Russische Militärs offenbar gesichtet

Russische Militärs offenbar gesichtet

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Ein russischer Hilfskonvoi für die Menschen in der Ostukraine steckt an der Grenze fest. Ein kleinerer Armeekonvoi ist hingegen Medienberichten zufolge auf ukrainisches Gebiet vorgerückt - im Schutz der Dunkelheit.

Russische Militärfahrzeuge sind offenbar von Journalisten beim Eindringen auf ukrainisches Territorium beobachtet worden. Wie die britischen Zeitungen „The Guardian“ und „The Telegraph“ berichteten, überquerte ein Konvoi aus 23 gepanzerten Mannschaftstransportwagen gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen am späten Donnerstagabend die Grenze zum Nachbarland. An allen Fahrzeugen seien Kennzeichen des russischen Militärs angebracht gewesen. Der Vorfall ereignete sich demnach in einem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet in der Ostukraine.

Für die notleidenden Menschen in der umkämpften Region rückt derweil Hilfe näher. Erste ukrainische Regierungs-Lastwagen mit Medikamenten und Lebensmitteln trafen am Donnerstagabend an einem Sammelpunkt nördlich von Lugansk ein. Ob auch der seit drei Tagen anrollende russische Hilfskonvoi die Grenze passieren darf, blieb aber unklar.

Der Hilfstransport ist umstritten, weil die proeuropäische Regierung in Kiew Russland als Aggressor ansieht. Moskau wies Vorwürfe zurück, der Konvoi könnte Waffen für die prorussischen Separatisten enthalten. Auch der Westen beschuldigt Russland seit längerem, die Separatisten im Osten der Ukraine zu unterstützen. Moskau bestreitet dies.

Einbruch der Dunkelheit

Wie der „Guardian“ weiter berichtete, wartete der Armeekonvoi auf russischer Seite den Einbruch der Dunkelheit ab, nutzte dann einen Feldweg und fuhr durch eine Lücke im Grenzzaun in ukrainisches Gebiet. Der Vorfall ereignete sich demnach nahe der russischen Stadt Donezk, die rund 200 Kilometer vom ukrainischen Donezk liegt. Die Separatistenhochburg Lugansk liegt lediglich Dutzende Kilometer entfernt.

Die Region Lugansk soll auch Ziel der Hilfskolonne der ukrainischen Regierung sein. Wie der Sicherheitsrat in Kiew mitteilte, erreichten 26 Fahrzeuge aus Charkow am Abend die Stadt Starobelsk. Mitarbeiter des Roten Kreuzes sichteten die Waren. Insgesamt hat Kiew 75 Lastwagen mit rund 800 Tonnen Hilfsgüter ins Krisengebiet geschickt.

Der russische Konvoi mit 2000 Tonnen Hilfsgütern hat Lugansk als Ziel. Die Fahrzeuge stehen aber wegen mangelnder Absprachen mit dem Roten Kreuz vor der ukrainischen Grenze. Das Rote Kreuz teilte mit, es habe Kontakt aufgenommen, viele Details müssten noch geklärt werden. In Lugansk mit mehr als 200.000 Einwohnern gibt es seit fast zwei Wochen weder Strom noch Wasser.

Lugansk abgeschnitten

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben Lugansk von den Versorgungswegen der Aufständischen abgeschnitten. Die Kämpfe nahmen erneut an Härte zu. Beobachter sprachen von einem der verlustreichsten Tage seit Beginn der „Anti-Terror-Operation“ Mitte April. Die Regierungstruppen bombardierten die Großstadt Donezk, sagte Separatistenanführer Andrej Purgin. Regierungstruppen und Aufständische tauschten derweil je 26 Gefangene aus.

Der Separatistenführer Igor Strelkow zog sich aus der Führung der Aufständischen zurück. Der gebürtige Russe war „Verteidigungsminister“ der selbst ernannten „Volksrepublik Donezk“. Er gilt als Schlüsselfigur in den Kämpfen.

Eine der Folgen des Ukraine-Konflikts ist ein schwerer Handelsstreit zwischen dem Westen und Russland. Beide Seiten belegten sich gegenseitig mit Strafmaßnahmen.

Weitere Gespräche geplant

Nach Angaben der EU-Kommission planen die Präsidenten Russlands und der Ukraine weitere Gespräche mit der Kommission. Dabei solle es unter anderem um Fragen um die Gasversorgung und eine Stabilisierung der politischen Situation gehen, teilte die Kommission nach einem Telefonat ihres Chefs José Manuel Barroso mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Donnerstagabend mit. Ein Datum nannte die EU-Kommission nicht.

Das ukrainische Parlament hatte zuvor ein Sanktionspaket gegen Russland in zweiter Lesung verabschiedet. Unklar war zunächst, ob davon auch die Durchleitung russischen Erdgases nach Westeuropa betroffen war.

Überflugverbot

Die Ukraine erließ zudem ein Überflugverbot gegen die russischen Gesellschaften Aeroflot und Transaero. Die Entscheidung Kiews ist eine Reaktion auf Sanktionen Moskaus. Der Schritt hat aber nichts zu tun mit den vom Parlament beschlossenen Strafmaßnahmen.

Russlands Präsident Putin forderte bei einem Treffen mit Ministern und Abgeordneten auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim ein Ende des Tötens in der Ostukraine. Die Lage in der Ukraine sei eine humanitäre Katastrophe. „Russland wird alles in seiner Macht stehende tun, um die Kämpfe so schnell wie möglich zu beenden“, betonte er.