Ab MontagKostenlose Covid-Tests für sämtliche Urlaubsrückkehrer

Ab Montag / Kostenlose Covid-Tests für sämtliche Urlaubsrückkehrer
Gesundheitsministerin Paulette Lenert zieht in den Tiefen des Sommerlochs eine durchaus positive Corona-Bilanz. Die Anstrengungen der Behörden tragen Früchte, so die beliebte Politikerin.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ab heute können sich sämtliche Urlaubsrückkehrer auf Covid-19 testen lassen. Die Kampagne ist Teil einer Sommerstrategie, die ab der Rentrée vom „Large Scale Testing 2“ abgelöst wird. Das hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert am Freitag mitgeteilt. Bis dahin sollen auch Haushalte verstärkt unter die Lupe genommen werden.

Die Ministerin lädt zum Briefing ins eigene Ministerium statt ins steril leere Konferenzzentrum, die Pressekonferenzen werden nicht mehr von der Regierung live übertragen und auch sonst scheint sich im öffentlichen Umgang mit der Pandemie eine gewisse Routine eingeschlichen zu haben. Im tiefsten Sommerloch ist Corona definitiv Alltag im Großherzogtum geworden. Vor diesem Hintergrund war der Pressetermin von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Freitagnachmittag vielmehr Rückblick und Bestandsaufnahme als ein Ausblick auf bevorstehende Initiativen.

Die Botschaft ist klar: Luxemburg hat das Virus im Griff. Zumindest so weit es geht. Das vermittelt die Ministerin unter anderem, indem sie anhand von Zahlen und Kurven auf die Entwicklung der Infektionszahlen und Sterberate seit Beginn der Krise eingeht. Die Strategie der Regierung, inklusive Lockdown und Exit, habe somit Früchte getragen, so Lenert.

Die positiven Rückschlüsse überwiegen, auch wenn es während der ersten Welle viele Kollateralschäden zu beklagen gab, wie die Gesundheitsministerin betont. An erster Stelle: die Einschränkung der persönlichen Freiheiten und Schließung zahlreicher Aktivitäten. Außerdem lasse sich immer noch nicht abschätzen, welche gesundheitlichen Folgen die Krise auf lange Sicht für Patienten hat, die an anderen Pathologien leiden, während der Krise aber nicht versorgt werden konnten.

Gegenüber den enormen sozioökonomischen Auswirkungen steht jedoch ein glimpflicher Verlauf einer Pandemie, die in anderen Staaten weitaus mehr Schäden anrichten konnte als in Luxemburg. Zurückbehalten sollte man aber auch den Umstand, dass das Gesundheitssystem rasch auf eine neue Wirklichkeit eingestellt und Covid-Patienten allzeit optimal betreut werden konnten. Ohne den tatkräftigen Einsatz und das aufopferungsvolle Mitwirken aller Akteure sei dies nicht möglich gewesen, bekräftigt die Ministerin.

Indessen lässt das jüngste Zahlenmaterial vorsichtigen Optimismus bei der Gesundheitsministerin aufkeimen: Glücklich sei sie über den Umstand, dass die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Tagen wieder gesunken sei. „Wie lange das so bleibt, können wir nicht sagen, denn wir befinden uns inmitten einer Urlaubsphase“, so Lenert. Die Zusammenhänge seien inzwischen ganz andere als nach der ersten Welle. Und ob die positive Entwicklung nun Folge der jüngsten Maßnahmen sei oder nicht, das müsse sich noch herausstellen. „Auf jeden Fall aber sind wir glücklich, dort zu stehen, wo wir stehen“, betont die Gesundheitsministerin.

Verstärkt weiter testen

Tatsächlich ist das Großherzogtum bei der Sterblichkeitsrate immer noch Schlusslicht. Im Vergleich mit anderen Staaten hat Luxemburg seit jeher die niedrigste Quote im Vergleich mit der Gesamtzahl an Infektionen. „Das wollen wir natürlich beibehalten“, sagt Lenert. Ziel sämtlicher Maßnahmen sei es nicht zuletzt, den Verlust von Menschenleben zu verhindern. Damit das auch in Zukunft so bleibt, wollen sich Regierung und Gesundheitsbehörden auch künftig verstärkt dem Testen und der Rückverfolgung der Kontakte auf breiter Ebene widmen.

Aktuell sei Luxemburg weltweite Spitze im Testen. Dabei handele es sich um einen Anspruch, den die Regierung früh erhoben habe, so Lenert. Vor allem, da das Testen Früchte trage und ein relativ komplettes Bild zur Verbreitung des Virus im Land vermittle. „Diese Strategie trägt am wirkungsvollsten zur Unterbrechung der Übertragungsketten bei“, unterstreicht die Politikerin. Deshalb wolle man auch an diesem Anspruch festhalten.

Aktuell befinde man sich noch in einer Art Sommerphase, was das Testen angeht. Ab der Rentrée dann wollen die Gesundheitsbehörden das „Large Scale Testing 2“ einläuten. Details nannte die Gesundheitsministerin keine, die Phase werde derzeit im Detail ausgearbeitet. Bis dahin wollen sich die Akteure vermehrt den Haushalten widmen, anstatt wie bisher die verschiedensten Branchen verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Grund seien die jüngsten Erkenntnisse zur geografischen Verteilung und die Feststellung, dass das Virus vor allem im privaten Bereich verbreitet wird.

Zu diesem Zweck werden die Stichproben nun in unterschiedlichen Haushalten entnommen. Dabei können die Behörden jederzeit dort die Maschen enger ziehen, wo das Virus verstärkt auftritt. Ob man der Einladung zum Test Folge leisten will, bleibt aber fakultativ. Von einer Testpflicht will die Gesundheitsministerin, wie sie am Freitag gleich mehrmals betonte, weiterhin absehen.

Anmeldung übers Internet

Das gilt denn auch für Reisende, die dieser Tage wieder nach Hause kommen. Bisher kamen nur Ankömmlinge am Flughafen Findel in den Genuss eines Test-Vouchers, den sie entweder sofort oder später an einer Test-Stelle ihrer Wahl einlösen konnten. Ab heute aber können sämtliche Urlaubsrückkehrer einen Test buchen. Die Anmeldung erfolgt über myguichet.lu, der Test ist natürlich fakultativ und kostenlos. Gleichzeitig lancieren die Behörden eine Kampagne für Rückkehrer aus dem Kollektivurlaub. Diese soll über die Unternehmen abgewickelt werden. „Vielleicht lassen sich mehr Menschen testen, wenn die Einladung vom Arbeitgeber kommt“, mutmaßt die Gesundheitsministerin.

Spätestens zur Rentrée sollen denn auch wieder Schüler und Lehrer stichprobenartig zu Tests eingeladen werden. „Testen ist für uns kein Selbstzweck“, wiederholte die Ministerin. „Vielmehr geht es darum, Betroffene schnellstmöglich zu identifizieren und die Übertragungsketten zu durchbrechen.“ Vor diesem Hintergrund fällt der Rückverfolgung der Kontakte eine wichtige Rolle zu. So wurden bis heute rund 40 Prozent der positiven Befunde durch das Tracing ausgemacht.

„Jeder einzelne Bürger muss verstehen, wie sich das Virus weiter verbreitet und was die Risiken davon sind“, unterstreicht Gesundheitsministerin Lenert. Nachlässigkeit könne man sich derzeit nicht erlauben. Deshalb wollen die Behörden künftig noch gezielter vorgehen und verschiedene Bevölkerungsgruppen direkt ansprechen. „Unser Ziel ist es, bis in den letzten Winkel der Gesellschaft vorzudringen und unser Wissen rund um das Virus weiterzuvermitteln“, so Lenert. Damit auch jeder die nötigen Maßnahmen ergreifen kann, um sich selbst und seine Mitmenschen zu schützen.

