BasketballAbschied aus der Nationalmannschaft: Nach 18 Jahren sagt Tessy Hetting leise „Goodbye“

Basketball / Abschied aus der Nationalmannschaft: Nach 18 Jahren sagt Tessy Hetting leise „Goodbye“
Tessy Hetting (r.) bestritt ihr erstes Länderspiel im Jahr 2003, nach mehr als 110 Begegnungen im Dress der FLBB ist nun Schluss Archivfoto: Gerry Schmit

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18 Jahre, über 110 Länderspiele: Kaum eine Basketballspielerin kann in Luxemburg eine ähnliche Nationalmannschaftskarriere aufweisen wie Tessy Hetting. Die dreifache Goldmedaillengewinnerin bei den Spielen der kleinen Staaten verkündete am Sonntag nun ihren Rücktritt aus der FLBB-Auswahl. Ein Abschied, den sich die 34-Jährige jedoch gerne etwas anders gewünscht hätte.

Tageblatt: In der kommenden Woche bestreiten die FLBB-Damen die Kleinstaaten-EM in Zypern, die eigentlich schon im vergangenen Jahr hätte stattfinden sollen. Warum wird man Sie hier nicht noch ein letztes Mal auf dem Parkett sehen?

Tessy Hetting: Im Mai wurde ich leider positiv auf Covid-19 getestet. Ich habe die Vorbereitung auf die Kleinstaaten-EM noch während einer Woche mitgemacht, doch bei einem Test wurde festgestellt, dass meine Lungenfunktion noch nicht wieder so ist, wie sie sein sollte. So kann man nicht jeden Tag trainieren und schon gar kein Turnier bestreiten. Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, doch am Ende geht die Gesundheit einfach vor. 

Haben Sie schon länger mit dem Gedanken gespielt, einen Schlussstrich unter Ihre Nationalmannschaftskarriere zu ziehen?

Nach meinem letzten Turnier, den JPEE 2019 in Montenegro, hatte ich schon daran gedacht, aufzuhören. Ich habe gesehen, dass inzwischen wieder viele junge Spielerinnen nachrücken und man wird ja auch nicht jünger und die doppelte Belastung hat natürlich auch eine Rolle gespielt. So kam die Idee auf, dass ich noch ein letztes Mal bei der Kleinsaaten-EM 2020 in Zypern auflaufen würde. Diese konnte im vergangenen Sommer aufgrund der Pandemie jedoch nicht stattfinden. Gerne hätte ich sie dann in diesem Jahr noch gespielt, vor allem da wir mit der Nationalmannschaft mehr als zwei Jahre keine Partie bestreiten konnten, da wir zurzeit ja an keinem anderen FIBA-Wettbewerb teilnehmen. 

Können Sie sich denn überhaupt noch an Ihr erstes Spiel im Trikot der Nationalmannschaft erinnern?

Das war im Jahr 2003, bei den JPEE im Frühling stand ich noch nicht im Kader. Erstmals wurde ich Ende des Jahres für das Weihnachtsturnier nominiert.

Seither waren Sie ein fester Bestandteil der FLBB-Damen, haben in dieser Zeit viele Spielerinnen kommen und gehen sehen. Was motiviert einen eigentlich, so lange für die Nationalmannschaft aufzulaufen?

Für mich war es immer etwas Spezielles, für mein Land antreten zu dürfen, allein schon diese Tatsache hat mich stets motiviert. Ich habe wirklich so viele Spielerinnen in dieser Zeit kennengelernt, durfte gemeinsam mit den Besten des Landes auf dem Parkett stehen, das war schon klasse. Auch gegen die Besten der anderen Nationen antreten zu dürfen. Doch nicht nur die sportlichen, sondern auch die Momente neben dem Feld, diese gute Atmosphäre innerhalb des Teams, haben immer sehr viel Spaß gemacht. In den 18 Jahren habe ich wirklich zu keinem Moment daran gedacht, aufzuhören oder eine Pause einlegen zu wollen. Für mich war klar, solange der Trainer mich nominiert und der Körper mitspielt, werde ich auch für das Nationalteam auflaufen.

Dreimal Gold bei den JPEE

Können Sie einen schönsten Moment Ihrer Karriere herauspicken?

