GerichtsurteilBerufsverbot für Dr. Benoît Ochs tritt ab 15. April in Kraft

Gerichtsurteil / Berufsverbot für Dr. Benoît Ochs tritt ab 15. April in Kraft
Der Allgemeinmediziner Dr. Benoît Ochs vor dem Luxemburger Gericht  Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit dem Gerichtsurteil vom 16. März ist es nun offiziell: Das einjährige Berufsverbot für Dr. Benoît Ochs hat Bestand. Laut einer offiziellen Mitteilung des „Collège médical“ soll dies nun am 15. April in Kraft treten. 

Nach langem Hin und Her fiel am vergangenen Mittwoch ein Urteil im Fall des Dr. Benoît Ochs. Der oberste Disziplinarrat des „Collège médical“ hatte an diesem Tag das Urteil aus erster Instanz bestätigt. Der umstrittene Allgemeinmediziner und Corona-Maßnahmen-Skeptiker wurde zu einem Jahr Berufsverbot verurteilt. Nach einer Übergangsfrist von fast einem Monat, muss seine Praxis in Gonderingen am 15. April ihre Türen schließen. Das teilt das „Collège médical“ am 21. März in einem offiziellen Presseschreiben mit.  

Ochs wurde von der Ärztekammer unter anderem vorgeworfen, sich nicht an die während der Pandemie geltenden Regeln gehalten und somit gegen den Berufskodex verstoßen zu haben. So soll Ochs etwa Patienten zu einem Zeitpunkt betreut haben, als das nicht erlaubt war. Auch habe er es mit der Maskenpflicht nicht so genau genommen, fragwürdige Medikamente verschrieben und seine mitunter ablehnende Haltung zur Covid-Impfung nicht nur öffentlich kundgetan, sondern auch gegenüber Patienten praktiziert.

Die Ärztekammer sah darin einen Verstoß gegen jene Spielregeln, zu denen ein Arzt verpflichtet ist, der sich in Luxemburg niedergelassen hat. Mit seinem Benehmen habe Ochs gegen die Bemühungen der Allgemeinheit verstoßen, die Pandemie einzudämmen. „Mit all dem, was er den Menschen sagt, ist er nicht im Einklang mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen“, sagte ein Sprecher des „Collège médical“ im Dezember gegenüber dem Tageblatt.

Ochs gilt als eines der Sprachrohre der Luxemburger Corona-Proteste. Schlagzeilen machte er auch in Frankreich – zum Beispiel durch Auftritte bei Demonstrationen in der Großregion sowie Videos auf französischen Anti-Vax-Seiten. Die internationale Nachrichtenagentur AFP widmete dem „médecin luxembourgeois“ sogar einen eigenen Fact-Checking-Artikel – und widerlegte darin seine Theorien über die Thrombosegefahr durch Impfungen. Dr. Benoît Ochs wurde auch mehrmals von Bas Schagen auf „BasTV“ interviewt, wo er unter anderem Falschinformationen über die Corona-Impfung verbreitete.

Für Schlagzeilen sorgte der Allgemeinmediziner zuletzt, als er im Anschluss an den Berufungsprozess Ende Januar seinen Unterstützern unter anderem von 26 Bewohnern eines Pflegeheims berichtete, die direkt nach ihrer Booster-Impfung gestorben seien. Der Betreiber der Seniorenwohnheime sah sich gezwungen, öffentlich auf die Behauptung zu reagieren. Dabei handele es sich „natürlich um völlig unwahre Aussagen, die in sozialen Netzwerken weiterverbreitet wurden und die Servior in ihrer Gesamtheit entschieden dementiert“. Der Betreiber könne die Äußerungen „aus Respekt vor dem Personal, den Bewohnern und deren Familien nicht tolerieren“, so Servior weiter.

Ochs saß Mitte Januar zusammen mit dem französischen Arzt Christian Perronne und dem französischen Virologen Luc Montagnier auf der Petenten-Bank im Luxemburger Parlamentsgebäude, um über zwei Petitionen gegen die Corona-Impfung zu reden. Die Nachrichtenagentur AFP hatte Perronne im Dezember 2021 einem Faktencheck unterzogen. Das Fazit: Der Arzt gebe, trotz Doktortitels, wenig wissenschaftliche Dinge von sich. Montagnier behauptete unter anderem, dass die Corona-Impfung neue Virusvarianten auslöst.

Dr. Benoît Ochs ließ sich am 15. Oktober 2021 während einer „Marche blanche silencieuse“ von den anwesenden Protestlern feiern
Dr. Benoît Ochs ließ sich am 15. Oktober 2021 während einer „Marche blanche silencieuse“ von den anwesenden Protestlern feiern Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Durch seine Thesen und den Medienrummel um seinen Prozess ist Ochs zu einem der bekanntesten Gesichter der Luxemburger Impfgegner-Bewegung geworden. Der Mediziner hat in den letzten Monaten regelmäßig an Protesten gegen Impfung und Covid-Maßnahmen teilgenommen. Legendär sein Auftritt bei der „Marche blanche“ im Oktober, als er mit seiner weißen Daunenjacke – und ohne Maske natürlich – auf die Treppen vor der Chamber kletterte und sich von seinen Anhängern feiern ließ. „Ein Arzt ist da, um die Menschen zu heilen – und nicht, um ihnen egal was zu erzählen“, sagte der Sprecher des „Collège médical“ gegenüber dem Tageblatt im Dezember 2021.