LuxemburgVerbraucherpreise steigen in Rekordtempo – Inflationsrate springt auf 4,52 Prozent

Luxemburg / Verbraucherpreise steigen in Rekordtempo – Inflationsrate springt auf 4,52 Prozent
Nachdem die Preissteigerungsrate letztes Jahr, mit dem Corona-bedingten Einbruch der Nachfrage nach Energieprodukten, nur sehr langsam zugelegt hat, steigen die Preise dieses Jahr deutlich schneller Foto: AFP/Tolga Akmen

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Im November ist die Inflationsrate in Luxemburg auf 4,52 Prozent gesprungen. Das letzte Mal, als die Preise hierzulande noch schneller zulegten, war im Juli 2008.

Nachdem die Steigerungsrate der Verbraucherpreise in Luxemburg im Oktober (mit 3,62 Prozent) auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren gestiegen war, hat die Inflationsrate im November noch einmal weiter zugelegt. Sie liegt nun bei hohen 4,52 Prozent, wie aus neuen Zahlen des statistischen Instituts Statec hervorgeht.

Angetrieben werden die Preissteigerungen auch weiterhin von Veränderungen der Preise von Ölprodukten: Im November lagen sie hierzulande stattliche 60 Prozent über denen vom gleichen Zeitraum 2020, wie Statec mitteilt. Besonders ausgeprägt sind die höheren Preise beim Heizöl. Dieses kostet aktuell mehr als doppelt so viel (101,8 Prozent) wie vor einem Jahr.

Allein innerhalb eines Monats sind die Preise für Ölprodukte spürbar gestiegen. So ist der Preis von Erdgas innerhalb von 30 Tagen um 16,7 Prozent in die Höhe geschnellt. Auch die Autofahrer spüren die Entwicklung: Diesel kostet heute 2,5 Prozent mehr als vor 30 Tagen; bei Benzin beträgt die monatliche Preissteigerung 5,2 Prozent. Flugtickets kosten 3,8 Prozent mehr als vor einem Monat und 25,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Preis von Heizöl hat sich verdoppelt

Teurer wurden in den letzten zwölf Monaten hierzulande jedoch nicht nur Energieprodukte. Auch Freizeitaktivitäten (plus 3,54 Prozent), Hotel- und Restaurantbesuche (plus 2,85 Prozent), Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen (plus 2,79 Prozent) sowie Möbel (2,64 Prozent) kosteten im November 2021 deutlich mehr als vor einem Jahr. Rückläufig waren (mit minus 2,65 Prozent) ausschließlich die Preise für Kommunikationsleistungen. Lebensmittel sind, Statec zufolge, heute 1,42 Prozent teurer als im November 2020.

Die hausgemachte Luxemburger Inflationsrate (Kerninflation), die schwankungsanfällige Lebensmittel- und Energiepreise von der Berechnung der Preisentwicklung ausschließt, ist im November auf 2,2 Prozent gestiegen.

Überrascht von den immer schneller steigenden Preisen wurde eigentlich niemand. Bereits im November 2020 hatte Statec erklärt, ab 2021 wieder mit schneller steigenden Preisen zu rechnen. Hintergrund sind die Preise für Ölprodukte, die mit der steigenden Nachfrage, bedingt durch die boomende Wirtschaft, zuletzt deutlich zugelegt haben.

Inflationsrate wird hoch bleiben

Für das Gesamtjahr 2021, wie auch für 2022, rechnen die Luxemburger Statistiker mittlerweile mit einer Preissteigerungsrate von 2,5 Prozent. Im Vorjahr 2020 lag die Inflationsrate bei nur 0,8 Prozent – damals wegen der Corona-bedingt niedrigen Ölpreise.

Auch die EU-Kommission und die OECD rechnen damit, dass die Preissteigerungsrate in Luxemburg hoch bleiben wird. Sie geht jedoch davon aus, dass die Inflationsrate nach 3,2 Prozent in diesem Jahr – nächstes Jahr auf 2,2 Prozent zurückgehen soll. Beim Staatenbund OECD ist man weniger optimistisch. Er rechnet auch kommendes Jahr mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von 2,9 Prozent. 

Europaweit steigen die Preise derzeit ebenfalls in Rekordgeschwindigkeit. Die Teuerungsrate im Währungsraum lag im November bei 4,9 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat mitgeteilt hatte. Das ist das bislang höchste Niveau seit Beginn der Messung im Jahr 1997.

Die Inflation liegt damit mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt.

Laut Schulbuch müssten nun die Zinsen erhöht werden, um die Preissteigerungen zu bremsen. Doch wird sich an der Geldpolitik Europas wohl vorerst nichts ändern. Die Währungshüter haben hierzu erklärt, dass sie den „momentanen Preisschub“ nur als vorübergehend und nicht als nachhaltig ansehen. Eine Erhöhung der Leitzinsen würde zudem einige europäische Staaten unter Druck setzen. Europaweit ist die Verschuldungsquote letztes Jahr um 14,1 Prozentpunkte auf 98 Prozent gestiegen.

Nächste Indextranche bereits in einigen Monaten?

Für Haushalte bedeutet Inflation nicht nur, dass sich die Preise von Waren und Dienstleistungen verteuern. Es geht ganz allgemein um Geldentwertung: Güter werden teurer, während die Kaufkraft von Gehältern und Sparguthaben schrumpft. Im Dezember 2020 war der durchschnittliche Zinssatz hierzulande nun erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Im Oktober 2008 lag dagegen der durchschnittliche Zinssatz, den die Banken ihren Kunden boten, noch bei über vier Prozent.

Um den Verlust der Kaufkraft der Arbeitnehmer auszugleichen, gibt es in Luxemburg das Index-System. Aktuell werden, was diesen Ausgleich anbelangt, jedoch einige Zahlen aus der Rechnung weggelassen, namentlich die Preiserhöhungen, die durch die neue CO2-Steuer entstehen. Trotzdem war die für Jahresende erwartete Indextranche bereits Anfang Oktober fällig geworden. Falls die Preise mit der gleichen Geschwindigkeit weiter steigen, könnte bereits in einigen Monaten eine erneute Indextranche anstehen.