MotorsportWEC und ELMS 2021: Endurance Racing mit Luxemburger Besetzung

Motorsport / WEC und ELMS 2021: Endurance Racing mit Luxemburger Besetzung
David Hauser/Gary Hauser/Tom Cloet bei ihrem ELMS-Debüt in Barcelona Foto: Racing Experience/Underground Picture

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Die European Le Mans Series (ELMS) hatte ihr erstes Rennen am vorigen Wochenende und die World Endurance Series (WEC) startet diesen Samstag in ihre neue Saison. Ein Novum ist die Tatsache, dass Luxemburger Fahrer dort über die ganze Saison vertreten sein werden.

Die „kleine“ ELMS, das rein europäische Pendant zur „großen“ WEC, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. So zählte man beim Auftakt in Barcelona nicht weniger als 17 LMP2-Autos, hier die schnellste Klasse, 16 LMP3 und 8 LMGTE. Wenn in den vergangenen Jahren vor allem weniger bekannte Piloten am Start waren, so findet man nun einige bedeutendere Namen im Starterfeld: Robert Kubika, Pietro Fittipaldi, Nick de Vries, Miguel Molina, Gianmaria Bruni usw. Unter den LMP2-Teams sind auch welche, die in der WEC mit ihren LMP2-Autos antreten und die zweifelsohne als Ambition haben, in Zukunft in der WEC in der Oberklasse mitzuspielen. Das Auftaktrennen wurde vom belgischen WRT-Team gleich bei seinem Debüt in der ELMS mit Kubika/Deletraz/Ye gewonnen, dies vor Panis-Racing mit Canal/Stevens/Aubry und United Autosports mit Hanson/Aberdein/Gamble. Das Racing Experience Team der Familie Hauser aus Wormeldingen hat über den Winter den Schritt gewagt, mit seinem Duqueine M30-D08-Nissan LMP3 vom „Michelin Le Mans Cup“ in die nächstgrößere Serie, die ELMS, aufzusteigen. Wegen diverser Probleme beendeten die Hausers ihr Debütrennen lediglich auf dem letzten Platz: „Für uns war das Hauptziel, das erste Rennen unseres ELMS-Debüts zu beenden. Dieses Ziel haben wir erreicht! Natürlich können wir mit dem Endergebnis nicht ganz zufrieden sein, denn der Motorstarter hat uns im Rennen mehr als zehn Runden gekostet. Dennoch bin ich stolz auf die gute Teamarbeit während der Woche und vor allem während des Renneinsatzes. Jetzt freuen wir uns auf den nächsten Lauf in Österreich“, sagte Teambesitzer Christian Hauser. Neben den Hausers tritt auch noch das Team von DKR-Engineering mit Alain Berg (L) und Laurents Horr (D) unter Luxemburger Flagge in der ELMS an. Sie landeten in Barcelona auf Platz fünf bei den LMP3.

WEC: Toyota allein auf weiter Flur

Schon die letzten beiden Jahre war man es gewohnt: für einen Gesamtsieg in der WEC kam kaum jemand anders als ein Werks-Toyota infrage. Nachdem in der WEC die alten LMP1-Autos durch die neuen Hypercars ersetzt wurden, wird es nun wohl in der nahen Zukunft nicht anders sein: Toyota setzt werksseitig zwei Wagen mit der gewohnten Starbesetzung ein: Conway/Kobayashi/Lopez und Hartley/Buemi/Nakajima. Beim Auftakt in Spa haben sie einen einzigen Gegner: einen „gegrandfatherten“ Alpine LMP1 von Negrao/Lapierre/Vaxiviere, dessen Leistung durch eine Balance of Performance an die Hypercars angepasst wurde. Ab dem nächsten Lauf im portugiesischen Portimao sollen dann zwei Glickenhaus dazukommen. Der amerikanische Milliardär James Glickenhaus hat den Einsatz seiner Autos dem Endurance-erfahrenen Team von Reinhold Joest anvertraut und hofft so, als kleines Privat-Team schnellstmöglich einen Le-Mans-Sieg herbeizaubern zu können. Obschon man mit erfahrenen Piloten wie Romain Dumas, Ryan Briscoe, Gustavo Menezes , Pipo Derani, Olivier Pla, Richard Westbrook und Franck Mailleux antritt, wird dies eine nur schwer zu stemmende Angelegenheit sein. Aus dem groß angekündigten Einsatz eines Kolles-Hypercar ist bis jetzt lediglich warme Luft geblieben.

