RadsportChristine Majerus vor Paris-Roubaix: „Dieses Rennen liegt mir am Herzen“

Radsport / Christine Majerus vor Paris-Roubaix: „Dieses Rennen liegt mir am Herzen“
Am vergangenen Mittwoch stand für Christine Majerus und ihre Teamkolleginnen die Streckenbesichtigung an Foto: Twitter – SD Worx/Raymond Kerckhoffs

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Christine Majerus wird am Samstag an den Start der ersten Ausgabe von Paris-Roubaix für Damen gehen. Nachdem die Premiere des Damenrennens bereits zwei Mal verschoben wurde, steht einem Start an diesem Samstag nichts mehr im Wege. Über 116,4 Kilometer geht es von Denain nach Roubaix – 18 Kopfsteinpflasterpassagen warten dabei auf das Peloton. Die 34-Jährige sieht dem Rennen mit großer Vorfreude entgegen. Auch, weil sie sich Chancen ausrechnet.  

Tageblatt: Christine Majerus, am Samstag findet zum ersten Mal Paris-Roubaix für Damen statt. Ein wichtiger Schritt Richtung Gleichberechtigung, oder?

Christine Majerus: Ja, definitiv – wenn man bedenkt, dass es bei den Herren schon über 100 Ausgaben dieses Rennens gibt. Es ist nur normal, dass wir dieses Rennen nun auch im Programm haben. Es ist leider schon zwei Mal wegen des Coronavirus abgesagt worden. Ich glaube, das ist das Rennen, auf das wir Frauen am längsten gewartet haben. Die Symbolik hinter der Austragung ist mir sehr wichtig. Radsport soll für jeden dasselbe sein. 

Sind Sie verärgert, dass es so lange gedauert hat, bis dieses Rennen für Damen stattfindet? 

Nein, überhaupt nicht. Ich muss ehrlich sagen: Solange ein Rennen nicht auf meinem Kalender steht, mache ich mir darüber keine Gedanken. Natürlich kann man bereuen, dass es einige Rennen wie zum Beispiel Mailand-Sanremo oder die Tour de France nicht bei den Frauen gibt. Aber wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass es keinen Sinn ergibt, Energie damit zu verschwenden, sich über nicht existierende Rennen aufzuregen. Wir konzentrieren uns auf die Rennen, die existieren, und versuchen, den Organisatoren dieser Rennen den Rücken freizuhalten. Wir wollen ihnen Dankbarkeit zeigen – für das, was sie für den Radsport tun. Mit der Austragung von Paris-Roubaix zeigen wir aber auch, dass andere Rennen auch für uns möglich sind. Wenn Paris-Roubaix gefahren werden kann, kann jedes Rennen gefahren werden kann. 

Sie setzen sich schon seit langem für Gleichberechtigung ein und sind eine der Wortführerinnen im Peloton. Ist die Austragung von Paris-Roubaix auch ein persönlicher Erfolg für Sie?

Für mich als Radsportlerin ist es vor allem schön, diese Zeit mitzuerleben. Es ist eine Zeit der Veränderung. Der Radsport für Damen wird immer professioneller. Ich habe beide Seiten erlebt. Ich erinnere mich an früher, als wir noch nicht von dem Sport leben konnten. Als wir noch im Wohnwagen schliefen und keine Zuschauer an Start oder Ziellinie standen. Jetzt erlebe ich es, wie es eigentlich schon lange hätte sein sollen. Diese Entwicklung ist für mich sehr interessant zu verfolgen. Ich bin stolz, meinen ganz kleinen Teil dazu beigetragen zu haben. Es geht alles in die richtige Richtung. Ich muss aber auch sagen, dass wir im Vergleich zu anderen Sportarten gar nicht so schlecht da stehen, wenn es um Gleichberechtigung geht. Ich hoffe, das ändert sich in allen Sportarten. 

Blicken wir auf das sportliche Geschehen: Wie lief die Streckenbesichtigung ab?

Ich bin die Strecke schon ein paar Mal abgefahren. Im Sommer zum ersten Mal, da war es noch trocken. Vorgestern (Mittwoch) war es schon matschiger – aber es kommt, wie es kommt. Wir müssen unter allen Bedingungen fahren können. Klar, es ist gefährlicher, wenn es rutschig ist. Für uns alle sind es aber dieselben Bedingungen. 

Das Rennen könnte Ihnen liegen … 

Ich mache kein Geheimnis daraus, dass mir dieses Rennen sehr am Herzen liegt. Technisch bin ich gut drauf im Training. Das Training ist aber was ganz anderes als ein Rennen. Im Wettbewerb kann immer eine böse Überraschung auftreten. Aber das Rennen liegt mir. Ich hoffe, dass ich meine Karten ausspielen und mich während des Rennens auch etwas schonen kann. Normal leiste ich immer Arbeit für das Team und am Ende fehlt mir die Kraft. Diesmal hoffe ich aber auf Freiheiten. Wir wollen am Samstag eine Fahrerin aus der Mannschaft ganz oben stehen haben. 

Bei der WM letzte Woche hat Ihnen auf den letzten Kilometern die Kraft gefehlt. Haben Sie das in einer Woche kompensieren können?

Die Strecke der WM war länger. Dafür ist Paris-Roubaix aber nicht weniger schwer. Letzte Woche hat mir einfach die Renndistanz gefehlt. Das ist aber normal, wenn man einen Monat lang kein Rennen fährt und eine Woche nur auf dem Sofa liegt, weil man den Kopf nicht drehen kann. Die Leistung letzte Woche war okay. Ich hoffe für Samstag, dass ich zum Schluss mehr Kräfte habe und dann meine Karte ausspielen kann.