Das ist sehr schwer, denn 18 Jahre sind eine lange Zeit und da kommen einfach so viele besondere Momente zusammen. Schön waren natürlich die drei Goldmedaillen bei den Spielen der kleinen Staaten. 2005 war ich zum ersten Mal dabei und wir konnten gleich Gold holen. 2013 wird mir in Erinnerung bleiben, weil wir das Finale zu Hause in Luxemburg in einer vollen Halle gegen Island bestreiten durften. So eine Stimmung hat man zuvor noch nicht hier im Land gesehen, das hatten wir im Vorfeld gar nicht so erwartet und es war demnach umso überraschender. Zwei Jahre später in Island holten wir dann ohne Verstärkung einer Profispielerin ein weiteres Mal Gold. Eine Medaille hier hervorheben zu wollen, wäre nicht richtig. Doch auch andere Momente, wie das Spiel in Serbien gegen den damaligen Europameister, werde ich nicht vergessen. Ich habe noch ein Foto vom Boxscore in der Halbzeit, denn nach dem ersten Viertel lagen wir mit einem Punkt in Führung. Und auch wenn wir noch auf 20 Punkte verloren haben – im Hinspiel unterlagen wir zu Hause übrigens auf 60 – war es eine besondere Erfahrung, auch durch die Stimmung, denn die Halle war ausverkauft.

Sicherlich ein Highlight: 2013 gewann Tessy Hetting (Nr. 7) mit den FLBB-Damen Gold bei den JPEE in Luxemburg
Sicherlich ein Highlight: 2013 gewann Tessy Hetting (Nr. 7) mit den FLBB-Damen Gold bei den JPEE in Luxemburg Archivfoto: Gerry Schmit

Wo sehen Sie denn die Damennationalmannschaft in Zukunft?

Ich denke, dass das Team eine sehr positive Zukunft haben wird. Zwischendurch hatten wir wirklich mal in einigen Alterskategorien ein kleines Loch, sodass es einen Mangel an Spielerinnen gab. Dies ist inzwischen jedoch anders, denn es rücken viele junge Talente nach, die auch ein richtig gutes Level haben. Inzwischen spielen ja auch drei Damen (Anne Simon, Julija Vujakovic und Svenia Nurenberg, Anm. d. Red.) am College in den USA. Lisa (Jablonowski) und Maggy (Meynadier) spielen in Europa als Profi. Ich glaube die „Alten“ können jetzt beruhigt Platz machen, um den Weg für diese Spielerinnen freizumachen. Sie sind auf jeden Fall reif dafür und wir werden mit ihnen bestimmt viele positive Momente erleben. Durch meinen Posten beim Verband (als technische Direktorin, Anm. d. Red.) habe ich da ja auch noch einen anderen Einblick und mache mir absolut keine Sorgen.

Sie trauen dem Team also zu, nicht nur bei der Kleinstaaten-EM, sondern auch wieder in der richtigen EM-Qualifikation anzutreten?

Das ist auf jeden Fall der Plan für die Zukunft. Man muss jedoch schauen, wann es so weit sein wird. In der EM-Qualifikation wird in Zeitfenstern gespielt. Wichtig wird es sein, dass dann auch im November und Februar genug Spielerinnen zu Verfügung stehen werden. Denn ohne komplettes Team wird es auf dem Level sehr schwer und die Spielerinnen vom College würden hier fehlen. Island hat ein ähnliches Problem, doch sie können das Fehlen ihrer College-Spielerinnen recht gut kompensieren. Bei uns war das durch das zwischenzeitliche Loch in den verschiedenen Altersklassen in den letzten Jahren jedoch schwer. Zuerst hoffe ich aber, dass es in Zypern mit der Goldmedaille klappen wird. Ich denke, die Chancen stehen nicht schlecht, doch man weiß nicht, wie gut das Team die lange Pause weggesteckt hat und wie dies bei den anderen Mannschaften der Fall sein wird.

Sie selbst wird man aber noch in der Total League spielen sehen?

In der nächsten Saison auf jeden Fall noch. Wie es danach weitergeht, weiß ich aber nicht. In diesem Fall schaue ich von Jahr zu Jahr.