LuxemburgInflation bei Lebensmitteln hat sich weiter beruhigt – vorbei ist die Zeit der Preissteigerungen aber nicht

Luxemburg / Inflation bei Lebensmitteln hat sich weiter beruhigt – vorbei ist die Zeit der Preissteigerungen aber nicht
Die Preissteigerungsrate bei Lebensmitteln ist zuletzt stark zurückgegangen Foto: AFP/Christophe Simon

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Zum zweiten Mal in Folge lag die Jahresinflationsrate in Luxemburg im Mai bei unter drei Prozent. So langsam sind die Preise seit zwei Jahren nicht mehr gestiegen. Vorbei ist die Zeit der hohen Preissteigerungen damit jedoch noch nicht. Spätestens nächstes Jahr soll die Preissteigerungsrate wieder bei über 3 Prozent liegen.

Im Mai 2024 lag die Inflationsrate in Luxemburg bei 2,6 Prozent, wie das statistische Institut Statec am Mittwoch mitgeteilt hat. Das ist leicht höher als im Vormonat April, als sie auf 2,4 Prozent, den tiefsten Stand seit August 2021, gefallen war. Einen Monat zuvor, im März, lag sie noch bei über 3 Prozent, wie in all den Monaten zuvor.

Die Inflationsrate hat sich in den letzten Monaten damit deutlich verlangsamt. In den zwei Jahren zuvor lag die Rate noch bei deutlich höheren 3,7 (2023) und 6,3 Prozent (2022). Einen Höchststand hatte sie im Juni 2022 mit 7,43 Prozent erreicht.

Angefangen, rasant zu steigen, hatten die Verbraucherpreise in der zweiten Jahreshälfte 2021. Damals stiegen vor allem die Energiepreise. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen zur Eroberung der Ukraine organisierte Russland eine künstliche Verknappung des Gasangebots in Europa. Gazprom füllte die Gasspeicher für den Winter nicht auf.

Mit Verzögerung sind nach den Energiepreisen dann nach und nach auch die Erzeugerpreise, die für Rohstoffe und die für Lebensmittel stark gestiegen. Mittlerweile hat Statec auch bei Letzteren wieder eine spürbare Beruhigung der Steigerungsrate gemessen. Zwischen Mai 2023 und Mai 2024 haben sie nur noch um 2,1 Prozent zugelegt, weniger schnell als die Preise im Allgemeinen. Im Januar lagen sie hierzulande noch starke 6,4 Prozent über denen von vor einem Jahr.

Dienstleistungen treiben die Preise

Pro Produkt bleibt die Preisentwicklung jedoch sehr unterschiedlich. So kosten Fisch (minus 1,03 Prozent), Milch, Käse und Eier (minus 0,2 Prozent) heute weniger als vor einem Jahr, für Fleisch (plus 2,97 Prozent), Zucker, Honig und Schokolade (plus 6,6 Prozent) müssen die Verbraucher jedoch merklich tiefer in die Tasche greifen. Auch Getränke, ob mit oder ohne Alkohol, kosten rund 3,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Deutlich teurer geworden sind derweil Pauschalreisen (plus 16,5 Prozent) und Tabak (plus 7,5 Prozent). Auch für eine ganze Reihe Dienstleistungen müssen die Verbraucher heute tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr: Hier haben die Preise im Schnitt um vier Prozent zugelegt. Zugelegt haben ebenfalls die Preise für Telekommunikationsleistungen (plus 4 Prozent). Spürbar günstiger als vor einem Jahr (minus 8,5 Prozent) sind heute derweil die Preise für IT-Material.

Für Erdölprodukte muss der Verbraucher heute wieder 4,2 Prozent mehr zahlen als vor einem Jahr. Nach einigen Monaten mit Preisrückgängen tragen Erdölprodukte seit Januar wieder ihren Teil zu den steigenden Preisen in Luxemburg bei.

Nächste Indextranche im vierten Quartal 2024

Für das Gesamtjahr 2024 rechnen die Statistiker mit nur moderat steigenden Preisen (2,3 Prozent), wie aus der Prognose von letztem Monat hervorgeht. Vieles hänge jedoch an der weiteren Entwicklung der Energiepreise am Weltmarkt ab.

Die nächste Indextranche wird für das vierte Quartal 2024 erwartet. Bedingt durch die hohen Preissteigerungen der letzten beiden Jahre waren Indextranchen zuletzt schneller hintereinander gefallen als üblich. Bei der Berechnung werden Erhöhungen von Steuern und Verbrauchsteuern auf Tabakwaren nicht mit einbezogen.

Allerdings soll die Zeit der moderaten Preissteigerungen nicht von Dauer sein. Im Jahr 2025, wenn europaweit eine Annäherung der Inflationsrate an die angestrebten zwei Prozent erwartet wird, sollen die Preise hierzulande wieder stärker zulegen. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet Statec derzeit mit einer Inflationsrate von 3,1 Prozent.

Hintergrund der erwarteten höheren Preissteigerungsrate hierzulande ist das Auslaufen der staatlichen Stützungsmaßnahmen im Energiebereich zu Jahresbeginn 2025. Ohne zusätzliche Maßnahmen prognostiziert Statec für 2025 einen Anstieg der Gas- und Strompreise um 17 beziehungsweise 60 Prozent. In dem Fall würde im dritten Quartal 2025 eine weitere Indextranche erwartet.

Weniger stark von Energiekrise getroffen

Als nicht unrealistisch hatte Encevo-Geschäftsführer Claude Seywert diese Prognosen zuletzt bezeichnet.  „Wenn nun die Subventionen auslaufen, dann wird automatisch auch der Preis steigen“, sagte er. Dabei seien die Luxemburger Kunden in den beiden letzten Jahren jedoch gut vor den Peak-Preisen geschützt worden. Dass eine stärkere Steigerung beim Strom als beim Gas erwartet wird, erklärt er damit, dass der Gaspreis bereits vor den Tripartite-Maßnahmen stark angestiegen war.

Auch Statec hatte zuletzt unterstrichen, dass „Luxemburger Haushalte weniger stark von der Energiekrise betroffen waren“ als die Haushalte in anderen europäischen Ländern. „Der Strompreis, der bereits vor der Krise niedriger war als der in den meisten europäischen Ländern gezahlte Preis, ist seit 2020 relativ stabil geblieben“, so die Statistiker vor wenigen Tagen im „conjoncture flash“. Dies vor allem, weil die Mehrheit der luxemburgischen Versorger langfristig auf den Energiemärkten einkaufen, und auch wegen der Ende 2022 in der Tripartite ausgehandelten Preisobergrenze. Im Euroraum hingegen sei der Strompreis seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen.

Im Gegensatz zum Strompreis hat sich der Gaspreis in Luxemburg seit Ende 2020 fast verdoppelt. Dank der Tripartite-Maßnahmen hat er sich, anders als in anderen europäischen Ländern, seit 2022 dann stabilisiert. Damit bleibe der Verbraucherpreis für Gas hierzulande deutlich niedriger als in den meisten Ländern der Eurozone, so die Statistiker.