Strafen für Uneinsichtige

Positiv getestete Patienten, die ihre Mitmenschen bewusst in Gefahr bringen, müssen mit rechtlichen Folgen rechnen. Die Staatsanwaltschaft sei bereits mit den ersten Fällen betraut worden. Das hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Freitag auf Nachfrage des Tageblatt bestätigt.

Prominentes Beispiel ist das einer Feier in den Wäldern am Rande der Hauptstadt, bei der mindestens eine Person angetroffen wurde, die nur Tage zuvor einen positiven Testbescheid erhalten hatte. Dem Tageblatt sind auch Fälle bekannt, in denen sich Betroffene den Urlaub nicht hatten vermiesen lassen wollen. So seien diese Personen nach Erhalt eines positiven Testergebnisses dennoch im Urlaubsort aufgetaucht, wo sie sich dann rücksichtslos unter andere Touristen gemischt hätten.

Ähnliche Fälle seien auch dem Gesundheitsministerium bekannt. Dafür seien denn auch Strafen im neuen Covid-Gesetz vorgesehen. „Mit Staatsanwaltschaft und Polizei gab es auch schon etliche Gespräche“, so Lenert. Das Gesundheitsministerium leite diesbezügliche Feststellungen sofort weiter. Gegebenenfalls werden auch die örtlichen Behörden benachrichtigt, um die Patienten aus Luxemburg wenn nötig vor Ort in Quarantäne zu nehmen. „Darauf haben wir aber weniger Einfluss, als wenn wir selbst eingreifen können“, so Lenert.

Die Gesundheitsministerin hofft aber weiterhin, die Betroffenen im Dialog zur Vernunft bringen zu können. Mitarbeiter der Santé seien entsprechend ausgebildet. So sei der rechtliche Weg bislang die Ausnahme gewesen. „Ich hoffe, dass es nicht zum Maßstab wird“, unterstreicht die Ministerin. ham

Charles Hild
17. August 2020 - 18.58

Madame Lenert, mir hun elo e Problem. Uni sono posaunt d’ Majoritéit an d’ Oppositioun mat 100 Prozent vun alle raisonabele Läit, dass een zweete Lockdown onbedingt muss verhënnert ginn. Well eng Verschäerfung vun der Kris onheemlech vill soziale Misère provozéiert. Elo behaapt dir genau esou iwwerzeegt, dass vill Testen a manuell Tracen de Virus efficace a Grenzen hält. Och domat hu dir Recht, well dat hunn all déi verstänneg Läit kënne feststellen. Awer leider mengt dir weiderhin, dass esou een Test muss fakultativ bleiwen. Wéinst perséinlecher Fräiheet vum Individuum? Resultat: Um Findel zum Beispill léist sech grad just all fënneften testen. An der Schoul wäert et och net vill anescht sinn. Bei de Spectateuren nach schlëmmer. Madame Lenert, domat ënnerschätzt dir flagrant d ‘Wichtegkeet vun den Tester! En plus ass et evident, dass dir grad eben net alles maacht fir en nächste Lockdown ze verhënneren oder och einfach nëmme fir de ville Mënschen am grousse Misère e bëssen ze hëllefen. Fräiheet vum Individuum steet also fir iech virum Wuel vun der Allgemengheet. Ech sot et schonn oft, dir nennt iech LSAP awer dir maacht leider d’ Politik vun deenen Aneren.

zyniker
17. August 2020 - 18.18

@Arm Sie können niemanden zwingen, fragen Sie die Deutschen Freunde, die von heute nicht die von vor 80 Jahren. Sie könnten höchstens ein Bußgeld verhängen, das aber vor Gericht angefochten werden kann und somit nicht sehr viel Erfolg haben dürfte und das aus vielen Gründen. Ihr Kommentar ist also als <> Kommentar zu bewerten und Sie dementsprechend als dixit Konstantin Wecker <>

Arm
17. August 2020 - 16.04

Nicht können sondern müssten die Urlaubsrückkehrer sich testen lassen und zwar auf eigne Kosten.

nuckes
17. August 2020 - 12.33

Checken sie mal Facebook usw der positiv Getesteten, da werden Sie staunen, was die alles tun, nicht nur in Urlaub fahren.