LuxemburgBilanzsumme der Banken springt im März  über die Marke von 900 Milliarden Euro

Luxemburg / Bilanzsumme der Banken springt im März  über die Marke von 900 Milliarden Euro
Im März hat die Bilanzsumme der 128 Luxemburger Banken die Marke von 900 Milliarden Euro durchbrochen Foto: Bloomberg/Jasper Juinen

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In der letzten großen Wirtschaftskrise waren es die Banken, die gerettet werden mussten. In der aktuellen Krise jedoch läuft das Geschäft der Finanzinstitute auf Hochtouren. Ihre Leistungen werden dringend benötigt. Im Monat März ist die Bilanzsumme der Luxemburger Banken stark in die Höhe geschnellt.

Im Monat März hat die Bilanzsumme der Luxemburger Banken die Marke von 900 Milliarden Euro überschritten. Um satte 59 Milliarden Euro ist sie in nur einem Monat gestiegen. Das ist ein Zuwachs von sieben Prozent, wie neue Zahlen der Zentralbank zeigen. Verglichen mit März 2019 beträgt die Steigerung 11,9 Prozent.

Ihren bisher absoluten Rekord hatte die Bilanzsumme der Luxemburger Banken, mit leicht mehr als 1.000 Milliarden Euro, im Oktober 2008, kurz nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, erreicht. Doch bereits im Monat danach ging es abwärts. Einen Tiefpunkt erreichte sie im Februar 2014 bei 714 Milliarden. Die Marke von 800 Milliarden Euro wurde erst letztes Jahr wieder erreicht.

Die Bilanzsumme einer Bank ist die Summe der Aktiva bzw. Passiva des Instituts. Sie zeigt, wie groß das Volumen der Geschäfte ist, die die Bank tätigt, und wie sich das Geschäftsvolumen entwickelt. Ihr aktuelles Wachstum zeugt von einer Vielzahl an neuen Krediten, die derzeit von den 128 Luxemburger Kreditinstituten vergeben werden. Tausende Schuldenmoratorien wurden Unternehmen beispielsweise bereits gewährt.

„Banken haben derzeit eine wesentliche Rolle zu spielen“

Auch bei der Deutschen Bank Luxemburg (DBL), die dieses Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, ist die Zahl der vergebenen Darlehen in den letzten Wochen sprunghaft angestiegen. Es würden derzeit zwei Drittel mehr Kredite gezogen als sonst, sagte Frank Krings, Vorstandsvorsitzender der DBL, letzte Woche im Rahmen einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Das Kreditvolumen liege 21 Prozent über dem Vorjahr. „Das zeugt vom Finanzierungsbedarf bei unseren Unternehmenskunden“, sagte Krings.

Dass mit mehr vergebenen Darlehen und einer kommenden Rezession auch die Kreditrisiken steigen, ist dem Banker klar. Doch große Sorgen bereitet ihm das nicht. Das Institut wolle „seine Kunden unterstützen“, so Krings. Und „Kredite vergeben ist unsere Daseinsberechtigung. Das ist, was wir tun. Das ist, wie wir helfen. Die Banken haben derzeit eine wesentliche Rolle zu spielen.“

Zudem wurden die Risikoabsicherungen in der Bilanz um 48 Millionen hochgefahren. Man habe genügend Kapital, erklärte der Bankchef. Die Zahl der Kreditausfälle werde in Zukunft wohl steigen, aber „ich denke nicht, dass wir eine Bankenkrise sehen werden“. Es gelte, vorsichtig zu sein und Risiken richtig zu managen. „Wir bleiben optimistisch.“

Eine ähnliche Zuversicht war auch bei den Jahrespressekonferenzen anderer Banken zu hören. Die Finanzinstitute sehen sich gut aufgestellt. „Als stabiles Finanzinstitut mit guten Eigenkapitalratios ist man bereit, sich der neuen Realität und ihren neuen Herausforderungen zu stellen“, sagte beispielsweise Françoise Thoma von der Spuerkeess. Bei der BGL BNP Paribas erklärte Geschäftsführer Geoffroy Bazin: „Wir sind bereit, eine Stütze in dieser Krise zu sein.“

Starker Rückgang bei Investmentfonds und Versicherungen

Zum 31. März 2020 belief sich das Luxemburger Fondsvermögen „nur“ noch auf 4.149,9 Milliarden Euro, wie neue Zahlen der Finanzaufsicht CSSF zeigen. Ein Rückgang von 11,11 Prozent verglichen mit den 4.668,7 Milliarden Euro von Ende Februar.

Zum Schrumpfen beigetragen haben sowohl die Entwicklung der angelegten Gelder an den Märkten (minus 390,6 Milliarden Euro) als auch der Rückzug von Investoren aus Fonds (minus 128,2 Milliarden Euro).

Für die Branche, die ein wichtiger Bestandteil von Luxemburgs Wirtschaft ist, hat sich innerhalb eines Monats mehr als ein Jahr Wachstum in Luft aufgelöst. Ende Januar 2020 lag das von den Fonds verwaltete Geldvolumen noch bei einem Allzeit-Rekordhoch von 4.789,8 Milliarden Euro.

Auch sind es nicht nur die Investmentfonds, die starke Rückgänge verbuchen. Der in den letzten Jahren eher erfolgsverwöhnte Versicherungssektor musste in den ersten Monaten des laufenden Jahres ebenfalls starke Einbußen hinnehmen. Im ersten Quartal wurde ein Einbruch der Prämieneinnahmen um 21,31 Prozent, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, verzeichnet. Das teilte die Aufsichtsbehörde „Commissariat aux assurances“ letzte Woche mit.

Der Rückgang habe jedoch keine Verbindung zu der aktuellen sanitären Krise, schreibt die Behörde weiter: Während Prämieneinnahmen in den Lebensversicherungssparten im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 37,3 Prozent zurückgingen, stiegen die Prämien im Bereich Sachversicherungen um 12,6 Prozent an. Die Gründe würden eher im bereits länger andauernden Niedrigzinsumfeld liegen, welches die Versicherer dazu bringe, kaum mehr noch „Produkte mit garantiertem Ertrag“ anzubieten, schlussfolgert die Behörde.