Das größte Interesse bei der WEC liegt dieses Jahr bei den „kleineren“ Kategorien sowohl bei den Prototypen wie auch bei den GT. In der LMP2 treten 14 Autos an mit wohlklingenden Namen bei den Piloten (Montoya, Duval, Vandoorne, Da Costa, Frijns, Davidson, Magnussen …) und bei den Teams (United Autosports, Jota, Dragonspeed, G-Drive …). Hier gilt das Gleiche wie bei der ELMS: Man bereitet sich auf den Aufstieg in die oberste Klasse (ab 2023 LMDh und Hypercar) vor, mit der Hoffnung auf die Unterstützung einer Automarke. Aber dazu später mehr.

Die erstaunlichste Erkenntnis bei den zweitägigen Tests Anfang der Woche in Spa war, dass die absolut schnellsten Rundenzeiten nicht von den neuen Hypercars, sondern von den LMP2 von G-Drive, United Autosports und Jota erzielt wurden. Die Experten gehen jedoch davon aus, dass beim Rennen die Toyota und der Alpine wieder die Nase vorn haben werden, insofern sie nicht von technischen Defekten heimgesucht werden. Vielleicht kommt ja auch noch vor dem Rennen am Samstag eine Anpassung durch die FIA.

Pereira bestreitet erstmals eine ganze FIA-WM

Bei den professionellen GTE-Pro sind nach dem Abgang von Ford, BMW und Aston Martin lediglich zwei Ferrari und zwei Porsche übriggeblieben. In Spa, Portimao und Le Mans gesellt sich noch Corvette dazu. Im Gegensatz zur GTE-Pro erfreut sich die GTE-Am-Klasse einer immer größeren Popularität, sodass hier nicht weniger als 13 Autos am Start sein werden, darunter auch Luxemburgs bestbekannter Automobilsport-Repräsentant: Dylan Pereira. Er steuert für das TF-Sport-Team einen Aston Martin Vantage zusammen mit dem aus der brasilianischen Stock-Car-Serie kommenden Felipe Fraga und dem amerikanischen Industriellen und Hobby-Rennfahrer Ben Keating. Pereira hat keine leichte Aufgabe vor sich, denn er ersetzt im Fahrertrio rund um Keating den routinierten Holländer Jeroen Bleekemolen. Die Mannschaft TF-Sport hat alle Voraussetzungen für gute Resultate. Hier sei nur an den GTE-Am-Sieg in Le Mans 2020 erinnert, wo Aston Martin gleich in beiden GT-Klassen siegreich war. Die stärkste Konkurrenz kommt aus dem eigenen Lager mit dem Vantage von Farfus/DallaLana/Gomes und von den Porsche des Teams Dempsey-Proton Racing.

Rosige Zukunft

Die WEC erlebte bis 2016 ihre Blütezeit mit dem Einsatz von Werksteams von Peugeot, Audi, Porsche und Toyota. Da inzwischen die Franzosen und Deutschen abgesprungen sind, befindet sich die Serie momentan in einer Zwischenphase. Doch die Zukunft ist rosig.

Der Le-Mans-Organisator ACO und die Organisatoren der amerikanischen IMSA Serie haben sich nach jahrelangen Diskussionen endlich geeinigt, dass Autos aus beiden Serien jeweils beim anderen antreten können. Zum heutigen Tag steht bereits fest, dass ab 2023 Acura, Audi, Ferrari, Glickenhaus, Peugeot, Porsche und Toyota mit einem LMPh bzw. Hypercar dabei sein werden. Des Weiteren ist man optimistisch, dass zumindest noch BMW, General Motors (Corvette) und McLaren dazustoßen werden. Wenn der internationale Prototypen-Sport wieder ganz groß werden wird, gibt es vielleicht auch eine Chance, dass Pereira in den nächsten Jahren in einem solchen Auto und nicht mehr in einem GT zu sehen ist.

Dylan Pereira feierte seinen WEC-Einstand im Aston Martin auf seiner Lieblingsstrecke in Spa-Francorchamps
Dylan Pereira feierte seinen WEC-Einstand im Aston Martin auf seiner Lieblingsstrecke in Spa-Francorchamps Foto: ATP/Team Andy Lofthouse