Kopf des Tages / Christlich-soziales Urgestein: Jean Spautz feiert seinen 90. Geburtstag

Jean Spautz, CSV-Politiker und Gewerkschafter, hat am 9. September seinen 90. Geburtstag gefeiert
Der Politikertyp Jean Spautz ist heute ausgestorben. Die Zeiten, als junge Menschen es vom Arbeiter bis in höchste politische Ämter schafften, sind definitiv vorbei. Auch wenn es damals schon Einzelfälle waren, bedurfte es doch eines gehörigen Kraftaufwands, sich aus einfachen Verhältnissen heraus in die Welt der Politiker-Notabilitäten zu hieven.
Der Weg aus der „Schmelz“, wo er während 19 Jahren bei der Arbed im Walzwerk gearbeitet hat, führte ihn bis in die höchsten politischen Ämter. Spautz war erstmals 1959 ins Parlament gewählt worden, dessen Präsident er 1995 wurde. Von 1980 bis 1995 war er Innenminister, Familienminister, Minister für sozialen Wohnungsbau und Solidarität. Zwischendurch stand er der CSV als Präsident vor. In seiner Heimatgemeinde Schifflingen war er Gemeinderat, Schöffe und Bürgermeister. Seine politische Karriere beendete er 2009 als Abgeordneter im EU-Parlament, in das er 2004 gewählt worden war. Bereits 1979 bis 1980 hatte er dieser Versammlung angehört.
Den Grundstein für seine politische Laufbahn hatte er mit seinem Engagement im christlichen Gewerkschaftsbund LCGB gelegt. Die Organisation gehörte damals mit der CSV und der Bistumszeitung Luxemburger Wort zur Triade der Macht in Luxemburg – der eindeutig rechtskonservative Block, dem die linke und liberale Konkurrenz wenig anhaben konnte – mit Ausnahme der Jahre 1974-1979, als DP und LSAP die Regierungsgeschäfte führten.
Die klare Trennung rechts-links spiegelte sich auch in der Gewerkschaftsszene wider. Die letzten Amtsjahre Spautzens als Gewerkschaftspräsident (1967-1980) waren geprägt von den Bemühungen der sogenannten freien Gewerkschaften, eine Einheitsgewerkschaft zu bilden. Den Sirenengesängen der CGT-Gewerkschaften u.a. des OGBL-Vorgängers LAV, widerstand der LCGB.
Seine Gewerkschafter-Eigenschaften, insbesondere seine erprobte Rhetorik, kennzeichneten Jean Spautz auch in seiner Politikerlaufbahn. Seine Reden als Innen- oder Sozialminister anlässlich von Eröffnungen oder anderen Feierlichkeiten versetzten so manchen Anwesenden durch Wortschwall und Tempo auf eine 1.-Mai-Kundgebung. Für junge Lokalreporter war das rhetorische Maschinengewehr Spautz eine regelrechte Herausforderung und so mancher verzweifelte beim Versuch, den Redefluss ansatzweise im Notizblock zu bändigen.
In die Geschichte der luxemburgischen Politik geht Spautz sonder Zweifel als Initiator des Vorschlags zur Abschaffung des obligatorischen Militärdienstes in Luxemburg 1967 ein – ein Vorstoß, welcher der Legende nach ohne Absprache mit seiner Partei erfolgte. Die Wehrpflicht war kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschlossen worden. Rund 34.000 junge Leute hatten von 1944 bis 1967 den Militärdrill erlebt. Spautz nutzte den insbesondere von linken Kräften getragenen Unmut in der Gesellschaft für seinen Vorstoß. Die Wehrpflicht wurde durch die Freiwilligenarmee ersetzt.
Dem Jubilar, der trotz seiner steilen politischen Karriere seine soziale Herkunft niemals verleugnet hat, nachträglich alles Gute! (lmo)
Die sind doch fast alle so alt oder wenigstens ihre Einstellung.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an einen „großen Mann“ der dem Bürger immer nahe war.
Der Jean Spautz, de“Spautze Jang“ sitzt sich jedesmal im Bus neben mich, und spricht mit mir,wie wenn ich sein bester Freund wäre. Wie viele Politiker machen dasselbe, und wenn, dann nur vor den Wahlen, wenn sie auf Stimmenfang sind. Ich wünsche Ihm noch etliche Jahre dazu!
Lasst doch bitte diesen schrecklichen Ausdruck ‚Urgestein‘.