„Keine Epidemiegefahr in Europa“

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LUXEMBURG - Auch in Europa gibt es mittlerweile einige Ebola-Verdachtsfälle. Das Tageblatt sprach mit Dr. Pierre Weicherding über die Wahrscheinlichkeit einer Epidemie in Europa.

Laut Dr. Pierre Weicherding von der „Direction de la Santé“, ist Ebola-Epidemie in Europa sehr unwahrscheinlich. Jede Woche hielten die zuständigen europäischen Verwaltungen eine Telefonkonferenz zum Thema Ebola ab. Eine unkontrollierte Verbreitung des Virus wie in Westafrika befürchteten die Experten nicht. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Personen, die das Virus aus Afrika einschleppten, Einzelpersonen anstecken.

Hat ein Arzt in Luxemburg einen begründeten Verdacht, dass ein Patient an Ebola erkrankt ist, wird der „Service national de maladies infectieuses“ im CHL informiert, der den Patient aufnimmt. Ein „begründeter Verdacht“ liege vor, wenn der Patient hohes Fieber habe, aus einem der betroffenen Gebiete komme und in Kontakt mit Infizierten gewesen sei. Die betroffene Person werde in einem speziellen Zimmer isoliert. Ein solches Zimmer sei so konstruiert, dass noch weit ansteckendere Viren in Schach gehalten werden können.

Der Ebolavirus sei nicht „schrecklich“ ansteckend, sagt Pierre Weicherding. Die Ansteckung erfolge über direkten Kontakt und nicht etwa über die Luft wie z.B. bei einem Grippevirus. Wie uns Dr. Weicherding erklärte, trügen wahrscheinlich die Fledermäuse in Westafrika das Virus in sich. Von denen werde es auf Urwaldtiere übertragen und von diesen auf den Menschen. Es sei ein Zyklus, der nicht in Europa existiere.

Verdachtsfälle in Europa

Ein Ebola-Verdachtsfall ist am Dienstag in Berlin aufgetreten. Medienberichten zufolge soll eine aus Westafrika stammende Frau nach eigenen Angaben Kontakt zu Ebola-Patienten gehabt haben. Im späten Nachmittag gaben die Experten der Berliner Charité aber Entwarnung: Es soll sich um eine Magen-Darm-Erkrankung handeln.

In den vergangenen Tagen hatte es auch an der belgischen Küste in Ostende, in Frankfurt am Main und in Hamburg Ebola-Verdachtsfälle gegeben, die sich aber nicht bestätigten.

Luxemburgische Unterstützung

Die ersten nigerianischen Ebola-Patienten wurden im Labor von Prof. Sunday Omilabu von der Universität Lagos diagnostiziert. Seit 18 Jahren arbeitet dieses Labor eng mit dem luxemburgischen CRP-Santé zusammen. Erst am Dienstag habe eine Sendung von Hilfsgütern für das dortige Labor Luxemburg in Richtung Lagos verlassen, sagte Prof. Dr. Claude P. Muller, vom Institut für Immunologie des CRP-Santé, dem Tageblatt.

Das Labor von Prof. Omilabu sei eines der leistungsfähigsten in Nigeria, dies nicht zuletzt dank der jahrelangen Unterstützung, die das luxemburgische Institut für Immunologie seit 18 Jahren leistet. Es sei das einzige in Nigeria, das befähigt sei, Ebola zu diagnostizieren, sagt Muller.

Fortbildung aus Luxemburg

Seit dem Beginn der Zusammenarbeit seien 24 nigerianische Wissenschaftler von Mitarbeitern des luxemburgischen Instituts in Methoden zu Virusdetektion fortgebildet worden. Ausrüstung und Expertise wurden während lokaler Epidemien zur Verfügung gestellt. Die Kooperation des CRP-Santé in Nigeria sei allerdings nicht auf Ebola beschränkt. Luxemburg helfe ebenfalls bei der Bekämpfung von Hepatitis; Hilfe spendete das CRP auch beim Ausbruch der Vogelgrippe im Jahre 2006.

Wissenschaftler des CRP-Santé fahren regelmäßig nach Nigeria, wo sie unter anderem Vorlesungen für Studenten aus Nigeria und den Nachbarländern geben. Bis dato hätten um die 1.000 Studenten an solchen Veranstaltungen teilgenommen. Ähnliche Kooperationsabkommen hat das CRP-Santé mit Gesundheitsinstituten und Laboratorien aus rund 60 Ländern. In Afrika ist das CRP außer in Nigeria noch in Burkina Faso, Mali, Tschad und den zwei Kongos aktiv.

Zurzeit befindet sich Abdul Aziz Anjorin, Doktorand von Prof. Omilabu, für ein dreimonatiges Training am Institut für Immunologie, um neue molekularbiologische und virologische Detektionstechniken zu lernen.