HochwasserBissen, Colmar-Berg, Ettelbrück, Diekirch, Wiltz – ein Lagebericht

Hochwasser / Bissen, Colmar-Berg, Ettelbrück, Diekirch, Wiltz – ein Lagebericht
Die Alzette in Höhe des Bahnhofs Cruchten Foto: Roger Infalt

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Zahlreiche Orte in Luxemburg kämpfen am Donnerstag mit den Wassermassen. Wie sich die Situation in Bissen, Colmar-Berg, Ettelbrück, Diekirch und Wiltz am Vormittag dargestellt hat, erfahren Sie hier. 

Bissen

Einmal mehr wurde der Kern der Ortschaft Bissen vom Hochwasser heimgesucht. Doch auch in der rue du Moulin und in der rue des Jardins hatte die Attert zahlreiche Kellerräume in Beschlag genommen. „Die Attert stieg am Mittwochabend sehr schnell an. Dazu kam die riesige Regenmasse, die in den Abendstunden niederging“, so Bürgermeister David Viaggi. „Zum ersten Mal war auch unser Kulturzentrum ‚am Frounert‘ überschwemmt.“

Am Donnerstagmorgen war das Zentrum der Ortschaft für jeglichen Verkehr gesperrt. Absperrungen gab es zudem zeitweise in Höhe der „Biisser Millen“ Richtung Colmar-Berg, da sich auch hier die Attert einen Ausweg über die Straße suchte. Diese Absperrungen konnten aber im Laufe des Morgens wieder aufgehoben werden, da der Pegelstand der Attert zu dem Zeitpunkt wieder etwas gesunken war. „In den Privathäusern entlang der Attert ist natürlich Schaden entstanden, doch insgesamt kann ich sagen, dass sich das Ausmaß der Schäden ersten Informationen nach noch in Grenzen hielt. Unsere Gemeindedienste und auch unsere Feuerwehr waren die ganze Nacht über im Einsatz. Schade nur, dass während längerer Zeit die lokale CGDIS-Mannschaft funktechnisch von der Haupteinsatzzentrale getrennt war. Was genau das Problem war, muss noch geklärt werden.“

Colmar-Berg

Auch hier waren die Rettungs- und die Gemeindedienste die ganze Nacht im Einsatz. Die Attert hatte dafür gesorgt, dass gleich mehrere Gebäude in Rekordzeit unter Wasser standen. So zum Beispiel Teile der Grundschule und des Schwimmbads sowie der „Maison relais“, die dann auch am gestrigen letzten Schultag geschlossen blieben. Die gesamte Parkanlage am Fuße des großherzoglichen Schlosses sowie die benachbarte Allee Richtung Karelshof standen komplett unter Wasser. Größerer Schaden entstand in den erst vor kurzem auf Vordermann gebrachten Werkstätten und Lagern des technischen Gemeindedienstes sowie im Restaurant „am Park“.

In der rue de l’Alzette und der rue de la Poste mussten mehrere Kellergeschosse ausgepumpt werden. Hier stand auch am Donnerstagmorgen das Wasser kniehoch. „Wir hatten schon einmal Hochwasser im Keller, aber damals war es bei weitem nicht so hoch“, so eine Einwohnerin, die am Morgen mit Aufräumarbeiten beschäftigt war.

Ettelbrück

Die Pattonstadt hatte es schwer getroffen. Zwischen Schieren und Ettelbrück erstreckte sich am Donnerstagmorgen eine riesige Seenlandlandschaft. Die Alzette stand hier so hoch, wie man sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Trotz mehrerer Aufrufe am Mittwoch, dass jeder sein Fahrzeug sofort vom Deich-Parkplatz entfernen soll, gelang es manchen Besitzern nicht mehr, ihr Vehikel rechtzeitig aus den Fluten zu retten.

Auch die Schausteller, die mit den Vorbereitungen zur Sommerkirmes beschäftigt waren, wurden vom Hochwasser überrascht. Ein mobiles Restaurant, das bereits fertig errichtet war, stand am Donnerstagmorgen inklusive technischer Anlagen über einen Meter tief im Wasser.

