„Al Synagog Ettelbréck“ setzt sich für den Erhalt des jüdischen Erbes in Ettelbrück ein

„Al Synagog Ettelbréck“ setzt sich für den Erhalt des jüdischen Erbes in Ettelbrück ein

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Ettelbrück besinnt sich seines jüdischen Erbes. Am Dienstag wurde die Asbl. „Al Synagog Ettelbréck“ gegründet. Ihr Anliegen ist, aus der denkmalgeschützten alten Synagoge in der rue de Warken ein pädagogisches Zentrum zur Geschichte und Kultur der Luxemburger Juden zu machen.

Von unserem Korrespondenten Olivier Halmes

Lange Zeit war die Geschichte des Judentums in Luxemburg, insbesondere die brutale Vernichtung durch die Nazis und das Verschwinden aus der Mitte der Gesellschaft, in einen Mantel des Schweigens gehüllt. Bis auf einige Veranstaltungen des kollektiven Erinnerns an den Holocaust wurde sich dem Thema in den Nachkriegsjahren nie sehr groß angenommen.

Erst in der heutigen Zeit fängt ein Umdenken an. Es sind solche Initiativen wie die aus Ettelbrück, die den Weg dafür ebnen. Seit 2014 beschäftigt sich hier eine Arbeitsgruppe der lokalen Bibliothek damit, dass dieser Teil unserer Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Ihre Konferenzen und Führungen zum Thema sind sehr gut besucht, das Interesse bei den Besuchern der Veranstaltungen ist stets hoch.

Der Vorstand

Der Vorstand der „Al Synagog Ettelbréck“ setzt sich wie folgt zusammen:
– Abbes Jacoby (Präsident)
– Julien Joseph (Vizepräsident)
– Françoise Flesch (Vereinssekretärin)
– Mireille Reuter-Schmit (Schatzmeisterin)
– Christiane Kaiser, Théo Krier, Alain Nacache, André Ney, Marc Schoentgen und Philippe Victor (beigeordnete Mitglieder)

Das hat die Politik schließlich dazu bewogen, sich stärker zu engagieren. Auf Antrag des Schöffenrats wurde die Synagoge und die daneben befindliche ehemalige jüdische Schule als „Monument national des bâtiments religieux“ vom Kulturministerium eingestuft. Am Dienstag wurde nun ein weiterer wichtiger Schritt mit der Gründung der Asbl. „Al Synagog Ettelbréck“ vollbracht. Der Vorstand der Vereinigung setzt sich aus Mitgliedern der Arbeitsgruppe der Bibliothek, der jüdischen Gemeinschaft sowie des Ettelbrücker Gemeinderats zusammen. Das Anliegen des Vereins ist es, aus der Synagoge ein pädagogisches Zentrum zur Kultur und Geschichte der Luxemburger Juden zu machen.

„Es soll ein Ort des Erinnerns, aber auch des Lebens sein“, betonte Albert Aflalo, Präsident des „Consistoire israélite de Luxembourg“ (CIL) bei seiner Rede am Dienstag. Die Synagoge soll nicht alleine als Museum zur jüdischen Geschichte dienen, sondern auch ein Platz des Austausches, der Toleranz und des Verständnisses zwischen den Menschen werden. In den Statuten der neuen Vereinigung steht dazu zu lesen: „Le but est de créer un espace vivant, basé sur des manifestations culturelles et pédagogiques diverses orientées essentiellement vers une éthique du vivre ensemble, du respect mutuel et de la tolérance.“

Jüdisches Leben in Ettelbrück

Die Synagoge, der jüdische Friedhof und die Schule sowie ein paar alte Namen von Geschäften ist alles, was auf den ersten Blick noch an das einstige blühende jüdische Leben in Ettelbrück erinnert.

Die erste jüdische Familie kam im Jahr 1810 nach Ettelbrück. 1845 wurde die nach religiösem Ritus notwendige Mindestzahl von zehn männlichen Juden erreicht, um eine Thora anzuschaffen und einen Gottesdienst abhalten zu können. Im weiteren Verlauf sind die dafür genutzten privaten Räumlichkeiten zu klein geworden und man trug sich mit dem Gedanken, eine Synagoge zu bauen.

Synagoge 1870 eingeweiht

Am 17. März 1865 erwarb Joseph Cahen in Vertretung der in Ettelbrück lebenden jüdischen Gemeinschaft zu diesem Zweck einen 8 Ar großen Garten im „Eker“ in der heutigen rue de Warken. Die Einweihung der Synagoge fand im Jahr 1870 statt. 1890-91 ist gleich daneben eine jüdische Schule mit Lehrerwohnung errichtet worden. Ettelbrück wurde somit zum religiösen und kulturellen Treffpunkt der Juden aus der Umgebung. Der Einzugsbereich reichte bis nach Useldingen, Grosbous, Medernach, Waldbillig und Consdorf. Im August 1940 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch luxemburgische Kollaborateure zerstört. Das Gebäude selbst ist hingegen nicht von den Nazis abgerissen worden und entging somit dem Schicksal der Synagogen in Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette.

Auch der jüdische Friedhof und die Schule wurden nicht dem Erdboden gleichgemacht und legen so Zeugnis ab von den Juden Ettelbrücks. Erst 1880 genehmigte der Gemeinderat den Bau eines jüdischen Friedhofs in der „Ditgesbaach“. Am 11. Juni 1882 wurde Auguste Levy, der achtjährige Sohn des Ehepaares Feis Levy und Rosine Kahn, als Erster auf dem neuen Friedhof beigesetzt. Der Friedhof wird bis heute benutzt. Die letzte Bestattung fand 2007 statt.