„Sogar der Krieg hat Regeln“

„Sogar der Krieg hat Regeln“
(AFP/Fabrice Coffrini)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

"Ärzte ohne Grenzen" fordert die Einschaltung einer Untersuchungskommission die es seit 1971 gibt, jedoch nie eingeschaltet wurde.

Am Mittwochmorgen bezog Joanne Liu, Präsidentin der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“, auf einer Pressekonferenz in der Schweiz Stellung zu den Luftangriffen auf ein Krankenhaus in Kundus, im Norden Afghanistans.

Die Genfer Konvention

Die erste Genfer Konvention entstand 1864. Das Dokument war damals schon ein Kriegregelswerk, das versucht unbeteiligte Personen in Kriegen so gut es geht zu schützen. 1949 wurde, wegen der Erfahrungen im zweiten Weltkrieg, die aktuelle Konvention unterschrieben. 1977 wurde wegen der Kriege der 1960er Jahre Zusatzprotokolle geschrieben. So sind laut Genfer Konvention Angriffe auf Einrichtungen wie Lazarette und Krankenhäuser strengstens verboten. 76 Staaten haben die Konvention unterschrieben, darunter auch Afgahnistan und die USA.

„Unsere Patienten sind bei lebendigem Leibe in ihren Betten verbrannt“, so die Präsidentin. Sie erzählt wie einer der Ärzte auf einem Bürotisch starb, während seine Kollegen veruschten ihm das Leben zu retten. „Das war nicht nur ein Angriff auf unser Krankenhaus, sondern ein Angriff auf den Genfer Konvention“, so Joanne Liu weiterhin.

Kein Vertrauen

Die Präsidentin erklärt in ihrer Rede, dass die kontradiktorischen Aussagen der beiden verwickelten Armeen, der afghanischen und der US-amerikanischen, darauf hinweisen, dass eine interne militärische Untersuchung der NATO keine Klarheit bringen wird.

Sie fordert die Einschaltung einer internationalen Untersuchungskommission. Diese sei in der Genfer Konvention seit 1971 vorgesehen, wurde jedoch noch nie benutzt. „Es wird Zeit, diesen Mechanismus zu aktivieren“, so die Präsidentin. „Wir werden für den Respekt der Genfer Konvention kämpfen, genau wie wir tagtäglich für das Überleben unserer Patienten kämpfen. Sogar der Krieg hat Regeln“.

Umstrittener Luftangriff

Am Samstagmorgen wurde im Norden Afgahnistans ein Krankenhaus von „Ärzte ohne Grenzen“ bombardiert. Zehn Patienten, darunter drei Kinder, sowie zwölf Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ kamen ums Leben. Die Hilfsorganisation schickt Ärzte in Katastrophen- und Kriegsgebiete um Verletzten Hilfe zu leisten.

Lesen Sie auch:

„Es war eine US-Entscheidung“

„Ärzte ohne Grenzen“ ziehen sich zurück

Nato nennt Tote „Kollateralschaden“