Die rue du Canal und die Bahnhofsstraße, Hauptverkehrsadern der Pattonstadt, mussten für jeglichen Verkehr gesperrt werden, was in den Morgenstunden für ein fast komplettes Erliegen des Verkehrs in und rund um Ettelbrück führte. Aus Richtung Norden staute sich die Blechlawine bis nach Feulen (6 km) und die Gemeindeverwaltung startete in den Medien einen Aufruf, man solle Ettelbrück wenn möglich meiden. Nichts ging mehr.

Die Grundschule, die am Alzetteufer liegt, musste geschlossen bleiben, die Kinder wurden aber in der „Maison relais“ an der Promenade de l’Alzette betreut. Einige Geschäftsleute entschieden sich gestern Morgen kurzerhand dazu, ihre Lokale an diesem Tag geschlossen zu halten, da weder die Kundschaft noch das Personal die Einkaufsstadt des Nordens erreichen konnten.

Apropos Geschäftswelt: Der Supermarkt sowie Restaurants am Marktplatz hatten ebenfalls mit den Fluten zu kämpfen. Der gesamte Einkaufsbereich der Cactus-Filiale stand unter Wasser. Der angerichtete Schaden ist ersten Erkenntnissen nach sehr hoch.

Diekirch

„Ich habe zurzeit 25 Menschen provisorisch in einer Sporthalle untergebracht“, so Claude Haagen, Bürgermeister von Diekirch. Einmal mehr hatte der zwischen Diekirch und Gilsdorf verlaufende Tirelbach sehr schnell einige Keller in Gilsdorf (Gemeinde Bettendorf) und der Diekircher rue de Gilsdorf volllaufen lassen. „Das ist nun das vierte oder fünfte Mal, dass der Tirelbach an dieser Stelle das Bett verlässt, da drei aufeinander folgende, viel zu kleine Brücken das Wasser bei hohen Pegelständen mächtig zurückstauen und somit den Bach über die Ufer steigen lassen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir die zuständigen Behörden auf dieses Problem aufmerksam machen müssen.

Die Campingareale entlang der Sauer mussten auf Anordnung des Bürgermeisters noch in der Nacht zum Donnerstag evakuiert werden. Bis auf wenige Wohnwagen, die anschließend mit Ketten befestigt wurden, konnten die Campinganlagen vor dem Hochwasser komplett geräumt werden. „Wir mussten aber auch sechs Menschen von einer kleinen Insel an der Sauer mithilfe der Taucher des CGDIS retten. Sie waren wohl von den schnell ansteigenden Wasserfluten überrascht worden“, so Haagen weiter.

Als die Verantwortlichen des Stausees in Esch/Sauer am späten Donnerstagmorgen die Entscheidung treffen mussten, mehr Wasser als gewohnt an der Staumauer abzulassen, stieg der Wasserpegel der Sauer noch einmal kurz an, doch die Wetterberuhigung am Nachmittag glich die Lage wieder aus. Dennoch drohte die Sauer am Nachmittag in einzelne Häuser entlang der rue Clairefontaine einzudringen.

Am Donnerstagmittag sprach der Bürgermeister von 25 evakuierten Mitmenschen, die zu dem Moment provisorisch in einer Sporthalle untergebracht waren. „Wir werden heute noch versuchen, diese Menschen in Wohnungen oder Hotels unterzubringen.“

Wiltz

Wie uns Bürgermeister Fränk Arndt am Donnerstagnachmittag bestätigte, trat die Wiltz an einigen Stellen in Höhe der Industriebrachen, genauer gesagt an den früheren Brücken zum Eurofloor-Gelände, aus ihrem Bett, konnte aber dort keinen Schaden anrichten. Diese Brücken werden im Rahmen der Neugestaltung dieser Brachen eingerissen bzw. höhergelegt.

Der Pegel der Wiltz erreichte um 11 Uhr seinen Höchststand, um dann im Verlauf des Tages wieder zu sinken. „Wiltz ist okay“, so Arndt beruhigend.