Im bunten Reich der neunten Kunst

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CONTERN - Zum 19. Mal schon gaben sich am Wochenende die Fans des Comics ein Stelldichein in Contern.

Das „Festival international de la bande dessinée“ gilt als eines der größten im Umkreis von mehreren hundert Kilometern. Auch dieses Jahr kamen Zigtausende von Sammlern und Freunden der gezeichneten (Super)Helden aus Luxemburg und seinen Nachbarländern ins 3.500-Seelen-Dorf im Zentrum des Großherzogtums.

Zwei Tage lang beherrschten die Comics wieder einmal das Bild im Ortszentrum von Contern. Und dies in all ihren Formen: als einfaches Heft oder als kunstvoller Band, als Figur aus Kunststoff oder anderen Materialien, als Aufdruck auf Tassen und Tellern, Armband- und Wanduhren, Einkaufstaschen oder sogar Bierdosen. Es gibt in der Welt der bunten gezeichneten Figuren eigentlich nichts, was es nicht gibt. Fast genauso vielfältig wie die Welt des Comics selbst ist auch die des Merchandising rund um die Helden, die Klein wie Groß begeistern.

Fest verankert

Contern ist im Terminkalender von echten Sammlern im weiten Umfeld fest verankert. Schon lange vor der offiziellen Eröffnung des Festivals stehen sie Schlange, um zu den Ersten zu gehören, die sich durch das schier endlose Angebot wühlen, immer auf der Suche nach der ganz besonderen Rarität schlechthin, nach dem fehlenden Strip oder Album, nach seltenen Originalzeichnungen.

Vom 50-Cent-Heftchen bis hin zum mehrere tausend Euro teuren Sammelobjekt ist für jeden und jede Brieftasche etwas vorhanden. Ganz besonders begehrt sind natürlich auch die Comic-Alben, deren Autoren in der Halle anwesend sind, um dem Sammler eine ganz persönliche Widmung ins soeben erworbene Objekt der Begierde zu zeichnen.

Auch hier muss man oft Schlange stehen. Je bekannter der Name, desto länger die Wartezeit. Und einige Stars aus der Branche limitieren sich gar auf eine beschränkte Zahl an Widmungen pro Tag.

Auch bei der diesjährigen Auflage, die übrigens unter der Präsidentschaft von Andy Genen (ND!) stand, der auch selbst sein neuestes Werk „De roude Panda“ signierte, waren mehr als 60 Autoren aus vielen Ländern präsent. Besonders viel Mühe beim Personalisieren ihrer beiden bislang erschienenen „Dragon-Planète“-Alben gaben sich die Gebrüder Hoyas, „enfants terribles“ der jungen französischen Szene: Sie gaben sich nicht mit einer einfachen Zeichnung zufrieden, sondern schufen doch glatt mit Pinsel und viel Farbe gleich doppelseitige Kunstwerke.

Woran erkennt man eigentlich den eingefleischten Comic-Sammler? Die wirklichen Hardcore-Fans gehen bei der Suche nach dem, was in ihrer Sammlung noch nicht vorhanden ist, mit System vor. Und läuft der klassische Comicsammler der alten Schule noch mit einem Notizblock rum, in dem er seine Fehlliste festgehalten hat, so ist derjenige, der bereits im 21. Jahrhundert angekommen ist, mit einem Smartphone ausgestattet, das den Notizblock ersetzt. Mit ernster Miene durchwühlen sie Kisten und Kartons und schlagen unerbittlich zu, sobald sie fündig werden.

Contern ist jedoch nicht nur das Mekka echter Sammler, sondern auch – vor allem am Samstag- und am Sonntagnachmittag – ein Ausflugsziel für die gesamte Familie.

Einzigartig

Die Atmosphäre im Dorfkern ist einfach einzigartig, und wenn am ersten Tag einige Gewitter und Schauer das Publikum etwas vergraulten, so waren die Gassen gestern, bei fast schon echtem Sommerwetter, „schwaarz vu Leit“.

Präsident ND! zeigte sich denn auch am frühen Sonntagabend ganz zufrieden mit der von ihm maßgeblich mitgestalteten 19. Auflage, bei der man in der Pfarrkirche auch eine Ausstellung des im vergangenen Jahr verstorbenen Albert Weinberg, dessen wohl bekannteste Figur der Pilot „Dan Cooper“ war, sehen konnte. Weinberg war seit dem zweiten Conterner Festival regelmäßig hier zu Gast gewesen.

Freuen wir uns jetzt schon auf die Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr!