SchifflingenStreit um einen Pferdestall, den es gar nicht geben dürfte

Schifflingen / Streit um einen Pferdestall, den es gar nicht geben dürfte
Die Pferdeboxen am Waldrand von Schifflingen. Sie sollen von Schöffe Albert Kalmes ohne Wissen der Eigentümer-Familie gebaut worden sein. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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In Schifflingen gibt es Streit um einen Pferdestall, den es im Grunde genommen gar nicht geben dürfte. Mit impliziert: Albert Kalmes, Erster Schöffe der Gemeinde. Obwohl der grüne Lokalpolitiker schon lange nichts mehr mit den Stallungen zu tun hat, könnte die Sache auf ihn zurückfallen. 

Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie konnte der Bau eines Pferdestalls in einer Grünzone bewilligt werden, ohne dass die Eigentümer des Grundstücks über die Pläne informiert waren? Denn genau das ist 2003 offenbar geschehen. Zumindest sagen das die Eigentümer der Wiese, auf welcher der Pferdestall steht, die Familie Storoni-Hesse. Sie wusste bis vor kurzem nicht, dass etwas auf ihrer Parzelle gebaut worden war. Erst durch den Pächterwechsel vor wenigen Monaten wurden sie darauf aufmerksam gemacht.

Die Wiese, am Waldesrand gelegen zwischen dem „Schëfflenger Bierg“, dem „Chemin Vert“ und der rue Op Kraeizheck, ist in drei Parzellen eingeteilt und hat zwei Inhaber. Sie ist insgesamt rund 140 Ar groß. Ideal zur Unterbringung von Pferden. Dachte sich wohl auch Albert Kalmes, der die Wiese pachtete und 2003 eine Baugenehmigung für einen Pferdestall mit vier Boxen beantragte. Der alte Stall auf der anderen Seite der Wiese sollte oder musste ersetzt werden. Die Prozeduren wurden durchlaufen, die Gemeinde und auch die Umweltverwaltung erteilten grünes Licht für den Bau, die Umweltverwaltung allerdings erst im zweiten Anlauf. So entstanden auf Kalmes’ Kosten die Stallungen auf Betonfundament, die 17 Jahre später zum Streitobjekt geworden sind.

Albert Kalmes.
Albert Kalmes. Foto: Editpress/Julien Garroy

2013 nämlich übernimmt Arsène Becker die Wiese samt Stallung. Auch seine Tochter reitet und der Stall in unmittelbarer Nähe seines Hauses eignet sich ideal für ihr Pferd und die beiden Ponys. Von Albert Kalmes erhält er sämtliche Dokumente. Sie vereinbaren einen Verkaufspreis für die Stallungen über 5.000 Euro. Ähnliche „Verkäufe“ gibt es z.B. beim Wechsel von Parzellen-Pächtern in Kleingartenanlagen, wenn die Gartenlaube vom neuen „Besitzer“ ausgelöst wird. „Ich habe mir keine Gedanken gemacht, war froh, eine Lösung für meine Tochter gefunden zu haben“, blickt Becker zurück. In den Dokumenten, die er von Kalmes erhält, ist die Baugenehmigung enthalten. Allerdings liegen lediglich die Katasterpläne des unteren Teils der Wiese bei, dabei wurden die Pferdeboxen auf der oberen Parzelle gebaut, die einen anderen Besitzer hat. Nämlich der Familie, die nichts von den Stallungen wusste. 

„Schwarzer Peter“

Becker bzw. seine Tochter nutzte die Wiese und Stallung bis zum vergangenen Jahr. Das letzte der drei Pferde war gestorben und die Tochter inzwischen auf der Universität. Also machte sich Arsène Becker auf die Suche nach einem neuen Pächter, in der Hoffnung, die von ihm in die Übernahme der Stallungen investierten 5.000 Euro zumindest teilweise wiederzubekommen. Es fand sich auch ein Interessent. Der ist Bauer und will auf der Wiese Heu ernten. Als Bauer kennt er sich mit Pachtverträgen aus und informierte sich im Vorfeld über  Besitzverhältnisse und Baugenehmigungen. Interessiert ist er nur an der Wiese. Mit den Stallungen kann er nichts anfangen und ist demnach auch nicht bereit, Geld für eine Übernahme zu bezahlen. Zumal er nach der Kontaktaufnahme mit der Besitzer-Familie erfuhr, dass diese nichts vom Bau der Stallungen wusste. Seine Position ist demnach klar: „Ich bezahle keine 5.000 Euro für etwas, was mir nicht gehört.“

Und so sitzt Arsène Becker mit dem „schwarzen Peter“ in Form der Stallungen da. Für ihn ist klar, dass er diesen von Albert Kalmes weitergereicht bekam. Und wenn er Pech hat, dann besteht die Besitzer-Familie darauf, dass die ohne ihre Zustimmung gebauten Pferdeboxen abgerissen werden. Wofür Becker geradestehen müsste, denn diese gehören ihm laut Kaufvertrag von 2013 mit Albert Kalmes.

Für den Schifflinger Schöffen ist die Sache abgehakt und ein Problem zwischen Becker und dem Nachpächter. Auf Anfrage des Tageblatt hin wollte Albert Kalmes nicht ins Detail gehen, da es sich hierbei um eine „Privatsache“ handele. Außerdem sei die Sachlage so komplex, dass eine Beantwortung der Fragen „keinen Sinn ergeben“ würde, „da zu viele Elemente fehlen“. Dabei handelte es sich u.a. um die Frage, ob er 2003 die Zustimmung der Besitzer hatte, einen Pferdestall auf der Wiese zu bauen, und warum in der Dokumentation nur der Katasterauszug des nicht bebauten Teils der Wiese lag. Falls ein Fehler vorlag, womöglich auch ein unbewusster, müsste Kalmes Becker nun nicht entgegenkommen? Schließlich verkaufte er womöglich etwas, was nicht hätte gebaut werden dürfen. So steht dann auch die Frage im Raum, wie eine Baugenehmigung von offizieller Seite ausgestellt werden kann, ohne dass der Besitzer des Grundstücks etwas davon erfährt respektive sein schriftliches Einverständnis dafür gibt.        

Patricia
30. Januar 2021 - 14.42

ech fannen dt affronteiert, dass den Herr Kalmes, den jo awer eichte Scheff an der Gemeng ass,esou oneierleg ass an epes enger Drettpersoun weiderverkeeft, wat ee mol nt hett derfe opriechten

Kotelett
26. Januar 2021 - 19.38

Wie ist das möglich das jemand ohne Genehmigung vom Besitzer etwas auf dessen Grundstück bauen kann und dann es einer drittperson weiter verkauft

Simon Giselle
26. Januar 2021 - 19.26

ech froen mech wéi dat meiglech as fir en Stall op engem sein terrain ze bauen wous de just Locatair bas an keng autorisatioun vum Propretaire hues, mengen dat geht just bei engem Grëngen Politiker

de spëtzbouf
23. Januar 2021 - 9.59

Es gibt bestimmt doch noch irgendwo einen Kuhstall, der für Schlagzeilen sorgen kann.

frolick
22. Januar 2021 - 15.46

Ich dachte so ein Unterstand sei Vorschrift?