Nato übernimmt Kommando

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(AFP)

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Nach tagelangen Diskussionen haben sich die Nato-Staaten nach Angaben des Mitgliedslandes Türkei auf die Übernahme des Kommandos beim Militäreinsatz in Libyen geeinigt.

Die Nato werde innerhalb von ein bis zwei Tagen die Führung übernehmen, sagte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Donnerstag. „Die Operation wird komplett an die Nato abgegeben“, ergänzte Davutoglu.

Über 100 Tote und 1300 Verletzte
Bei den tagelangen Kämpfen um die libysche Hafenstadt Misurata sind nach einem Bericht des US-Senders CNN mehr als 100 Menschen getötet worden. 1300 weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete CNN. Der Sender berief sich dabei auf einen Arzt.

Am Donnerstag hatte es wieder schwere Kämpfe in Misurata gegeben. Einheiten des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi feuerten aus Panzern auf das Viertel um das Zentralkrankenhaus. Die internationalen Luftschläge der vergangenen Tage hätten die Panzer-Einheiten Gaddafis nicht ausreichend geschwächt, hieß es. Auch aus der Hauptstadt Tripolis wurden weitere Kämpfe gemeldet.
dpa

Diplomaten zufolge war vor allem die Türkei dagegen, dass die Allianz das Kommando übernimmt. Die USA wollen wegen ihres Engagements im Irak und in Afghanistan die militärische Führung des Einsatzes rasch abgeben.

Gefechte

Die internationale Militärallianz kann auch nach dem Ausschalten der libyschen Luftwaffe das Blutvergießen unter Zivilisten nicht verhindern. Mit Panzern schossen Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi nach Medienberichten auf Ziele in der drittgrößten libyschen Stadt Misurata. Die Rebellen machten dagegen nach eigenen Angaben an der Front bei Adschdabija Boden gut. Die Kampfjets aus Frankreich, Großbritannien und den USA weitete ihre Einsatzzone nach Süden aus.

In Brüssel kamen die EU-Staats- und Regierungschefs zusammen, um über die Lage in Libyen zu beraten. Die EU verschärfte mehrfach wirtschaftliche Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime. In der Frage des militärischen Vorgehens sind sich die EU-Staaten nicht einig. Am Abend wollte auch der Weltsicherheitsrat in New York erneut die Situation in Libyen beraten. Der britische Außenminister William Hague fürchtet, dass die brutalen Übergriffe auf Zivilisten in Libyen weitergehen.

Luftangriffe

In Misurata schossen Gaddafis Einheiten aus Panzern auf das Viertel um das Zentralkrankenhaus. Das berichtete der Sender Al-Arabija unter Berufung auf einen Klinikarzt. Die internationalen Luftschläge der vergangenen Tage hätten die Panzer-Einheiten Gaddafis nicht ausreichend geschwächt. Auch aus der Hauptstadt Tripolis wurden weitere Kämpfe gemeldet.

Die internationale Militärallianz weitete ihre Luftangriffe auf den Süden des Landes aus. Nach Angaben aus libyschen Sicherheitskreisen bombardierten die Kampfjets unter anderem mehrere Ziele in der Stadt Sebha, rund 1000 Kilometer südlich von Tripolis. Auch ein Militärflughafen in Al-Dschufra, 800 Kilometer südlich der Hauptstadt, geriet unter Beschuss.

Leichen

Zudem wurden in der Nacht zum Donnerstag mehrere Ziele östlich der Hauptstadt Tripolis unter Beschuss genommen. Augenzeugen sahen Flammen auf einem Militärstützpunkt im Vorort Tadschura. Die libyschen Staatsmedien meldeten, bei den Angriffen der Allianz in Tadschura seien auch zivile Ziele bombardiert worden. Das Fernsehen zeigte Bilder von Leichen, die zum Teil verkohlt waren.

Oppositionelle bestritten, dass es sich dabei um die Leichen von Zivilisten handelt, die bei den Luftangriffen ums Leben gekommen seien. Seit Beginn der internationalen Luftangriffe am Samstag behaupteten die Regimegegner wiederholt, die Berichte der Staatsmedien über zivile Opfer seien falsch. Eine objektive Überprüfung der Angaben blieb weiter schwierig. Die Bodentruppen Gaddafis und die Rebellen kämpfen derzeit vor allem in der östlichen Stadt Adschdabija und in Misurata gegeneinander.

Artilleriebeschuss

In Adschdabija machten die Aufständischen nach eigenen Angaben etwas Boden gut. Sie kontrollierten den südlichen Zugang zur Stadt, wie die libysche Oppositions-Webseite «Libya al-Youm» berichtete. Die anderen Ortseingänge seien weiter unter Kontrolle der Regimetruppen.

Nach tagelangem Artilleriebeschuss sei der Großteil der Bevölkerung aus der Stadt 160 Kilometer südlich der Rebellenhochburg Bengasi geflohen. Die Frontlinie trennt den von den Regimegegnern gehaltenen Osten des Landes vom Rest, der bis auf einige, stark unter Druck stehende Oppositions-Enklaven von Gaddafi kontrolliert wird.

Druck

US-Präsident Barack Obama gerät im eigenen Land wegen des Libyen-Einsatzes immer stärker unter Druck. Der republikanische Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, forderte in einem scharf formulierten Brief Klarheit über das Ziel der Militäraktion.

Die Kosten der Libyen-Militäraktion bringen das Pentagon in Nöte, auch angesichts der laufenden US-Etatverhandlungen. Nach manchen Expertenschätzungen kostet die Einrichtung einer begrenzten Flugverbotszone wie die in Libyen über stärker besiedelten Gebieten zwischen 30 und 100 Millionen Dollar (21 bis 70 Millionen Euro) pro Woche. Konkrete Zahlen gibt es bisher nicht.