Luxemburg51.000 Tests: Nur die Hälfte der Schüler nimmt am Testmarathon zum Schulbeginn teil

Luxemburg / 51.000 Tests: Nur die Hälfte der Schüler nimmt am Testmarathon zum Schulbeginn teil
Die Hälfte der Schüler sind der Einladung zur Durchführung eines Corona-Tests vor der „Rentrée“ nicht nachgekommen  Foto: dpa/Andreas Arnold

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„Testen, testen, testen“: Mit diesem Credo sollte der Schulstart für Schüler und Lehrer in Luxemburg so sicher wie möglich gemacht werden. Doch jetzt räumt das Gesundheitsministerium ein: Nur jeder zweite Schüler ist der Einladung zum Corona-Test auch gefolgt. 

104.958 Schüler haben im September eine Einladung vom Gesundheitsministerium und vom Bildungsministerium erhalten, um sich vor Schulstart auf das Coronavirus testen zu lassen. Hiermit wollte man infizierte Kinder und Jugendliche noch vor Beginn der „Rentrée“ ausfindig machen und eine Infektionswelle vermeiden. „Testen, testen, testen“ eben, wie Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) bei zahlreichen Gelegenheiten wiederholte. Auch Bildungsminister Claude Meisch (DP) stellte sich im September mit breiter Brust vor die Presse und erklärte, dass der Schulstart gut über die Bühne gegangen sei – und dass sich Schüler und Lehrer sowieso nicht primär in der Schule anstecken würden.

Am Mittwochabend bestätigte das Gesundheitsministerium jedoch gegenüber dem Tageblatt: Lediglich 51.065 Schüler im Alter von unter 20 Jahren sind der Einladung bis zum 20. September auch gefolgt. Nur knapp jeder zweite Schüler ließ sich also bis zum Schulbeginn testen. 

Trotzdem zeigt man sich im Hause Meisch zufrieden. Die Pressestelle des Bildungsministeriums erklärt gegenüber dem Tageblatt: „Mit einer Beteiligung von rund 50 Prozent liegt der Anteil der Schüler, die am Large Scale Testing (LST) teilgenommen haben, höher als der Anteil in anderen Kategorien.“ Das Ministerium habe in den vergangenen Monaten mehrmals auf die Testkampagne aufmerksam gemacht, um Eltern, Schüler und Lehrer für dessen Wichtigkeit und Ziel zu sensibilisieren. Außerdem habe man zwischen Ende August und Mitte September nochmals alle Eltern und Schüler persönlich angeschrieben, um sie zur Teilnahme anzuregen.

Large Scale Testing bei den Schülern

Bei den 50.000 Tests, die zwischen dem 1. und 20. September vorgenommen wurden, konnten 34 Infizierte ausgemacht werden, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Claude Meisch hingegen meinte bei einer Pressekonferenz am 25. September, dass zwischen dem 1. und 15. September 139 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 20 Jahren positiv getestet wurden. Ein Großteil der Infektionen wurde demnach nicht im Rahmen der LST-Kampagne festgestellt. Betrachtet man die Statistiken, die die „Santé“ täglich und wöchentlich liefert, ist das wenig verwunderlich: Die meisten Corona-Fälle werden nämlich bei Tests entdeckt, die auf ärztliche Verschreibung oder im Rahmen des Contact Tracing vorgenommen werden. 

Laut Bildungsministerium wurden seit der „Rentrée“ am 15. September insgesamt 167 Infektionen in den Grundschulen und Lyzeen festgestellt. Davon hätten sich nur drei Schüler nachweislich in einer Schule angesteckt, sagt das Bildungsministerium gegenüber dem Tageblatt. Bei der Pressekonferenz am 25. September behauptete Meisch, die Statistiken würden zeigen, dass die Schule keinen besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens bei Kindern und Jugendlichen habe.

Doch um das festzustellen, reicht es nicht einfach, die Infektionszahlen von vor dem 15. September mit jenen von danach zu vergleichen. Zwar war der 15. September der Tag, an dem der Unterricht offiziell wieder anfing, doch mehr als 5.000 Schüler drücken schon seit dem 1. September wieder die Schulbank: Sie hatten sich dazu entschieden, die kostenlosen Nachhilfestunden, die vom Bildungsministerium angeboten wurden, in Anspruch zu nehmen. Zudem gingen zu dem Zeitpunkt auch schon wieder zahlreiche Kinder zur „Maison relais“, zur „Crèche“ oder zu einer Tagesmutter, um sich vor Schulbeginn wieder an den Tagesrhythmus zu gewöhnen. 

Weniger Fälle in den Sommerferien 

Die Schule und die damit einhergehenden sozialen Kontakte scheinen sich durchaus auf die Statistiken ausgewirkt zu haben – das offenbart ein Blick auf die Infektionszahlen der 0- bis 19-Jährigen. Die Werte basieren auf Daten des Luxemburger Gesundheitsministeriums – und liegen dem Tageblatt exklusiv vor.

Am 16. März schließen die Schulen in Luxemburg wegen der Ansteckungsgefahr. Nur zwei Wochen später ist die Spitze der ersten Welle bei den unter 20-Jährigen überstanden – und sie fällt mit nur 36 Fällen deutlich geringer aus als bei den anderen Altersgruppen. Während der Coronaferien dümpelt die Zahl der Neuinfektionen bei den Kindern und Jugendlichen meist bei etwa unter zehn Fällen pro Woche. Als alle Schulen in Luxemburg ihre Türen am 25. Mai (Kalenderwoche 22) wieder öffnen, sind die Neuinfektionen bei den unter 20-Jährigen auf einem Tiefstand von erst zwei, dann sogar nur einem Fall pro Woche. Doch nur drei Wochen später (KW 25) – eine Woche nachdem auch die Kinderspielplätze wieder geöffnet wurden – zeigt der Pfeil wieder nach oben: Vom 15. bis zum 21. Juni werden acht Neuinfektionen bei den Jüngeren verzeichnet, und vom 22.-28. Juni dann gar 24. Die 0- bis 19-Jährigen machen ab diesem Zeitpunkt mindestens 18,9 Prozent der Neuinfizierten aus.

