Kayl/TetingenBürgermeister Jean Weiler: „Ich werde, wie alle anderen auch, Parktickets zahlen“

Kayl/Tetingen / Bürgermeister Jean Weiler: „Ich werde, wie alle anderen auch, Parktickets zahlen“
Am 1. März wird das Parken in Kayl und Tetingen neu geregelt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Auf die Einwohner der Gemeinde Kayl/Tetingen kommt am 1. März dieses Jahres ein neues Parkkonzept mit Anwohnerparkausweisen und einzelnen kostenpflichtigen Parkplätzen zu. Das Tageblatt hat sich mit Bürgermeister Jean Weiler über die aktuelle Lage und die anstehenden Änderungen unterhalten.

Tageblatt: Wie oft sind Sie, als Bürgermeister dieser Gemeinde, mit dem Auto in Kayl oder Tetingen unterwegs?

Jean Weiler: Das hängt ein bisschen von meinem Programm ab. Ich denke, dass es zwei- bis dreimal pro Woche ist.

Das heißt also, dass Sie nicht unbedingt stark von der Parkplatzproblematik im Zentrum betroffen sind?

Ich kann mein Auto zu Hause auf meinem Privatgrundstück abstellen. Derzeit gibt es ein gewissen Anteil an reservierten Parkplätzen vor der Gemeinde, sodass ich eigentlich nicht wirklich Probleme habe. Diese Plätze fallen übrigens weg. Ich gehe davon aus, dass es trotzdem weiterhin möglich sein wird, einen freien Parkplatz zu finden – und ich werde, wie alle anderen auch, in diesem Fall dann ein Parkticket zahlen.

Wieso bestand dieser Bedarf an Anwohnerparkausweisen („Vignettes“)? 

Das Konzept bestand schon länger. Wir haben also nur sehr wenig Änderungen vorgenommen, als wir das Projekt von unseren Vorgängern übernommen haben. Der Bedarf bestand, da sehr viele Langzeitparker gezählt wurden. Für viele Anwohner bedeutet dies, dass sie Schwierigkeiten haben, einen Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnung oder ihres Hauses zu finden. Für die einen kommt es jetzt dadurch zu besseren Bedingungen. Andere Situationen werden sich leider auch dadurch nicht ändern. Das gibt es allerdings in allen Gemeinden. Im Allgemeinen schaffen wir aber für den Großteil unserer Anwohner eine Verbesserung der Parksituation. Dahinter steckt eine komplette Verkehrsstudie von „Schroeder et associés“. Der Parkraum, die Bewegungen – all dies wurde bemessen. 

Welchen Eindruck hatten Sie bei dieser Fragerunde? Wie ist die Akzeptanz bei den Bürgern? 

Viele haben es durchaus positiv aufgenommen und erhoffen sich, dass sich ihre Situation verbessert. Natürlich ist das Ganze immer mit Eigeninteressen verbunden, die man aber nicht berücksichtigen kann – wenn beispielsweise jemand viele Autos, aber kaum Möglichkeiten zum Parken hat. Der öffentliche Parkraum wird für diese Leute begrenzt. Für sie ist es demnach ein Einschnitt. Anderen kann der Einschnitt nicht weit genug gehen, wenn es sich dabei um die Fahrzeuge des Nachbarn handelt. Wir müssen eine Verbesserung für die Allgemeinheit schaffen. Da kommt es durchaus mal vor, dass der eine oder andere für sich privat eher negative Aspekte sieht. 

Hatten Sie das Gefühl, dass die Parksituation wirklich ein großes Anliegen bei den Einwohnern war?

Es haben sich immer wieder Anwohner beschwert, dass sie weite Wege zu Fuß laufen müssten, weil in der Nähe der Wohnung nichts frei war. Wir hoffen besonders, dass sich die Lage im Geschäftsviertel verbessern wird – und man wieder einen Parkplatz findet, wenn man zum Arzt oder zum Bäcker will. 

Apropos kurz zum Bäcker: Schreckt es denn umgekehrt nicht ab, wenn die Parkplätze im Zentrum plötzlich kostenpflichtig sind?

Es gibt nur ein paar Zonen, in denen das Parken kostenpflichtig sein wird: Einmal im Kayler Zentrum (Parking Post) und vor der Gemeinde (Widdem). Dort gibt es allerdings eine sogenannte Brötchentaste von 30 Minuten. Es gibt weitere reservierte Plätze, auf denen das Auto maximal 30 Minuten abgestellt werden darf. Es handelt sich also wirklich um eine beschränkte Zone. An den allermeisten Stellen reicht die Parkscheibe. 

Ein paar kostenpflichtige Plätze, ein zweiter Anwohnerparkausweis, der bezahlt werden muss, sowie die 150 Euro pro Parkausweis für Kleintransporter und Lieferwagen: Wie hoch werden die Einnahmen für die Gemeinde sein?

Es wird eine Einnahme sein, aber keine wirkliche. Die Anschaffungskosten für das Material und die Beschilderung werden dadurch nicht gedeckt, oder eben erst in Jahren. Eine Vignette pro Haushalt ist umsonst, die zweite kostet 25 Euro. Das ist ein sozialer Preis. Die 50 Cent pro Stunde auf den kostenpflichtigen Plätzen sind auch eher symbolisch. Es geht nicht darum, Geld zu machen, sondern mehr Bewegung reinzubekommen. Bei den Kleintransportern waren wir unter Zugzwang: Die Nachbargemeinden hatten diese Parkausweise schon vor längerer Zeit eingeführt. Dadurch wurden sie bisher kostenlos hier bei uns abgestellt. Wir mussten handeln. 

Jean Weiler 
Jean Weiler  Foto: Editpress/Alain Rischard

Sie haben in Ihren Antworten an die Bürger daran erinnert, den öffentlichen Transport zu nutzen. Wie ausgelastet sind die Straßen der Gemeinde aktuell?

Die Straßen sind zu Spitzenzeiten total ausgelastet. Wenn wir etwas organisieren und Leute von außerhalb einladen, dann machen wir das entweder vor 16.00 Uhr oder nach 19.00 Uhr. Zwischendurch sind immer alle in Verspätung, denn der Verkehr, sowohl Gemeinde-intern als auch Durchgangsverkehr, ist enorm. Morgens um 8.00 Uhr braucht man schon über zehn Minuten, um überhaupt aus der Gemeinde rauszukommen. 

Sie haben es vorher angesprochen: Es werden hauptsächlich Eigeninteressen vertreten. Ist das eine Problematik oder muss man als Gemeinde konsequent darüber hinwegsehen?

Als Gemeinde sind wir nicht dazu da, um irgendwelchen Privatinteressen Vorrang zu gewähren. Es ist unsere Pflicht, für das Wohl der Allgemeinheit zu sorgen. Und das müssen wir dann auch durchziehen. Wenn verschiedene Leute diese Parkausweise als Einschränkung ansehen, bleiben sie trotzdem eine positive Veränderung im Dienste der Allgemeinheit.

Umgesetzt wird das Projekt am 1. März. Wird es eine Testphase oder gleich „Knöllchen“ geben?

Ich wollte eigentlich nichts dazu sagen. (lacht) In einer ersten, begrenzten, Zeitspanne wird es noch Warnungen geben. 


LINK In Kayl und Tetingen geht es den Langzeitparkern an den Kragen

Romain
27. Januar 2023 - 15.21

Auf dem Parkplatz ein Parkhaus aufrichten. Das spart Platz