Kunstturn-WMEin Wechsel, der guttut: Céleste Mordenti über ihren neuen Lebensabschnitt in Amsterdam

Kunstturn-WM / Ein Wechsel, der guttut: Céleste Mordenti über ihren neuen Lebensabschnitt in Amsterdam
Céleste Mordenti wird bei der WM in Liverpool erstmals von ihrer neuen Trainerin Claudia Werkhoven betreut Foto: FLGym

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Im September begann für Céleste Mordenti ein neues Kapitel in ihrer noch jungen sportlichen Karriere: Für ihr Studium zog es die Kunstturnerin nach Amsterdam, wo sie nun auch ihren Trainingsstützpunkt hinverlegt hat. Ein Wechsel, der der 19-Jährigen sichtlich guttut. 

Als Céleste Mordenti einige Tage vor ihrem Wettkampf bei der Kunstturn-WM in Liverpool das Telefon abhebt, ist sofort eine bemerkenswerte positive Energie zu spüren. Die 19-Jährige hat einige stressige Monate hinter sich, in denen sie sich vor allem auf ihr Abitur konzentrierte und kaum Wettbewerbe bestritt. Eine Zeit, die nicht ganz spurlos an ihr vorbeiging, inzwischen aber überwunden ist. Seit September hat für die FLGym-Turnerin nämlich ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Fürs Studium zog es sie nach Amsterdam, wo Mordenti seit einigen Wochen Kurse in „Artificial Intelligence“ belegt. In den Niederlanden versucht die Athletin des COSL-Elitekaders aber auch Studien und Sport bestmöglich zu kombinieren und so hat sie sich dem hauptstädtischen Klub TurnZ angeschlossen, in dessen Trainingszentrum sie nun trainiert. Ein Wechsel, der ihr sichtlich guttut.

Richtiger Moment

„Am Anfang war es ungewohnt und ich habe etwas Zeit gebraucht, um in diesen neuen Alltag, weg von zu Hause, hineinzufinden“, erklärt die 19-Jährige, als sie über die letzten Wochen spricht. „Doch inzwischen fühle ich mich wirklich wohl, Studium und Training klappen bisher sehr gut.“ Im Vorfeld wurde der Wechsel in die Niederlande genauestens vorbereitet. So konnte Mordenti bereits im Sommer mehrfach am Training in Amsterdam teilnehmen und die anderen Turnerinnen kennenlernen. „Ich wusste so bereits, was sportlich auf mich zukommen würde, und auch für meine Trainingspartnerinnen war es von Vorteil, dass nicht von heute auf morgen plötzlich jemand komplett Neues vor ihnen steht.“

Neben ihren Kursen führt der Weg für Céleste Mordenti somit an sechs Tagen die Woche in die Turnhalle. Viermal pro Woche stehen Trainingseinheiten am Vormittag und späten Nachmittag auf dem Programm, mittwochs und sonntags geht es einmal in die Halle, während der Samstag der einzige freie Tag ist. „Es ist schon ein intensives Programm, aber beim Klub haben sie auch viel Verständnis dafür, wenn ein Kurs mal etwas länger dauert und man dann etwas später beim Training erscheint.“ 

Dass sie endlich wieder eine richtige Trainingsgruppe hat, ist für Mordenti wohl der wichtigste Aspekt. In Luxemburg war sie in letzter Zeit nämlich als Einzelkämpferin unterwegs, da sich ihre ehemaligen Teamkolleginnen bei der FLGym, Chiara Castellucci und Lola Schleich, schwerer verletzten und inzwischen zurückgetreten sind oder sich in einem langwierigen Rehaprozess befinden. „Mehr als ein Jahr war ich alleine, eine Trainingsgruppe hat mir wirklich sehr gefehlt“, bestätigt die 19-Jährige. Und auch wenn sie betont, dass sie keine Probleme hatte, sich Tag für Tag zu motivieren, so machte diese Tatsache die gesamte Situation, die mit dem Abiturstress sowieso schon nicht einfach war, nur noch schwieriger. In den Niederlanden hat sie Trainingspartnerinnen, deren Alter von zwölf bis Mitte 20 reicht und durch die auch das Niveau auf ein anderes Level gehoben wird. Eine ist zum Beispiel auch bei der WM für die Niederlande im Einsatz. Auch die modernere Infrastruktur in Amsterdam kommt ihr sehr entgegen, wie Mordenti zugibt: „Es war absolut der richtige Moment, diesen Schritt zu gehen.“ 

Neue Trainerin

Und so ist die FLGym-Turnerin voller Vorfreude nach Liverpool gereist, denn mit der EM im August in München war sie nicht wirklich zufrieden. Bei den European Championships bestritt sie ihren ersten Wettkampf seit sechs Monaten und konnte erstmals ihre konstante Steigerung der letzten Jahre nicht fortsetzen. Am Ende musste die 19-Jährige sogar um die WM-Teilnahme zittern, stand zuerst einmal auf einem Reserveplatz. „Ich freue mich einfach, dabei zu sein, möchte den Wettkampf genießen und einfach sauber durch meine Programme durchkommen“, erklärt Mordenti ihre Zielsetzung.

Mehr als ein Jahr war ich alleine, eine Trainingsgruppe hat mir wirklich sehr gefehlt

Céleste Mordenti

In Liverpool wird es für die junge Athletin zudem zu einer Premiere kommen, denn erstmals wird sie nicht von Nationaltrainer Piotr Kopczynski betreut, sondern von ihrer Klubtrainerin Claudia Werkhoven, die bereits niederländische Turnerinnen auf Europa-, Wetlmeisterschaften und Olympische Spiele vorbereitet hat. „Es war am Anfang nicht wirklich klar, wie wir das machen sollten. Doch im Endeffekt ist es für mich die beste Lösung mit der Trainerin hier zu sein, die mich auch in den letzten Wochen betreut hat“, erklärt Mordenti die neue Situation, gibt gleichzeitig aber zu, dass es auch etwas komisch ist, Kopczynski erstmals nicht bei einem großen internationalen Wettkampf dabei zu haben: „Mit Gilles (Delegationschef Andring), Manon (Jurorin Keyser) und Piotr waren wir in letzter Zeit eine eingespielte Gruppe, die immer gemeinsam zu den Wettkämpfen gereist ist.“

Vor der EM gab es aber dann doch schon ein erstes Highlight für die junge Kunstturnerin. Céleste Mordenti durfte nämlich vor vier Wochen in Paris am World Cup Challenge teilnehmen. Ihr erster Weltcup überhaupt, bei dem sie unter anderem auf Olympiasiegerinnen aus Tokio traf. „Das war so cool“, erzählt sie mit großer Begeisterung. „Als ich jünger war, war ich als Zuschauerin bei diesem Wettkampf dabei und hatte nicht zu träumen gewagt, dass ich auch einmal dort antreten dürfte.“ Eine Erfahrung, die ihr ihrer Meinung nach auf jeden Fall viel bringt. Am liebsten würde die 19-Jährige in zwei Jahren noch einmal in der Halle in Bercy antreten, denn genau dort werden die olympischen Turnwettkämpfe 2024 ausgetragen.

Im Überblick

Kunstturn-WM in Liverpool:
Mehrkampf WAG, am Sonntag:

Subdivision 6 mit Céleste Mordenti ab 15.15 Uhr (MEZ)