ITM im CoronajahrZahl der Arbeitsunfälle steigt: Gewerbeaufsicht verhängt Bußgelder in Höhe von neun Millionen Euro 

ITM im Coronajahr / Zahl der Arbeitsunfälle steigt: Gewerbeaufsicht verhängt Bußgelder in Höhe von neun Millionen Euro 
Jeder Arbeitsplatz birgt Gefahren. 581 Arbeitsunfälle gab es im vergangenen Jahr. Ein Viertel mehr als 2019. Um die Zahl zu verringern, wollen Regierung und Gewerbeinspektion alle Hebel in Bewegung setzen. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Das vergangene Jahr war auch für die Gewerbeinspektion ein schwieriges. Trotz Gesundheitskrise habe die ITM jedoch ihre Rolle als Garant für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz gespielt. Dazu gehört auch, dass die Zahl der Arbeitsinspektoren auf 61 gestiegen ist. 12.728 Kontrollen haben sie 2020 durchgeführt und fast 9 Millionen Euro an Bußgeldern verhängt. Bedauert wird die gestiegene Zahl an Arbeitsunfällen.

2020 war kein Jahr wie ein anderes. Nicht für die Unternehmen, die in Luxemburg ansässig sind oder arbeiten, auch nicht für ihre Mitarbeiter und ebenfalls nicht für die Gewerbeinspektion, wie aus deren Jahresbericht hervorgeht. Doch trotz oder gerade wegen einer noch nie dagewesenen Gesundheitskrise behielt die Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz bei der ITM („Inspection du travail et des mines“) höchste Priorität.

Um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden, mussten allerdings Fragen neu gestellt und Antworten neu gedacht werden. Wie können zum Beispiel Unternehmen weiterarbeiten und gleichzeitig den Schutz der Gesundheit ihrer Mitarbeiter gewährleisten, indem sie der Verbreitung des Virus entgegenwirken? Home-Office, Reorganisation der Arbeitsabläufe, Tragen von persönlicher Schutzausrüstung, wiederholte Reinigung oder Desinfektion der Räumlichkeiten sind Teil jener Gesundheitsmaßnahmen, die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern beachtet werden mussten und die nach wie vor das Arbeitsleben bestimmen. Die diesbezüglichen Vorschriften müssen aber kontrolliert und gegebenenfalls auch durchgesetzt werden.

Zahlreiche Kontrollen

Was Kontrollen angeht, spielt die ITM eine wichtige Rolle. So wurden zwischen dem Beginn des Ausnahmezustandes im März 2020 bis zum 31. Dezember 2020 alleine im Rahmen der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie 2.102 spezifische Kontrollen in allen Bereichen der Wirtschaft durchgeführt. Wenn auch die Gesundheitskrise den größten Teil der Bemühungen in Anspruch genommen hat, so hat die ITM aufgrund angepasster Arbeitsprozesse ihre anderen Aktivitäten nicht vernachlässigt.

Unterm Strich kommt da ordentlich was zusammen. Alle Aktivitäten zusammengenommen hat die ITM im vergangenen Jahr 276.988 Anfragen bearbeitet. Insgesamt führte sie 12.728 Kontrollen durch (inklusive jener wegen Covid und jener während der Schließung der Baustellen). Quer durch alle Bereiche wurden 2.105 Bußgelder mit einem Gesamtbetrag von 8.945.000 Euro verhängt. Diese Zahlen gehen aus dem Jahresbericht der Gewerbeinspektion hervor, der am Montagmorgen von Arbeitsminister Dan Kersch und dem Direktor der ITM Marco Boly vorgestellt wurde.

Mehr Arbeitsinspektoren

Um ihren Aufgaben gerecht zu werden, braucht die ITM Personal. Dan Kersch betont in dem Zusammenhang, dass es besonders wichtig sei, dass die Zahl der Arbeitsinspektoren weiter gewachsen ist. Diese Inspektoren sind die Augen und Ohren des Arbeitsrechtes. „Sie sind keine Schikane für die Betriebe“, sagt ITM-Direktor Marco Boly: „Im Gegenteil, sie sollen Unternehmen wie Arbeitern helfen, im Interesse von Gesundheit und Sicherheit die Gesetze zu respektieren.“ Es sei nicht einfach, solche Leute zu rekrutieren. Abgesehen von unregelmäßigen Arbeitszeiten müssen sie sowohl über Fachkompetenz wie auch über das nötige Einfühlungsvermögen verfügen, um die Kontrollen durchzuführen. Daran mangelte es in der Vergangenheit bei der ITM.

Heute sei das anders, sagt Arbeitsminister Dan Kersch: „Wir haben bereits erhebliche Anstrengungen unternommen und werden in dieser Richtung weitermachen. Ich freue mich, dass unsere Bemühungen der letzten Jahre bereits Früchte tragen und wir damit die Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einhalten können. Die Norm fordert in Industrieländern mindestens einen Inspektor pro 10.000 Mitarbeiter.“

Diesen Standard kann die Gewerbeinspektion bei aktuell um 450.000 Arbeitnehmern nun erfüllen. In der Tat kamen Ende Dezember 2020 auf die insgesamt 206 Mitarbeiter 86 Arbeitsinspektoren. 61 von ihnen sind im Außendienst tätig. Zusätzlich befinden sich 45 Arbeitsinspektoren derzeit in der Ausbildung. Diese dauert im Prinzip zwischen einem und zwei Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 waren nur 19 Inspektoren im Außendienst tätig.

581 Arbeitsunfälle

ITM-Direktor Marco Boly scheint zufrieden mit der Entwicklung. Was ihn aber nach wie vor stört, ist die Art und Zahl der Arbeitsunfälle. Diese sind 2020 gegenüber 2019 um ein Viertel gestiegen, von 466 auf 581. Besonders auf dem Magen scheinen ihm jene Unfälle zu liegen, bei denen Arbeiter schwer verletzt wurden oder gar ihr Leben ließen. „Diese Zahlen müssen wir wesentlich reduzieren“, so Marco Boly. Er weist darauf hin, dass in dem Kontext gemeinsam mit den Verwaltungen an einer Kampagne gearbeitet wird, zum Beispiel auch, um zu verhindern, dass Arbeiter mehrere Meter tief fallen, was leider immer noch einen großen Teil der Arbeitsunfälle ausmache.

Die Aufgabenbereiche der Gewerbeinspektion sind komplex und sehr vielfältig. So hat sie über die Personaldecke hinaus vergangenes Jahr ebenfalls ihre Organisation und Einsatzmethoden weiterentwickelt. Besonders im Bereich der Vorbeugung von Gefahren am Arbeitsplatz. Dort geht es verstärkt darum, über Gesundheit und Sicherheit zu informieren und das Bewusstsein für Prävention bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu stärken.

Was die Zukunft anbelangt, werden weitere Herausforderungen auf die ITM zukommen. Im Bereich von Mobbing am Arbeitsplatz zum Beispiel. Oder durch die Umsetzung von EU-Vorgaben. Im gleichen Maße werden die bei der Gewerbeinspektion benötigten Kompetenzen zunehmen. Mit anderen Worten, die ITM wird weiter wachsen und weiter rekrutieren.

Direktor Marco Boly scheint es dabei nicht bange. Wohl auch weil Minister Dan Kersch am Montag zu verstehen gab, dass die ITM die notwendigen personellen Ressourcen bekommt, um alle ihre Aufgaben erfüllen zu können.

Am Anfang war Napoleon

Die Gewerbeinspektion oder „Inspection du travail et des mines“ (ITM) verdankt ihre Existenz Napoleon Bonaparte. Die erste Gesetzgebung für Minen geht auf das Jahr 1810 zurück. Damals war Luxemburg Teil des „Département des forêts“. „Das macht uns zur ältesten Verwaltung des Landes“, so ITM-Direktor Marco Boly. Am etwas sperrig klingenden Namen hält er bis heute gerne fest. „Die Minen sind Teil unserer Geschichte, Teil unseres kulturellen Erbes“, sagt er.

Arbeitsunfälle

2020 gab es insgesamt 581 gemeldete Arbeitsunfälle. Ein Viertel mehr als 2019. 137 der Unfälle verliefen vergangenes Jahr eher glimpflich, 344 mittelschwer und 96 schwer. In vier Fällen sind Menschen an ihrem Arbeitsplatz tödlich verunglückt. Zahlen, die, wie ITM-Direktor Marco Boly sagt, nicht hinnehmbar seien.

Der Jahresbericht der Gewerbeinspektion zeigt, dass die Verwaltung die nötigen Mittel braucht, um ihren wachsenden Aufgaben nachzukommen. Arbeitsminister Dan Kersch und ITM-Direktor Marco Boly (rechts) wollen dem gerecht werden. 
Der Jahresbericht der Gewerbeinspektion zeigt, dass die Verwaltung die nötigen Mittel braucht, um ihren wachsenden Aufgaben nachzukommen. Arbeitsminister Dan Kersch und ITM-Direktor Marco Boly (rechts) wollen dem gerecht werden.  Foto: Editpress/Hervé Montaigu
Harry
6. Juli 2021 - 19.25

Dann sinn genug Beamten do vir mol um Terrain bei verschidde Boiten durch zegreifen,grad déi wou se ëmmer durch d'Fangere gekuckt hunn.Eng Ursach gëtt ëtt dann nëtt méi wéinst Personalmangel.

Nomi
6. Juli 2021 - 16.39

Di Stroofen vun den Arbechtsakzidenter missten aus dem Patron senger privater Taesch bezuehlt ginn, an net vun der Firma !