Champions LeagueMirza Mustafic will bei der Fola einen neuen Anlauf nehmen 

Champions League / Mirza Mustafic will bei der Fola einen neuen Anlauf nehmen 
Mirza Mustafic kann wieder jubeln (wie auf diesem Foto in Elversberg): Am Mittwoch hat er im ersten Testspiel gleich eine Vorlage für Bruno Freire geliefert. Archivbild: imago images/Eibner

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Mirza Mustafic war zuletzt von den Radaren verschwunden. Das einstige Mittelfeld-Talent der Gladbacher Fohlen verpasste die vergangene Hinrunde aufgrund einer Schulteroperation und fand danach nicht mehr in die eingespielte Elversberger Regionalliga-Elf. Bei der Escher Fola will der 23-jährige Luxemburger mit bosnischem Pass nicht nur erstmals in den Genuss der Champions League kommen, sondern ebenfalls die Weichen für eine Rückkehr in den Profizirkus stellen. Ein Rückblick auf eine vielversprechende Karriere mit Höhen und Tiefen, die in der BGL Ligue einen neuen Anlauf nehmen soll. 

Am 12. Juni stand Mirza Mustafic zum letzten Mal für den SV Elversberg auf dem Platz. Die 19 Minuten Einsatzzeit waren an diesem Abend eigentlich gleichzustellen mit einem Abschiedsgeschenk für seine zwei Dienstjahre an der Kaiserlinde. Der Klub verpasste den Aufstieg in die dritte Liga, der offensive Mittelfeldspieler sehnte sich – nach der auf persönlicher Basis ebenfalls enttäuschenden Saison – nach einer neuen Herausforderung. Mit 23 in die BGL Ligue zu wechseln, soll dabei kein Rückschritt sein: „Ich bin diesen Weg bewusst gegangen, um mich zu verbessern. Die Fola ist für mich das perfekte Sprungbrett. Im Leben passiert alles, wie es eben soll. Ich bin keiner, der Entscheidungen nachtrauert, sondern blicke nach vorn.“

Bereits in jungen Jahren war Mustafic ein umgarntes Talent. 2014 wechselte er vom FC Metz zu Borussia Mönchengladbach. Neben den „Fohlen“ wollten damals Bayer Leverkusen, Arsenal London, 1899 Hoffenheim und der 1. FC Köln den damals 15-Jährigen verpflichten. Fünf Jahre, trotz zwischenzeitigen Angebots von Benfica Lissabon, blieb Mustafic in Gladbach, wo er sämtliche Jugendkategorien durchlief und immer wieder mit den Profis trainierte – bis ihm der Rausschmiss vom damaligen Bundesliga-Trainer André Schubert einen Strich durch die Rechnung machte. Dieter Hecking setzte nie wirklich auf Mustafic, der sich 2019 schließlich für einen Wechsel nach Elversberg entschied.

Dass der technisch versierte Offensivspieler vor einer Woche aber überhaupt nach Luxemburg zurückkam, hat mit einer langwierigen Verletzung zu tun. Sein Fußballjahr hatte 2020 bereits mit einem schweren Rückschlag begonnen: „Vor zwei Jahren hatte ich mir während der Vorbereitung die Schulter ausgekugelt. Leider ist das Problem dann immer wieder aufgetreten. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich mich aber nicht operieren lassen, da ich dann drei oder vier Monate ausgefallen wäre.“ Im vergangenen Sommer blieb ihm keine andere Wahl, als sich unters Messer zu begeben.

Fünf Monate brauchte Mustafic, um sich in die Mannschaft zurückzukämpfen. „Das Team war eingespielt und hatte Erfolg“ – sodass sich der Rückkehrer mit einer Reservistenrolle zufriedengeben musste. Vor drei Monaten, während dieser komplizierten Rückrunde, meldete sich Fola-Sportdirektor Pascal Welter zum ersten Mal beim Berater des ehemaligen Jugendnationalspielers. „Er hat wohl nicht vergessen, dass ich vor anderthalb Jahren beim Testspiel gegen die Fola zweimal getroffen hatte“, lachte Mustafic. Doch nicht nur die Escher buhlten um die Dienste des Mittelfeldspielers, der schon in jungen Jahren mit Miralem Pjanic verglichen worden war. Angebote aus den Niederlanden, Deutschland und von Liga-Konkurrent Swift Hesperingen lagen auf dem Tisch, waren letztlich aber nicht überzeugend: „In den Gesprächen mit den Eschern hatte ich das beste Gefühl. Einerseits war es die Champions League, aber eben auch die gesamten Ambitionen, die ausschlaggebend waren.“

