EditorialKatar: Boykott? Ja, aber …

Editorial / Katar: Boykott? Ja, aber …
Das „Education City Stadium“ ist eine von acht WM-Arenen Foto: AFP/Karim Jaafar

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Katar ist wieder in aller Munde. In der Welt und auch in Luxemburg. Der Wüstenstaat, der in den vergangenen Jahren etliche Sport-Top-Events veranstaltete und im November und Dezember 2022 die nächste Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten soll, steht weiterhin wegen Verletzungen der Menschenrechte stark in der Kritik. Ein Boykott wird gefordert.

Laut einem rezenten Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian starben seit Beginn der Bauarbeiten für das Großevent rund 6.500 Gastarbeiter. Gemessen an westlichen Standards befindet sich das Land gesellschaftspolitisch gesehen noch immer in der Steinzeit. Die Rechte von Frauen, Homosexuellen oder einfach nur Andersdenkenden werden mit Füßen getreten. Bestechungsvorwürfe begleiten seit der WM-Vergabe 2010 das Turnier. Der komplette Fußballkalender wurde über den Haufen geworfen, damit die Nationalmannschaften sich im Winter im Wüstenstaat duellieren können.

Es gibt also genügend Gründe, warum die WM nie hätte in Katar stattfinden sollen. Die Frage ist jedoch, ob ein Boykott zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt Sinn ergibt. Menschenrechtsorganisationen oder besonders aktive Humanisten würden diese Frage sofort mit Ja beantworten. Ihre Haltung ist aber nur halb so humanistisch, wie sie glauben.

Eine Fußball-Weltmeisterschaft zu boykottieren, wäre ein großes Zeichen. Ein größeres Zeichen wäre es, alle internationalen Wettbewerbe in Katar abzulehnen. Ganz nach dem Motto: Sportler der Welt, vereint euch.

Ein eher unrealistisches Szenario, denn nur die wenigsten Sportler wollen auf ihr Karriere-Highlight verzichten. Es ist nicht human, davon auszugehen, dass es selbstverständlich ist, dass  Athleten, die ihr ganzes Leben auf einen Moment auf der internationalen Bühne hingearbeitet haben, auf ein Event verzichten, das ihre Karriere verändern könnte. Es ist schlicht und einfach egoistisch und naiv, dies von einem Sportler zu verlangen. Vor allem bei Einzelsportlern geht es sehr oft um die persönliche Existenz.

Das Thema hat kürzlich auch wieder Luxemburg erreicht. Die Fußball-Nationalmannschaft wird am 24. März ein Freundschaftsspiel gegen Katar bestreiten. Als Ausrichter der WM wurde es den „Weinroten“ – so ihr Spitzname – erlaubt, in der Europa-Qualifikationsgruppe A mitzuspielen. Der Aufschrei war groß. Das eigentliche Problem ist aber nicht, dass die Katarer zur sportlichen Vorbereitung auf das Turnier 2022 zugelassen wurden. Auch Frankreich wurde als Gastgeber der WM 2018 in eine Quali-Gruppe integriert. 

Die Problematik Katar muss früher bekämpft werden und nicht erst, wenn bereits alles entschieden ist. Sport ist seit über einem Jahrzehnt das wichtigste Marketing-Instrument des Staates. Aufgrund der unglaublichen finanziellen Stärke der Katarer sind Wirtschaftsblockaden derzeit kein größerer Grund für die Machthaber, ihre Politik in Sachen Menschenrechte drastisch zu verändern. Das kleinste Land der Arabischen Halbinsel kann aufgrund seiner reichen Bodenschätze während sehr langer Zeit ohne Hilfe aus dem Ausland auskommen.

Deshalb sind die Dachverbände der verschiedenen Sportarten gefragt. Es steht in ihrer Verantwortung, Katar – trotz der finanziellen Verlockungen – als Gastgeber von Top-Events auszuschließen und damit dessen Machthaber unter Druck zu setzen. Es kann und darf nicht die Aufgabe der Athleten sein, diese Rolle zu übernehmen.

Claudio Mariotto
11. März 2021 - 6.22

Die Fußball – WM so wie andere ist das Resultat einer korrupten Verwaltung!

Jimbo
10. März 2021 - 21.56

Geld regiert die Welt! A vum Geld huet Luxusbuerg jo ganz vill..

FC Schinnegebeess
10. März 2021 - 14.38

@ Blücher - Ganz genau ! Vielleicht sollte Qatar daran denken EU-Länder nicht zur WM einzuladen ;-)

Peter G.
10. März 2021 - 13.01

@Sully Den Satz den Sie schrieben, könnte man auch nach dem Komma ersetzen durch „damit die sich in Luxemburg sowie in anderen EU-Ländern so breit machen konnten.“

Sully
10. März 2021 - 12.35

Wie viel Schmiergelder müssen da geflossen sein, um so einen Staat als Ausrichter zu benennen.

Blücher
10. März 2021 - 11.39

Die westliche Welt stellt die letzten Jahre die Geschichte der Kolonisation immer mehr in den Fokus , verurteilt das Vorgehen der Kolonialmächte, das Aufzwingen unserer Kultur , Ansichten, Religion . Wir Abendländer scheinen durch die Kolonialgeschichte nichts dazugelernt, verfallen denselben Dogmen und versuchen wieder schulmeisterlich andere Kulturen zu reformieren. Das Morgenland mit seinen vielfältigen Kulturen , die noch im Modus jahrhundertelanger Traditionen leben, das Stammesdenken der Wüstenvölker noch immer präsent ist, der Islam eine bedeutende Rolle spielt müssen wir respektieren und akzeptieren.Wir wollen ja auch nicht , diese Völker uns unsere Lebensweise vorschreiben oder wir in unserer Denk-,Ansichtsweise falsch liegen .