Am 29. Juni (KW 27) – etwa zwei Wochen vor den Sommerferien – wurden die Klassen, die zuvor Corona-bedingt in zwei Gruppen aufgeteilt waren, wieder zusammen unterrichtet. In dieser Woche steigt die Zahl auf 53 Fälle. Eine Woche später sind 79 Neuinfektionen bei den unter 20-Jährigen erreicht. Prozentual gesehen fallen nun fast 23 Prozent der aller Neuinfektionen auf sie aus. In der Woche nach dem Ferienbeginn am 15. Juli – der Kalenderwoche 30 – werden schließlich 135 Neuinfektionen bei Kindern und Jugendlichen festgestellt. 

Im August, also nachdem die Schüler bereits einige Zeit in den Ferien sind, sinkt die Zahl der Neuinfektionen dann zügig auf 36. Doch mit Start des Schulbetriebs steigt der Anteil der unter 20-Jährigen bei den Neuinfektionen erneut an. Ab 1. September werden die Nachhilfeklassen angeboten. Zu diesem Zeitpunkt (KW 36) verzeichnet die „Santé“ 52 Fälle bei den 0- bis 19-Jährigen. In der zweiten Septemberwoche (KW 37) sind es dann 68. Zu Schulbeginn – also in Kalenderwoche 38 – erreicht das Geschehen mit 161 Neuinfektionen seinen bisherigen Höchstwert. 

Während der zweiten Schulwoche (KW 39, 21.-27. September) werden 110 neue Fälle erfasst, in der vergangenen Woche (KW 40) noch einmal 103. Prozentual gesehen wurden in den Wochen des Schulbeginns rund 24 Prozent der Neuinfektionen bei Menschen im Alter von unter 20 Jahren ausgemacht.

Statistisch bemerkbar macht sich der Schulbeginn auch bei Kindern, die unter Quarantäne stehen. Der Anteil der 0- bis 14-Jährigen sprang von etwa 18 Prozent (Wert vom 6. September) auf 25 Prozent (Wert vom 13. September). In den beiden folgenden Wochen, also bei der „Rentrée“, wurde ein weiterer Anstieg verzeichnet: Nun machten die unter 14-Jährigen 30 Prozent aller sich in Quarantäne befindenden Menschen aus. In der vergangenen Woche lag der Wert erneut bei 24 Prozent. 

Ansteckung zu Hause

Das Gesundheitsministerium erklärt den Anstieg der infizierten und sich in Quarantäne befindenden Kindern damit, dass „nach und nach mehr Kinder im Rahmen von Schulen und ‚Maisons relais‘ positiv getestet werden, ohne dass es aber mehr Cluster gibt“. Gleichzeitig würden die sozialen Kontakte der Kinder wieder reger werden. „Die meisten Kinder infizieren sich immer noch zu Hause mit dem Virus“, betont das Gesundheitsministerium. 

In der am Mittwoch erschienenen Wochenbilanz schreibt das Gesundheitsministerium, dass die Mehrheit der nachvollziehbaren Infektionen – etwa 25 Prozent – ihren Ursprung in der Familie hat. In einer Bildungseinrichtung sollen sich immerhin noch sieben Prozent der Neuinfizierten angesteckt haben. Was allerdings nicht erwähnt wird: In der Vorwoche wurden nur drei Prozent der Neuinfektionen auf den  Bildungsbereich zurückgeführt. 

Lala
15. Oktober 2020 - 22.34

Es ist ja einfach immer auf die Jugendlichen zu kloppen, aber was ist mit der Verantwortung der Eltern und ihrem Erziehungsauftrag? Die Jungen machen nach, was sie vorgelebt bekommen.

de Schmatt.
15. Oktober 2020 - 13.11

Schön den Kopf in den Sand stecken. Bequemlichkeit geht vor Gesundheit und was ich nicht weiss macht mich nicht heiss. Wann werden unsere Kinder endlich Eigenverantwortung übernehmen? Aber das will ja auch gelernt werden, ob zu Hause oder in der Schule.

Rosie
10. Oktober 2020 - 20.08

@Rosie [gelöscht] "Bitte kritisieren Sie, ohne rüde zu werden. Danke." Die bittere echte Wahrheit ist niemals rüde. Danke.

Rosie
9. Oktober 2020 - 22.57

[gelöscht] Bitte kritisieren Sie, ohne rüde zu werden. Danke. - Ihre Redaktion

GéBé
9. Oktober 2020 - 14.59

Coronatests und Poller stehen in keinem PAG . Weder im Land noch in Esch. Auf der einen Seite darf weder Grossherzog noch Minister Schüler solche Tests vorschreiben die das Leben alter Greise gefährden könnten. Auf der anderen Seite , darf ein kleiner ,früherer Turnlehrer der zum Escher Stadtschulzen wurde , sich über seine Innenministerin hinweg setzen, und den vulnerablen Greisen aus der Pierre Claudestrasse einen von ihrer Strasse weit entfernten Polller vor die Nase setzen, und deren Menschenrechte und Lebensqualitär sowie Erreichen ihrer Hæuser ab 10 Uhr morgens zerstören.