Bericht „Mentale Gesundheit“Jungsozialisten fordern eine konsequente nationale Strategie

Bericht „Mentale Gesundheit“ / Jungsozialisten fordern eine konsequente nationale Strategie
Psychische Pathologien nehmen seit Jahren zu; Corona verschärft die Lage weiter Foto: Tageblatt-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Während der Woche vom 25. Januar bis 1. Februar haben die Jungsozialisten eine Online-Kampagne zum Thema „Mentale Gesundheit“ durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit veröffentlichten sie nun einen detaillierten Bericht, bei dem sie auf die diversen Aspekte der Problematik eingingen und eine Reihe von Forderungen an die Politik auflisteten.  

Ausgehend von der Feststellung, dass eine von zehn Personen laut „Pacte européen pour la santé mentale et le bien-être“ mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, wie Depressionen, Ängsten, Psychosen sowie Symptomen durch Alkohol- und Drogenabhängigkeit, und ein Fünftel der luxemburgischen Bevölkerung dem „Centre de recherche public de la santé“ (CRP-Santé) zufolge im Jahr 2010 zumindest einmal eine Rückerstattung für psychotrope Substanzen angefragt hat (Antidepressiva, Beruhigungs- und Schlafmittel), aber auch unter Berücksichtigung der Resultate des jüngsten „Quality of work“-Index der Salariatskammer, der das Wohlbefinden am Arbeitsplatz im Jahr 2020, also unter Einfluss der Corona-Pandemie untersuchte, haben die „Jeunesses socialistes luxembourgeoises“ (JSL) den Bericht zur Lage der Mental Health in Luxemburg verfasst.

Sie haben hierbei die Thematik in fünf Bereiche unterteilt; so wurden der juristische Rahmen und die Möglichkeit zur Rückerstattung von Behandlungskosten untersucht, die Personalnot in den Einrichtungen betrachtet und die mentale Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen, bei älteren Menschen und in der Arbeitswelt unter die Lupe genommen. 

Die Notwendigkeit einer konsequenten, nationalen Strategie, so die Hauptforderung der JSL, resultiere aus dem Bericht. In Zusammenarbeit der Ministerien solle die mentale Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden. Daneben fordern die Jungsozialisten eine Reihe von begleitenden Maßnahmen.

Psychologen, Psychiater, Psychotherapeuten …

Noch immer würden Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten verwechselt, obwohl es sich um unterschiedliche Berufe mit verschiedenen Qualifikationen handelt. Dass nur der Besuch beim Psychiater Recht auf eine finanzielle Rückerstattung der Krankenkasse bietet, obwohl es bereits länger die politische Ankündigung gibt, dass diese Praxis geändert werden soll, kritisieren die JSL und verlangen einen gesetzlichen Rahmen, der die Rückerstattung der Kosten eines Psychologen- oder Psychotherapeutenbesuchs vorsieht.  

Der Altersdurchschnitt der Psychiater im Land liegt bei mehr als 50 Jahren, stellen die Jungpolitiker weiter fest. Bei den Krankenpflegern sei die Situation ähnlich; damit sei das Bestehen von Psychiatrien und eines effizienten Behandlungsangebots mittelfristig gefährdet. In diesem Sinn fordern die Jungsozialisten die Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit Blick auf die Überstunden und Bereitschaftsdienste sowie eine Aufwertung des Berufs des Psychiaters sowohl über die Lohn-Nomenklatura als auch durch eine Entstigmatisierung der Gesundheitsberufe im Bereich der psychischen Erkrankungen.

