polizei stillgelegten Fahrzeuge auf dem Escher Stadtgebiet. Damals besetzten sie die Parkplätze am Konservatorium, was zu Protesten der Anwohner sowie der Eltern der Musikschüler führte, die hier ihre Kinder absetzen und abholen. Sogar auf den „Kiss-and-Go“-Plätzen standen abgeschleppte Autos. Daraufhin wich man ein wenig weiter ins Grenzer Viertel aus und stellte die Wagen in der rue de Barbourg in unmittelbarer Nähe zu den Gemeindeateliers auf den Langzeitparkplätzen ab. Die Autos waren dort dem Vandalismus ausgesetzt und wurden wohl von Passanten als gratis Ersatzteillager verstanden. 

Minister Henri Kox (“déi gréng“)
Minister Henri Kox (“déi gréng“) Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Im September 2021 musste der zuständige Minister für innere Sicherheit, Henri Kox („déi gréng“), bereits die vierte parlamentarische Frage zu der „Fourrière“ im Süden beantworten, ohne dass sich irgendetwas am Sachverhalt geändert hätte. Die von den Escher Gemeindeverantwortlichen vorgeschlagenen provisorischen Lösungen wurden verworfen und es wurde auf die Schaffung einer „Fourrière“ am Kreisverkehr Raemerich verwiesen, die allerdings frühestens Anfang 2023 in Betrieb genommen werden könne. Auch eine Alternative in Lamadelaine zerschlug sich. Anfang dieses Jahres gab es dann die Hoffnung auf eine provisorische Lösung in Bettemburg. In der Tat waren die beschlagnahmten Autos wieder aus dem Escher Stadtbild verschwunden.  

Ministerium auf Tauchstation

Bis sie vor wenigen Wochen in der rue Henri Koch wieder auftauchten, was auf das Ende der provisorischen Lösung für das Provisorium schließen lässt. Bestätigen konnte das Ministerium das auf Tageblatt-Anfrage nicht. Vielmehr ging man mehr oder weniger auf Tauchstation. Das Tageblatt hatte nach dem aktuellen Stand in Sachen „Fourrière“ gefragt. Und wo die beschlagnahmten Autos momentan abgestellt würden. Und natürlich auch, ob die Lösung am Kreisverkehr Raemerich noch immer aktuell sei, und falls ja, wie der Zeitplan dazu aussehen würde. Zu guter Letzt stand die Frage nach einer definitiven Lösung für einen permanenten Standort.    

Sie sind wieder da, die abgeschleppten Autos in Esch
Sie sind wieder da, die abgeschleppten Autos in Esch Foto: Philip Michel/Editpress

Momentan würde an einer Lösung gearbeitet, hieß es vonseiten des Ministeriums, und es gebe keinen Fortschritt im Dossier, den man publik machen könne: „Soubal et am Dossier weider Beweegunge gëtt, iwwert déi mir kommunizéiere kënnen, wäerte mir dëst och ausféierlech maachen.“ Dazu ein Verweis auf die parlamentarischen Fragen 5484 und 5887. In der Frage 5484 geht es im Übrigen um eine geplante Covid-Demonstration vor dem Kirchberger Krankenhaus. Gemeint war wohl eher die Nr. 5481, in der der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) sich Details zur geplanten definitiven Lösung im Eurohub Sud wünschte. Diese Lösung war Ende November 2021 bei einer Zusammenkunft zwischen Minister Kox, der Polizeidirektion und der Bürgermeister der betroffenen Region ins Auge gefasst worden. Sie lässt sich aber gleich aus mehreren Gründen (unter anderem wegen des allgemeinen Bebauungsplans) nicht realisieren, wie es in der Antwort an Biancalana heißt. 

Die parlamentarische Frage 5887 von Marc Goergen (Piraten) aus dem März dieses Jahres war dann die siebte zu diesem Thema seit August 2020. Goergen wollte wissen, ob in Luxemburg ähnlich wie in Belgien eine Zusammenarbeit mit den Abstelldiensten zur Aufbewahrung der beschlagnahmten Autos bestehe. Die gibt es in der Tat, antwortete Henri Kox, jedoch würde sie 15 bis 20 Euro pro Tag und Auto kosten. Da die Prozedur bei von Besitzern aufgegebenen Fahrzeugen 150 Tage dauert, würde der Steuerzahler auf Kosten von 2.000 bis 3.000 Euro sitzen bleiben, hieß es in der Antwort. 

Fazit: Die unendliche Geschichte geht weiter. Zwei Jahre nach Schließung der Gebläsehalle ist man keinen Schritt weitergekommen. Davon kann man sich momentan in der rue Henri Koch in Esch überzeugen. Am Mittwoch standen dort 25 Fahrzeuge mit gelber Radkralle.