Ich bin diesen Weg bewusst gegangen, um mich zu verbessern

Mirza Mustafic

Und so kam es, dass er am kommenden Dienstag, exakt eine Woche nach der ersten Trainingseinheit, bereits erste Erfahrung mit der Königsklasse machen dürfte. „Solche Spiele und Momente bleiben ewig in Erinnerung. Das ist ein riesiger Pluspunkt, besser geht es eigentlich nicht. Ich hoffe, dass wir überzeugen können“, blickte der 23-Jährige voraus. Nur zweimal hatte er vor dem Testspiel gegen Saarbrücken am Mittwoch mit seinen neuen Teamkollegen trainiert. Dennoch hatte sich der Mann, der als Nachfolger von Vorlagengeber Dejvid Sinani in der Offensivabteilung verpflichtet worden ist, absolut keinerlei Probleme, sich gleich zurechtzufinden. „Ich hätte selbst nicht erwartet, dass es gleich so gut laufen würde. Aber ich bin ohnehin jemand, der sich schnell anpasst.“ 

„Passt perfekt zu mir“

Dass er als neuer Dreh- und Angelpunkt gleich so gut ins Fola-Gerüst passt, liegt an zwei Gründen. Der erste betrifft die neuen Kollegen: „Meine Mitspieler haben es mir einfach gemacht.“ Idir Boutrif und Jules Diallo ist er vor zehn Jahren bereits im Metzer Internat über den Weg gelaufen. Von Automatismen kann nicht die Rede sein. Stattdessen ist die Philosophie von Trainer Sébastien Grandjean absolut identisch mit dem Fußball, den Mustafic aus Deutschland kannte: „Hohes Pressing, Gegenpressing, schnelles Spiel nach vorne, das passt perfekt zu mir.“

Und absolut nicht zu dem, was der nächste Gegner mag. „Der Coach hat uns bereits klar gemacht, dass wir uns nicht an ihr Tempo anpassen dürfen, denn sie wollen das Spiel verlangsamen. Wir müssen uns durchsetzen wie gegen Saarbrücken. Deshalb war dieser Gegner absolut richtig gewählt: Es war eine typisch deutsche Mannschaft, die viel lief, keine Zweikämpfe scheute und uns nicht viel Luft zum Atmen lassen wollte.“

Beim 2:1-Sieg gegen den deutschen Drittligisten sammelte Mustafic nach seiner langen Leidenszeit nicht nur viel Selbstvertrauen vor dem Duell gegen die Lincoln Red Imps (GIB), sondern merkte ebenfalls, dass er seinen Offensivinstinkt während seiner Leidenszeit nicht verloren hat. Beim zweiten Treffer bediente er Freire beim Querpass vor das Tor auf dem Tablett. „Ich bin eigentlich immer von meinen Qualitäten überzeugt, da ich jemand bin, der an sich glaubt. Das bedeutet aber auch, dass ich im athletischen Bereich noch nicht zufrieden mit mir bin. Ich muss meine Ausdauer noch verbessern“, sagte der Neuzugang nach seinen ersten 60 Minuten auf dem Galgenberg. „Aber das bereitet mir keine Sorgen.“

Am Dienstag will er einen nächsten Schritt machen und die ersten Champions-League-Minuten seiner Karriere genießen. Das wäre dann auch noch einmal ein Wink in Richtung Nationaltrainer Luc Holtz. Mustafic, der sich 2015 entschieden hatte, Luxemburg hinter sich zu lassen und für Bosnien-Herzegowina aufzulaufen, hat jetzt wieder die Gelegenheit, sich dem FLF-Nationalcoach aus nächster Nähe zu empfehlen. „Das ist neben einer erfolgreichen Saison mit der Fola mein anderes großes Ziel.“

Steckbrief

Mirza Mustafic
Geboren am 20. Juni 1998
Staatsangehörigkeit: Luxemburger und Bosnier
Position: Offensives und zentrales Mittelfeld
Bisherige Vereine: RFCU Lëtzebuerg, FC Metz (F), Borussia Mönchengladbach, SV Elversberg (beide D), Fola Esch (seit Juli 2021)
Nationalmannschaft: Bis zur U17 für Luxemburg (bis 2014), von der U17 bis zur U19 für Bosnien-Herzegowina im Einsatz

Champions League: Covid-Check

Die Escher Fola erhielt am Mittwoch die Bestätigung, dass für das Champions-League-Heimspiel gegen die Lincoln Red Imps (GIB) 1.000 Menschen im Stade Emile Mayrisch zugelassen sind. Eine Abendkasse wird es allerdings nicht geben. Stattdessen werden zwei Vorverkäufe organisiert: am Samstag (3. Juli) zwischen 14 und 16 Uhr sowie am Dienstag (6. Juli) zwischen 15 und 17 Uhr. Die Eintrittskarten für die überdachte Tribüne kosten 20 Euro, für die Gegengerade sind es 10 Euro. 
Aufgepasst: Rein darf nur, wer geimpft, getestet oder genesen ist. Am Eingang wird der Covid-Check (QR-Code) verlangt.