Klimakrise und keine sozialen Kontakte 

Kinder müssten sich heute, so der Bericht weiter, in einer Epoche, geprägt von Konkurrenz-, Leistungs- und Erwartungsdruck, zurechtfinden, müssten sich den Auswirkungen und Gefahren der Klima-Krise stellen und ihren Zukunftsängsten (auch im Zusammenhang mit Corona) stellen; dies zudem unter aktuellem Fehlen von sozialen Kontakten.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden 10 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter einer psychischen Erkrankung. Selbsttötung ist die dritthäufigste Todesursache in der Alterskategorie 15 bis 19 Jahre. Die Anrufe beim nationalen Kinder- und Jugendtelefon aufgrund mentaler Problemen haben 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Deshalb fordern die JSL u.a. Präventions- und Informationsmöglichkeiten bezüglich mentaler Gesundheit mithilfe einer App, mehr Ausbildung in dem Bereich für Lehrkräfte, eine Enttabuisierung des und eine Sensibilisierung für das Thema in den Sekundarschulen sowie die Einführung eines jährlichen „Mental Health Day“. 

Abschalten gelingt nur jedem Fünften

Im nächsten Kapitel zitieren die Jungsozialisten den „Quality of work“-Index 2019 der Salariatskammer, der noch vor Corona feststellte, dass 59 Prozent der Befragten sich während der Arbeit oft mental belastet fühlen, jeder Dritte hohen Stress im Job empfindet und es nur jedem Fünften gelingt, außerhalb der Arbeitszeit abzuschalten. 

Die Forderungen der Jusos die Arbeit betreffend umfassen sowohl eine erhöhte Zugänglichkeit zu Erste-Hilfe-Kursen und zu Formationen bezüglich mentaler Gesundheit als auch die Erleichterung der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer psychischen Erkrankung sowie das Recht, bei großer mentaler Belastung auf der Arbeit professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Weiter sollen die Richtlinien ausgearbeitet werden, die Arbeitgeber erfüllen müssen, um präventiv gegen psychische Krankheiten und Mobbing am Arbeitsplatz vorzugehen. Mittels einer nationalen Strategie sollen flexible Arbeitszeiten, das Recht auf Home-Office sowie eine Verkürzung der 40-Stunden-Arbeitswoche auf absehbare Zeit in Aussicht gestellt werden.

Angst vor der Rente

Das Thema bei den Älteren angehend, zitieren die JSL wieder die WHO, die bei 20 Prozent der Menschen über 60 eine mentale Krankheit oder eine neurologische Pathologie feststellt. Ein Faktor, der zur Verschlechterung des psychischen Zustandes beitrage, sei die oft vorhandene Angst, die mit dem Eintritt in die Rente kommt. Hier beginne ein neuer Lebensabschnitt, mit dem viele Menschen zu kämpfen haben, so die Nachwuchsorganisation der LSAP. Eine Präventionskampagne explizit für Bürger im fortgeschrittenen Alter, die Präsenz von Psychologen in Altersheimen, die Sensibilisierung des Umfeldes der betroffenen Person durch beispielsweise Infoveranstaltungen und Workshops könnten hier Abhilfe schaffen, so die Jungsozialisten abschließend. 

lully
3. Februar 2021 - 18.36

ech fanne flott dat déi Jonk sech Gedanke maachen iwwer ons Gesellschaft vun Haut a versicht een Duerchbleck ze kréien, dee esou gut d'Kanner, d'Jugend, déi Schaffend an déi Eeler mat abannen a mam Fanger op jeeweileg Problematiken opmierksam maan. De Covid19 huet ons All verännert an och onst Ömfeld, do muss Jiddereen versichen domat eens ze gin, äis Zukunft wösse mer net, bleiwt et ee 'normalen' Zoustand oder, wéi esou oft gesoot get, dat et rem esou soll gin wéi et 'viirdru' war. Do get et am Moment keng Äntwert drop. Do hölleft och d'Impfung net an dat Verspriechen dat domat zesummenhängt, d'Hoffnung op ee normal d'Liewen. Gud esou, maacht esou viirun, maacht iech Gedanken iwwert des schwéier Zäiten. All Respekt. lully

Till Spiggel
3. Februar 2021 - 12.51

Gudd dat dir Ierch Suergen maacht, awer vergiesst net ons Politik dorun ze erenneren se fir näechst Joer den Corona Impfstoff bestellen, d‘Impfung muss jo wéi Grippimpfung all Joer nei gemeet gin, well soss schléit dat och op d’mental Gesondheet.