ING Night MarathonFreude und Enttäuschung bei der Premiere

ING Night Marathon / Freude und Enttäuschung bei der Premiere
ING Marathon 2024 Foto: L’essentiel/Vincent Lescaut

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57 Prozent mehr Athleten in der Altersklasse der 18- bis 28-Jährigen, es war eine Nachricht, die besonders Organisationschef Erich François im Vorfeld des ING Night Marathon sichtlich freute. Das Tageblatt unterhielt sich mit drei Läufern dieser jungen Generation, die sich am Samstag zum ersten Mal auf einer dieser Strecken versuchten. Von großer Freude bis zu Enttäuschung war alles dabei, und das Vorhaben, es im nächsten Jahr noch einmal zu versuchen.

Michelle Wantz: In sieben Monaten zum Halbmarathon

Michelle Wantz beendete ihren ersten Halbmarathon in 2:53:02 Stunden
Michelle Wantz beendete ihren ersten Halbmarathon in 2:53:02 Stunden Foto: Jenny Zeyen

Im Oktober begann Michelle Wantz erst so richtig mit dem Laufen. „Von einem Tag zum anderen dachte ich, ich müsste mal mit Laufen anfangen, vielleicht würde es mir ja Spaß machen, und das hat es auch“, erzählt die Medizinstudentin mit einem Lachen. „Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört und der ING ist sehr schnell zu meinem großen Ziel geworden. Es war irgendwie ein Lebenstraum von mir, irgendwann einmal dort mitmachen zu dürfen. Generell ein Halbmarathon und dann ganz speziell der ING, weil man einfach weiß, dass hier eine hervorragende Stimmung herrscht.“

Ein Vorbild hat sie in ihrer Mutter, die in der Vergangenheit selbst zweimal mitgelaufen ist und die Michelle damals dann an der Strecke angefeuert hat. Tipps hat Mama ihr dann auch mit auf den Weg gegeben: „Wie auch andere Leute meinte sie, dass der Schluss, den Kirchberg hoch, sehr schwer ist. Sie meinte aber auch, dass sie ihre Teilnahme selbst in sehr guter Erinnerung hat, dass einen so viele Leute, auch Menschen, die man gar nicht kennt, anfeuern.“ Ein einziges Rennen hat die junge Studentin an ihrem Studienort Würzburg im Vorfeld bestritten, einen Zehn-Kilometer-Lauf: „Hier habe ich gemerkt, dass einen das wirklich pusht, wenn einen Menschen anfeuern und lustige Schilder hochheben.“ Und dass die Stimmung in Luxemburg dies auf jeden Fall toppen wird, das merkte sie dann am Samstag, denn dort schwamm Michelle fast auf einer Euphoriewelle und lief nach 2:53:02 Stunden im Ziel ein und kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Die Stimmung war mega. Es war so toll, dass dein Name auf der Startnummer steht, denn so rufen die Leute an der Strecke ihn, was einen immer weiter motiviert. Da ist es gar nicht schlimm, wenn man allein läuft.“

Ankommen, das war ihr Hauptziel und das hat sie geschafft, auch wenn die Strecke am Ende mehr abverlangte als erwartet: „Es ging mehr hoch und runter, als ich dachte, nicht nur zurück Richtung Kirchberg, sondern auch auf dem Limpertsberg. Ich dachte, dass ich mein Tempo besser halten kann, das war irgendwann nicht mehr so einfach. Doch das Wetter war top. Ich bin so froh, dass ich angekommen bin.“ Weitermachen mit ihrem neuen Hobby, das will Michelle nun auf jeden Fall: „Ich habe wirklich immer Spaß, wenn ich laufe, auch in der Examenszeit habe ich es durchgezogen und ich muss sagen, es hat mir wirklich gutgetan, danach eine Runde zu laufen, um den Kopf wieder frei zu kriegen.“

In sieben Monaten zum Halbmarathon, das muss man bekanntlich auch einmal schaffen, und die 24-Jährige hat nun Blut geleckt. „Ich habe das Gefühl, ich bin so fit wie noch nie zuvor. Ich merke, wie meine Kondition immer besser wird.“ Ein Start im nächsten Jahr ist somit alles andere als ausgeschlossen.

Maxime Toussaint: 1:48:31 bei der Premiere

Ziel erreicht: Maxime Toussaint wollte bei seiner Halbmarathon-Premiere unter 1:50 Stunden laufen
Ziel erreicht: Maxime Toussaint wollte bei seiner Halbmarathon-Premiere unter 1:50 Stunden laufen Foto: Jenny Zeyen

„Ich wollte den ING immer einmal laufen, mal war ich verletzt, dann kam Corona, in diesem Jahr hat es endlich geklappt“, freute sich Maxime Toussaint im Vorfeld des Rennens. „Es hat mich immer gereizt, einmal einen Semi-Marathon zu laufen, und wenn, dann den in Luxemburg.“ Laufen, das ist für Maxime seit 2012 ein Hobby geworden, auf das er nicht verzichten möchte. „Die Idee war einfach, einen besseren Lebensstil zu haben, indem ich mich mehr bewege. Es gab eine Zeit, in der ich 15 Kilogramm mehr wog. Heute ist es einfach ein Hobby und ein guter Ausgleich zu meinem Beruf.“ Maxime Toussaint arbeitet in der Produktion von Podcasts und freut sich somit immer, wenn er an die frische Luft kann, um den Tunnelblick loszuwerden, wie er lachend erklärt.

