Auf den Punkt mit Rosport-Trainer Marc Thomé: „Ich bin sehr abergläubig“

Auf den Punkt mit Rosport-Trainer Marc Thomé: „Ich bin sehr abergläubig“

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„Auf den Punkt mit …“ ist wieder da. In dieser Rubrik fühlen wir jedes Wochenende Akteuren aus der BGL Ligue etwas anders auf den Zahn. Rosport-Trainer Marc Thomé erklärte, warum er ein großer Camping-Experte ist.

Tageblatt: Seit diesem Sommer sind Sie Trainer in Rosport und dementsprechend auch im Stade „Um Camping“ zuhause. Wie stehen Sie eigentlich zu dieser Art von Übernachtungsmöglichkeit?

Marc Thomé: Seit 30 Jahren sehe ich täglich nichts anderes. Als Angestellter der Escher Gemeinde bin ich für die Camping-Anlage zuständig. Ich habe also schon sehr viel miterlebt und früher mit meinen Kindern in Wohnwagen übernachtet. Es spricht gar nichts gegen Campen, auch wenn die Familienurlaube zuletzt mit Hotelübernachtungen verbunden waren.

Und Sprudelwasser?

Das geht auch, sogar besser als zuvor.

Wo lebt es sich als Fußballtrainer denn besser? Im Minette oder an der Sauer?

Wenn die Ergebnisse stimmen, lässt es sich überall gut leben. Ich muss hinzufügen, dass ich im Osten schon viele gute Erfahrungen gemacht habe: als Trainer in Grevenmacher, an der Mosel. Rosport ist nach wie vor ein Dorfverein, das spürt man gleich. Die Vorstandsmitglieder kennen sich alle. Es ist eine besondere Art des Zusammenhalts. Ich sehe es als einen Klub mit der Mentalität eines Amateurvereins, verbunden mit Leistungssport. Es ist nicht zu vergleichen mit vielen anderen Klubs, die sich fast im Profibereich befinden. Hier wird nach dem Training schon mal gegrillt, es ist wirklich sehr angenehm.

Was wäre Marc Thomé ohne seinen Co-Trainer Denis Pfeiffer?

Oft wohl weniger verärgert. Die Leute beschreiben uns meist als ein altes Ehepaar. Wir arbeiten seit 2011 zusammen und kennen uns in- und auswendig. Ich vertraue ihm zu 200 Prozent. Er ist bei jeder Trainingseinheit dabei und kümmert sich um alle schriftlichen Dinge, damit ich mich ausschließlich auf den Fußball konzentrieren kann.

In den Stadien werden Sie oft als Marc Thoma vorgestellt. Wissen Sie denn, wer der Bommeleeër war?

Nein, das weiß ich nicht – und wie es scheint, weiß er es ja auch nicht. Diese Verwechslung hat mich nie gestört, im Gegenteil. Ich finde das witzig. Begegnet sind wir uns aber noch nie.

Warum mag kein Verein Auswärtsspiele in Rosport?

Es ist ein Stadion „wie früher“, ohne Sitzplätze. Dadurch wird das Ganze sehr eng und die Zuschauer sind ganz nah am Geschehen dran. Auf dem Spielfeld hört man dadurch auch die verrücktesten Sachen. Ich hoffe, dass es in den nächsten Monaten wieder hoch hergeht, so wie früher. Das war in der letzten Saison nicht unbedingt der Fall.

Man kennt Sie auch wegen Ihres Faibles für Kaugummi. Haben Sie da eine bestimmte Präferenz?

Eigentlich nicht. Es dient eher der Beruhigung. Ich wusste gar nicht, dass das so auffällig ist. Ohnehin habe ich da eine Routine vor jedem Spiel. Ich bin sehr abergläubig. Normalerweise versuche ich, nach einem Sieg alles genau so zu machen wie am Sonntag davor. Das geht manchmal so weit, dass ich Denis (Pfeiffer) eine SMS schicke, dass er mich anrufen soll – wenn er es auch am Sonntag zuvor gemacht hat. Wenn wir dann zweimal hintereinander verlieren, wird wieder alles geändert.

Was werden Sie denn am Sonntagmorgen tun?

Um 11.00 Uhr auf den Anruf von Denis warten. Ich bin altmodisch und zeichne alles per Hand auf Blättern auf. Wir werden die Standardsituationen durchgehen und kontrollieren, ob wir beide die gleichen Namen haben – beispielsweise wer wann in die Mauer geht. Er sagt dann immer: 100 von 100, da er sich anscheinend immer die gleichen Sachen notiert hat. Ob es so ist, weiß ich nicht. Aber er scheint mich besser zu kennen als ich mich selbst.

Welcher Spielertyp waren Sie früher – verlangen Sie genau das von Ihren Spielern?

Ich ärgere meine Spieler immer damit, dass ich als defensiver Mittelfeldspieler 70 Tore gemacht habe und heute auf dieser Position keiner mehr als zehn schafft. So ganz stimmt es ja nicht, da ich auch auf offensiveren Positionen zum Einsatz kam – aber es gefällt mir, ihnen zu sagen, dass sie nicht so gut sind.

Wie ist es denn, wenn man als Escher Gemeindearbeiter jeden Tag nach Rosport fährt?

Dass es so kam, ist ja nicht meine Schuld. Ich habe schon immer mit diesem Verein geflirtet, pflegte gute Kontakte. Bei der Mannschaftspräsentation hat Präsident Jean-Paul Kolbusch scherzhaft gemeint, dass neben ihm jetzt ein weiterer Differdinger im Klub angekommen sei. Es gab Pfiffe. Ich habe sofort eingegriffen und erklärt, dass mein Vater nur zwei Kilometer von Rosport entfernt aufgewachsen sei und meine Mutter aus Waldbillig stamme. Plötzlich stand der ganze Saal … Du musst einfach wissen, was du wann sagen sollst. Meine Situation passt immer, man muss sie drehen, wie man sie braucht.


Drei Fragen zum Wochenende

Gegen die Etzella gelang die frühe Führung, doch Rosport hat es verpasst, nachzulegen. Warum?

Ettelbrück war eigentlich in Führung gegangen, doch das Abseitstor wurde aberkannt. Das Spiel lief in den ersten 10′ komplett an uns vorbei, dann gelang uns aus dem Nichts die Führung. Das zweite Tor fiel nach einer Ecke, da die Spieler nicht auf mich gehört und ihr eigenes Ding durchgezogen haben …

Nach dem deutlichen 3:0-Sieg geht es für die Victoria nach Mühlenbach. Stellt dieses Auswärtsspiel eine Reise ins Ungewisse dar?

Ja, so kann man es sagen. Ich habe bislang nur Gutes über die Mannschaft gehört und ich muss zugeben, dass es der einzige Kader ist, bei dem ich nicht jeden einzelnen Spieler kenne. Für uns geht es darum, den Vorsprung auf einen direkten Konkurrenten auf sechs Punkte auszubauen.

Wann wird in Rosport von einem guten Saisonstart gesprochen?

Das letzte Mal, als der Verein die Liga mal anführte, folgte der Abstieg … Deshalb wollen wir nach fünf Spielen sieben Punkte. chd