Europafest9. Mai auf Kirchberg: Luxemburg feierte den Europatag

Europafest / 9. Mai auf Kirchberg: Luxemburg feierte den Europatag
Der traditionelle Festtagskuchen erinnerte dieses Jahr an den 20. Jahrestag der EU-Osterweiterung, als am 1. Mai 2004 zehn neue Staaten der EU beitraten Foto: Union européenne, 2024/Fotograf: Anthony Dehez

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Das neue Gebäude des Europäischen Parlaments (EP) auf Kirchberg bot in diesem Jahr die Kulisse für das Europafest und die Feier zum 9. Mai, dem Europatag in Luxemburg.

Das Wetter spielte dieses Jahr mit: Bei Sonnenschein und entsprechenden Temperaturen zog es am Donnerstag sehr viele Menschen zum Gebäude des Europäischen Parlaments auf Kirchberg, wo das diesjährige Europafest über die Bühne ging. Der strömende Regen bei der letztjährigen Ausgabe des Festes, das damals zwischen der Philharmonie und dem Schuman-Gebäude stattfand, hat die Organisatoren wohl dazu bewogen, einen Ort für die Feier zu finden, bei dem es eine überdachte Ausweichmöglichkeit gibt. Die wurde mit dem „Bâtiment Adenauer“ an der John F. Kennedy-Straße gefunden, in dessen Atrium der größte Teil der Informationsstände der Mitgliedstaaten und der verschiedenen europäischen Institutionen zu finden waren.

Der offizielle Teil des Festes fand jedoch unter freiem Himmel auf dem Vorplatz des Gebäudes statt. Vor dem sich wiederum dutzende Teilnehmer einer Protestkundgebung gegen den Krieg im Gazastreifen versammelt hatten, die die Veranstaltung vor dem Adenauer-Gebäude lautstark mit ihren Parolen, wie der Forderung eines sofortigen Waffenstillstandes in dem Palästinensergebiet, begleiteten. Da sich neben europäischen und nationalen Abgeordneten, dem EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit, dem Chamber-Präsidenten Claude Wiseler und dem Vize-Premierminister und Außenminister Xavier Bettel auch Großherzog Henri zur offiziellen Feier eingefunden hatten, war ein der Situation entsprechendes Aufgebot an Polizei und Sicherheitspersonal nicht zu übersehen.

Und es zeigte sich, dass in einem europäischen Land wie Luxemburg das möglich ist, wofür die Europäische Union steht und was in vielen, auch europäischen Ländern nicht geduldet, sondern unterdrückt wird: freie Meinungsäußerung. Selbst wenn diese sich zum Teil auch mit Kritik gegen jene richtet, die sich nebenan mit der Staatsspitze und vielen anderen Bürgern zu einem Festakt versammelt haben. Diese Freiheit wurde denn auch von der Moderatorin der Feier, Nathalie Reuter, gewürdigt. Doch auch andere Redner gingen auf die Protestierenden ein, wie etwa Nicolas Schmit. „In Europa ist Frieden keine Selbstverständlichkeit mehr“, sagte der EU-Kommissar und SPE-Spitzenkandidat bei den Europawahlen in Bezug auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Empörung der Protestierenden sollte sich nicht nur gegen den gegenwärtigen Krieg im Gazastreifen, sondern auch gegen das richten, was am 7. Oktober in Israel geschehen sei, sowie gegen die Geiselnahmen durch die Terrororganisation Hamas. Und Nicolas Schmit rief zur Solidarität mit allen Opfern auf.

Zwei Daten mit Symbolik

Europa sei ein Friedensprojekt, „wird dürfen das nicht aufgeben“, so der luxemburgische EU-Kommissar weiter, der zudem dazu aufrief, „keine Zugeständnisse gegenüber jenen, die dieses Projekt unterminieren wollen“, zu machen. Auch darauf komme es bei den am 9. Juni anstehenden Europawahlen an.

Der EP-Vizepräsident und luxemburgische EU-Parlamentarier Marc Angel schien sich auch an die Protestierenden zu wenden, als er darauf aufmerksam machte, dass eine Aussöhnung, wie sie in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand, auch in anderen Teilen gelingen kann. Chamber-Präsident Claude Wiseler wiederum verwies auf die Symbolik zwischen den beiden Daten, dem 8. Mai, an dem an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert wird, und dem 9. Mai, mit dem der Beginn des europäischen Einigungsprozesses in Verbindung gebracht wird. Dessen Initialzündung die Rede des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman im Jahr 1950 war. Und in Erinnerung an den 20. Jahrestag der sogenannten EU-Osterweiterung, als am 1. Mai 2004 mit Zypern, Tschechien, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, der Slowakei und Slowenien zehn neue Staaten der EU beitraten, fragte Wiseler, wie es wohl angesichts des russischen Angriffskrieges in Europa aussähe, wenn diese Erweiterung nicht vollzogen worden wäre.

Als dann noch der Kinderchor der Europaschule auf Kirchberg die Europahymne „Ode an die Freude“ anstimmte, kam es zu einem weiteren Moment, der wohl Europa ausmacht: Die Protestierenden hielten inne und sahen bis zum Ende der musikalischen Darbietung der Kinder von ihren Sprechchören ab.

Erlebnis Europa

Erstmals konnten die Besucher des Europafestes im Adenauer-Gebäude die Ausstellung „Erlebnis Europa“ besuchen. Auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern können die Besucher in interaktiver Form entdecken, wie die EU funktioniert und welchen Einfluss sie auf das Alltagsleben hat. Mithilfe virtueller und erweiterter Realität sowie einem 360-Grad-Kino kann die EU ebenso erkundet werden, wie mit einem Rollenspiel, in dem sich 16 bis 32 Personen während zwei Stunden in die Rolle eines EU-Parlamentariers versetzen und europäische Richtlinien durchbringen können. Ab dem 13. Mai kann die Ausstellung von montags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden, ab dem 1. Juni auch an Samstagen.

Vor und im Adenauer-Gebäude des EU-Parlaments informierten EU-Institutionen die Besucher über ihre Arbeit
Vor und im Adenauer-Gebäude des EU-Parlaments informierten EU-Institutionen die Besucher über ihre Arbeit Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante
Musik und Tanzdarbietungen aus verschiedenen europäischen Ländern gehörten zum Festtagsprogramm 
Musik und Tanzdarbietungen aus verschiedenen europäischen Ländern gehörten zum Festtagsprogramm  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante