Formel 1Heimsieg statt Heimkomplex: Monaco hofft auf den „Blitzschlag“

Formel 1 / Heimsieg statt Heimkomplex: Monaco hofft auf den „Blitzschlag“
Charles Leclerc hat seinen Heim-Grand-Prix noch nie beendet Foto: dpa/Hasan Bratic

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WM-Kandidat Charles Leclerc ist in Monaco geboren und aufgewachsen. In einem Rennwagen ist er aber auf seinen Straßen bislang vom Pech verfolgt.

Monaco zeigt seinen Stolz auf den Lokalhelden der ganzen Welt. An zahlreichen Häuserfassaden im Fürstentum sind rote Flaggen zur Unterstützung von Charles Leclerc angebracht, meist im Ferrari-Shop gekauft, hin und wieder auch in origineller Eigenproduktion gefertigt. „Charles l’eclair“ (Charles, der Blitz) wird etwa am Balkongeländer eines Plattenbaus mit Hafenblick gewortspielt.

Der Liebling der Monegassen und Ferrari-Massen gibt sich angesichts des Rummels gelassen. „Zu sehen, wie die Stadt sich für den Grand Prix verwandelt, ist etwas ganz Besonderes“, meinte Leclerc, der von Dienstag an zahlreiche Medientermine absolvieren musste. Mental sei das für ihn aber keine Belastung: „30, 40 Minuten vor den Einheiten fokussiere ich mich total, dann ist es wie immer.“

Noch nie im Ziel

Doch diesmal steht noch mehr auf dem Spiel als sonst. Leclerc ist vor seinem Heimrennen erstmals ein WM-Anwärter – und damit auch ein Kandidat für den Sieg beim Klassiker. An Platz eins hat er auf seinen Straßen bislang aber nicht mal geschnuppert.

Bei fünf Heimrennen in der Formel 1 beziehungsweise Formel 2 erreichte Leclerc nie das Ziel, im vergangenen Jahr blieb er als Pole-Setter wegen eines Defekts auf dem Weg in die Startaufstellung liegen. Und vor nicht mal zwei Wochen dann das: Beim Grand Prix Historique drehte er eine Show-Runde in einem Ferrari des legendären Niki Lauda, das Heck brach aus, der sündhaft teure 312B3 aus dem Jahr 1974 schlug in die Leitplanke ein – was unter anderem einen schwer beschädigten Heckflügel zur Folge hatte.

„Wenn du denkst, du hättest bereits alles Pech der Welt in Monaco gehabt – und verlierst dann die Bremsen in Rascasse mit einem der kultigsten Formel-1-Autos von Ferrari“, kommentierte Leclerc bei Twitter humorvoll seinen Fauxpas, der selbstredend ein viraler Hit wurde.

Für den Grand Prix am Sonntag (15.00 Uhr/RTL Zwee) schob die Konkurrenz dem Local Hero eindeutig die Favoritenrolle zu. „Ich glaube, Ferrari hat viel Downforce und wird schnell sein“, meinte Rekordweltmeister Lewis Hamilton: „Da kann ich nur hoffen, dass wir nicht so weit hinten fahren werden.“

Qualifying entscheidend

Und die Standfestigkeit? Der Motorschaden von Barcelona macht Leclerc keine Sorgen mehr. „Wir haben verstanden, was falsch gelaufen ist. Und wir haben es behoben“, erklärte er. Der Ausfall am vergangenen Sonntag kostete ihn den wahrscheinlichen dritten Saisonsieg – und auch die WM-Führung.

Diese übernahm erstmals in der Saison Weltmeister Max Verstappen, der „nicht wirklich“ der Ansicht ist, die Meisterschaft nach drei Siegen in Folge im Griff zu haben. Auf einer Runde sei sein Red Bull nämlich selten schnell genug. Und in Monaco, wo in den letzten 25 Jahren kein Fahrer siegte, der außerhalb der Top drei startete, „ist die eine Runde um Qualifying das Entscheidende“.

Vorteil für den diesjährigen Pole-König Leclerc also? Der hofft zumindest, seinen Tiefpunkt der Monaco-Woche bereits hinter sich zu haben. Am Dienstag nahm er am traditionsreichen Fußballspiel mit Piloten und Prominenten teil. Zufrieden mit seiner Leistung war Leclerc mitnichten. „Ich bin mies, und ich werde auch einfach nicht besser“, haderte er. Zum Glück versteht er seinen Beruf besser. (SID)