LuxemburgKonjunktur entwickelt sich leicht besser als erwartet

Luxemburg / Konjunktur entwickelt sich leicht besser als erwartet
Trotz heftigen Wirtschaftseinbruchs schlägt sich Luxemburg im europäischen Vergleich relativ gut  Foto: Editpress/Anne Lommel

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Die Luxemburger Wirtschaft wird von der aktuellen Pandemie, und den Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung, stark getroffen. Dennoch soll sich das Wachstum hierzulande besser entwickeln als bisher erwartet, schätzt Statec. Auch im europäischen Vergleich steht Luxemburg ziemlich gut da.

„Die Rezession wird in diesem Jahr nicht so schlimm wie erwartet“, sagte Statec-Direktor Serge Allegrezza am Donnerstag, per Skype, vor Journalisten. Jedoch bleiben die Ungewissheiten groß, unterstreicht er. Vor allem was die Entwicklung im Jahr 2021 angeht. Er erinnert daran, dass Themen wie der Handelskrieg, der Klimawandel oder der Brexit trotz Covid-Pandemie nicht verschwunden sind.

Zwischen 3,5 und 4,5 Prozent soll der Einbruch der Wirtschaft in diesem Jahr betragen, so die neuen Prognosen des statistischen Instituts. Nach Ausbruch der Krise, im April, war man noch (im besten Fall) von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um wenigstens 6 Prozent ausgegangen.

Auch was die Arbeitslosenquote angeht, wird die Entwicklung wohl etwas weniger schlecht als bisher erwartet. Zulegen soll die Zahl der Arbeitssuchenden, dieses und nächstes Jahr, trotzdem: Aktuell gehen die Statistiker von einem Anstieg der Quote auf 6,4 oder 6,5 Prozent aus. Zu Jahresbeginn 2020 lag sie bei 5,4 Prozent. Kommendes Jahr soll die Arbeitslosenquote dann jedoch weiter steigen: auf 6,8 Prozent (positives Szenario) oder gar 7,7 Prozent (negatives Szenario).

„Im europäischen Vergleich hat sich Luxemburg somit gut gehalten“, fügte Bastien Larue hinzu. Das Land zählt, mit beispielsweise Finnland, Norwegen und Schweden, zu der Gruppe der am wenigsten betroffenen Länder. Wobei es zu bemerken gelte, dass die entwickelten Volkswirtschaften (vor allem in Europa) deutlich stärker von den Folgen der Pandemie getroffen wurden als der Rest der Welt, so Larue. Weltweit betrage der wirtschaftliche Rückgang im Schnitt rund 4 Prozent.

Wie erwartet wurden hierzulande einige Branchen stärker in Mitleidenschaft gezogen als andere. „Starke Rückgänge wurden in den Bereichen Handel, Horeca und Bauwesen gemessen“, so der Konjunktur-Experte weiter. Bei Restaurants und Übernachtungen stünden Umsatzrückgänge von 30 Prozent (zum Vorjahr) in den Büchern. Noch härter getroffen wurden jedoch Reisebüros. Hier gebe es Rückgänge von satten 80 bis 90 Prozent zu verkraften. Gewachsen sind derweil Branchen wie ICT sowie Immobilienaktivitäten und der Staat. Auch der Finanzsektor konnte sich gut halten.

Anzahl der Arbeitsplätze steigt weiter

Bei der Entwicklung der Beschäftigung seien vor allem in den Branchen, die beim Lockdown ihre Aktivitäten stoppen mussten, Rückgänge festgestellt worden, so Larue weiter. Hinzu kämen Zeitarbeiter, die Maßnahmen wie die Kurzarbeit nicht nutzen konnten. „Derweil wird Luxemburg 2020 jedoch wohl das einzige Land der Eurozone sein, in dem im Jahresverlauf mehr neue Arbeitsplätze geschaffen – als abgeschafft – wurden. Wenn auch viel weniger als in normalen Jahren.“ Kommendes Jahr wird erneut mit einem Wachstum der Zahl der Arbeitsplätze gerechnet. Die Arbeitslosenquote soll trotzdem auch hierzulande weiter steigen.

Da die Wirtschaft 2020 etwas weniger stark eingebrochen ist als erwartet, soll auch der Aufschwung 2021 (rein mechanisch) etwas schwächer ausfallen, so die Statistiker. Kommendes Jahr rechnen sie nun mit einem Wachstum von 4 Prozent (positives Szenario), wie Ferdy Adam erläuterte. Im April wurde noch ein Plus von 7 Prozent erwartet. Im schlimmsten Fall – bei einem erneuten harten Lockdown – könnte ein Minus von 0,5 Prozent erreicht werden.

Was die Staatsfinanzen betrifft, so rechnet Statec aktuell mit einem Defizit von rund 5 Prozent für 2020. Kommendes Jahr wird eine Quote zwischen 0,1 und -2,2 Prozent erwartet, so Ferdy Adam weiter. Auch diese Zahlen sind leicht besser als die Prognosen von Mai: Damals rechnete man noch mit einem Defizit von 5,9 Prozent (2020) und -2,8 Prozent in 2021. „Europaweit liegen wir, auch mit diesen Zahlen, gut da“, so Adam.

Erwartete Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft (in Prozent): Statec hat für 2020 und 2021 ein mögliches positives und ein mögliches negatives Szenario vorgelegt.
Erwartete Entwicklung der Luxemburger Wirtschaft (in Prozent): Statec hat für 2020 und 2021 ein mögliches positives und ein mögliches negatives Szenario vorgelegt. Bild: Screenshot Statec