WachstumMoody’s blickt optimistischer auf Luxemburg als Statec

Wachstum / Moody’s blickt optimistischer auf Luxemburg als Statec
Der wirtschaftliche Rückgang dürfte 2020 hierzulande weniger heftig ausfallen als noch im April erwartet – und auch weniger heftig als nach der großen Finanzkrise. Im Jahr 2009 war die Wirtschaftsleistung des Großherzogtums um 4,4 Prozent eingebrochen.  Foto: Christian Muller

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Sowohl Statec als auch Moody’s schauen heute mit deutlich mehr Zuversicht auf die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft als noch im April 2020. Beide haben ihre Schätzungen für das eben abgelaufene Krisenjahr nach einem ersten Schock wieder nach oben geschraubt. Die Ratingagentur Moody’s ist dabei optimistischer als das Statec.

Im April letzten Jahres wurde mit dem Schlimmsten gerechnet: Im besten Falle würde die Wirtschaft im Jahresverlauf um sechs Prozent einbrechen, glaubte das Statec damals. Ein historischer Wirtschaftseinbruch von bis zu 12,4 Prozent wurde laut einem pessimistischen Szenario ebenfalls als realistische Möglichkeit eingestuft. Welches Zukunftsmodell das Statec selbst als realistischer erachtet, gab das Institut damals nicht an. Nur, dass man mit dem damaligen Kenntnisstand weder das eine noch das andere Szenario als wahrscheinlicher einstufen könne. Ab Juni setzte Statec dann auf das optimistische Szenario.

Doch so schlimm wie erwartet sollte es nicht kommen. Selbst das optimistische Szenario von April war augenscheinlich noch zu pessimistisch. Zwar liegen derzeit noch keine genauen Zahlen für die Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft im Gesamtjahr 2020 vor, doch es ist bereits deutlich, dass das Ergebnis besser sein wird als damals befürchtet. Aktuell schätzt das Statec, dass die Wirtschaft im Jahr 2020 hierzulande um zwischen 3,5 und 4,5 Prozent eingebrochen ist. 

Hintergrund der besser als erwarteten Entwicklung war ein Rekord-Wachstum von 9,8 Prozent im dritten Quartal (verglichen mit dem Vorquartal). In den Monaten Juli bis September hat sich die Luxemburger Wirtschaft demnach derart gut entwickelt, dass die Wirtschaftskraft zum Ende des Zeitraums bereits 0,5 Prozent über der des Vorjahreszeitraumes lag. Im Juli lag die Wirtschaftsleistung (mit minus 7,8 Prozent) noch ganz deutlich unter dem Vorjahr. Die Konjunktur hat in den Monaten Juli-September wortwörtlich geboomt.

Nur milde Auswirkungen durch die Pandemie

Die Ratingagentur Moody’s erstellt ihre eigenen Prognosen. Als die Pandemie zu Jahresbeginn mit Wucht zuschlug, hatte sie ihre Prognose für Luxemburg (im April) auf minus 4,5 Anfang herabgesetzt. Doch auch sie hat ihre Erwartungen mittlerweile wieder etwas nach oben geschraubt. Aktuell (Bericht von Januar 2021) rechnen die Analysten nur noch mit einem kleinen Minus von 2,7 Prozent. Das ist optimistischer als die Prognose des Statec.

Insgesamt zählten die Auswirkungen der Pandemie auf die luxemburgische Wirtschaft zu den mildesten in Europa, schreibt Moody’s in dem Januar-Bericht. Die Struktur der Wirtschaft habe dem Land geholfen, den Schock besser zu überstehen als andere europäische Länder. Dank einer guten Entwicklung der Aktienmärkte und der Möglichkeit des Homeoffice habe sich der große luxemburgische Finanzsektor relativ gut halten können, so die Ratingagentur. Der Finanzsektor steht hierzulande für ein Viertel der Wirtschaftsleistung und elf Prozent der Beschäftigung. Auch geholfen haben staatliche Unterstützungsmaßnahmen (wie Kurzarbeit) und die großen Vermögenspuffer der luxemburgischen Haushalte, die den Konsum ankurbeln, so Moody’s weiter.