Seit zwei Monaten wohnt er nun auch in der Hauptstadt und hat sich der inzwischen beim ING Marathon bestens bekannten Laufgruppe „Fat Betty Run“ angeschlossen. Die Laufgruppe motiviert ihn zusätzlich, wie er begeistert erklärt: „Inzwischen sind wir gefühlt zu 60 und man lernt wirklich immer einen neuen Weg kennen. Letztens liefen wir im Wald hinter dem Mudam, ich wusste gar nicht, dass es dort überhaupt solche Wege gibt. Man lernt so viele Leute aus verschiedenen Nationen kennen und das Tempo ist nicht zu hoch, so können auch Anfänger mitlaufen.“ Die Trainingseinheiten helfen ihm so auch, im Training einen langsameren Rhythmus zu laufen, was man bekanntlich auch machen muss, wenn man gerne irgendwann schneller werden möchte.

Auch wenn Maxime Toussaint das Laufen bisher nicht wettkampfmäßig ausübte, so ist er dennoch mit einem positiven Gefühl in seine ING-Premiere gestartet, denn im Training läuft er häufiger zum Spaß schon einmal 21 Kilometer und lief erst am letzten Wochenende eine neue persönliche Bestzeit über 15 Kilometer „Ein erster Semi unter zwei Stunden ist schon sehr gut, hat man mir gesagt. Ich weiß, dass ich das kann. Ich muss nur schauen, dass ich meine Energie kanalisiere, denn ich gehe es oft zu schnell an.“

Am Ende lief es für Maxime dann auch richtig gut, mit 1:48:31 blieb er weit unter der Zwei-Stunden-Marke: „Es war wirklich so cool, wie ich es erwartet habe, und obwohl am Ende die Beine wirklich tot waren. Man hat immer gesagt, dass es vor allem im Zentrum toll ist, doch es gab kaum eine Stelle, an der keine Leute standen.“ Und seine persönlichen Lehren hat er auch schon gezogen: „Jetzt, da ich den Weg kenne, würde ich ihn besser einteilen, ich habe nämlich mit einem Schnitt von 4:50 Minuten pro Kilometer angefangen.“ Einer Teilnahme 2024 steht somit eigentlich nichts im Weg.

Yann Thill: Ein weiterer Versuch im nächsten Jahr

Yann Thill schaffte es nicht ins Ziel, will es im nächsten Jahr aber gerne noch einmal versuchen
Yann Thill schaffte es nicht ins Ziel, will es im nächsten Jahr aber gerne noch einmal versuchen Foto: Jenny Zeyen

Dass es im Sport nicht immer so läuft, wie man es sich wünscht, diese Erfahrung musste Yann Thill am Samstag machen. Zum ersten Mal wollte er einen Marathon bestreiten, und auch wenn es an sich gut lief, kam er nicht ins Ziel. „Bei Kilometer 26 machte der Muskel zu, sodass es einfach unmöglich war weiterzulaufen“, erklärte er nach seiner Rückkehr per Tram in der Luxexpo. Ärgerlich schon, denn an sich fühlte er sich bis zu diesem Zeitpunkt richtig gut. „Mit meiner Zeit war ich eigentlich zufrieden, ich war bei 5:22 Minuten pro Kilometer und ich hatte die Tempomacher von 4:14 Stunden die ganze Zeit vor mir.“ Am Wetter lag es auch nicht, wie er betont. „An sich war alles gut, Wetter, Stimmung, nur der Muskel eben nicht.“

Yann Thill ist eine Person, die sonst sehr sportlich unterwegs ist: Montags Spinning, dienstags Squash oder Badminton, mittwochs und freitags Fußballtraining bei seinem Klub im deutschen Wincheringen, auch Bouldern steht unter der Woche auf dem Programm und am Sonntag schließlich noch die Fußballmatches mit seinem Klub. Dass es auch mal eine Verletzung gibt, weiß er damit gut, so hat er es vor dem Hauptstadtmarathon dann auch beim Fußball etwas ruhiger angehen lassen, um den Start nicht zu gefährden. Zum Laufen ist der Angestellte der Stadt Luxemburg während Corona gekommen: „Es war einfach alles blockiert, sonst war nichts möglich, so habe dann mit Laufen begonnen.“ Seither bestritt er dann auch schon einmal die Route du Vin, seinen ersten Semi beendete er in 1:48 Stunden.

Den Hauptstadtmarathon mitzuerleben, das war dann ein weiteres Ziel, auch wenn er bisher noch nicht einmal als Zuschauer dabei war. Eine ganz große Premiere war die 17. Auflage demnach für den sportlichen jungen Mann: „Im Vorfeld hatte ich schon Tipps bekommen, dass man sehr langsam anfangen soll und dass der Hauptstadtmarathon einer der schwersten ist, den man sich aussuchen kann.“ Im Vorfeld lief Yann Thill dann sogar noch einmal 25 Kilometer, auch um die Schuhe einzulaufen. Das war die längste Distanz, die er dann auch bisher bestritten hat. 

Sportliche Ambitionen hat er jedoch weiterhin, so will Yann Thill nicht nur noch einmal den ING Marathon in Angriff nehmen, sondern auch einmal den Ironman bestreiten. Da lässt er sich auch von der Erfahrung von Samstagabend nicht abschrecken.