Damit, dass das Wachstum das Tempo vom dritten Quartal halten kann, rechnet derweil niemand. Sowohl Statec als auch Moody’s rechnen im Gesamtjahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Man gehe von einer Stagnation im vierten Quartal aus, schreibt Moody’s. Hintergrund sei der erneute Anstieg der Neuinfektionen, der sowohl in Luxemburg als auch bei seinen wichtigsten Handelspartnern zu einer Rückkehr zu restriktiveren Maßnahmen geführt hat. Wie schwerwiegend die Folgen für die Wirtschaft sein werden, sei vor allem von den wichtigsten Exportmärkten abhängig. Für die Eurozone gibt es seit Dienstag eine erste Schätzung: Es wird mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,8 Prozent gerechnet. 

Nur ein vorübergehender Einbruch

Insgesamt schaut Moody’s in dem Bericht mit viel Lob auf die Situation und die Entwicklung in Luxemburg. „Das Kreditprofil Luxemburgs spiegelt ein außergewöhnlich hohes Wohlstandsniveau, eine dynamische und flexible Wirtschaft und die sehr starke Bilanz des Landes wider“, schreibt die Agentur. Zusammen mit starken Institutionen können so Herausforderungen wie die Abhängigkeit der luxemburgischen Wirtschaft vom Finanzsektor, die Anfälligkeit für die Volatilität der globalen Finanzmärkte sowie der internationale Druck auf das Unternehmenssteuersystem ausgeglichen werden.

Ein Abwärtsdruck auf Luxemburgs AAA-Rating würde entstehen, wenn „wir einen großen, dauerhaften Anstieg der Schuldenlast des Staates beobachten würden“, schreiben die Analysten. Damit rechnen die Analysten allerdings nicht. Luxemburgs Schuldenstand ist im Vergleich zu anderen Ländern niedrig, schreibt Moody’s. Zudem „glauben wir, dass die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Wirtschaft und die luxemburgischen Staatsfinanzen und die Verschuldungszahlen vorübergehend sein werden.“ Man erwarte, dass die Staatsschuldenlast bis 2022 einen Höchststand von 30 Prozent erreicht.

In einer deutlich langfristigeren Zukunft sieht die Agentur ein potenzielles Risiko für die finanzielle Gesundheit des Landes. Es handelt sich um die demografische Entwicklung. Luxemburg sei laut dem jüngsten Ageing Report das Land mit dem stärksten Anstieg der altersbedingten Kosten innerhalb der EU, warnt Moody’s. Nach offiziellen Projektionen werde das Vermögen des Rentenreservefonds (32 Prozent des BIP Ende 2019) noch bis die frühen 2030er Jahre weiter ansteigen und dann abnehmen. Nach 2040 werden die Reserven unter den gesetzlichen Schwellenwert des 1,5-fachen der jährlichen Rentenausgaben fallen und um 2050 erschöpft sein. Weitere Reformen könnten demnach notwendig sein.

Für das Wachstum im bereits angelaufenen Jahr 2021 ähneln sich die Erwartungen beider Organisationen. Das Statec rechnet mit einem Ergebnis zwischen minus 0,5 und plus vier Prozent. Moody’s erwartet ein Plus von 2,5 Prozent, wobei die Risiken für die Prognosen weiterhin nach unten tendieren.

Jemp
2. Februar 2021 - 17.38

Moody's wissen jetzt schon, dass genau 2050 die Rentenkasse leer sein wird. Tip an andere Wahrsager, Propheten und Nostradamusse: Ihr müsst unbedingt herausfinden, welches Modell von Kristallkugel die haben, und das gleiche bestellen, sonst geratet ihr ganz schnell ins Hintertreffen!