Zwei Windmühlen-Projekte auf saarländischer Seite erzürnen die Politik und die Medien im Mosel-Department. In einer Entfernung von 1.200 Metern und in einer Entfernung von 3.200 Metern von Schloss Malbrouck entfernt sollen auf saarländischer Seite sieben Windmühlen entstehen. Sie werden auch aus Luxemburg heraus deutlich sichtbar sein. In Perl-Röbchen sollen zwei Windmühlen gebaut werden, in Perl-Borg fünf. „Ihre Gesamthöhe inclusive der Rotoren wird um die 200 Meter betragen“, sagt H. Zweck aus dem saarländischen Umweltministerium.
Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es einen Vertrag, wonach solche Projekte im unmittelbaren Grenzbereich auch den jeweiligen Behörden in Deutschland und in Frankreich mitgeteilt werden müssen. Die Präfektur in Metz und die saarländische Landesregierung haben bei solchen Projekten im jeweils anderen Land ein Einspruchsrecht. Frankreich hat diesen Vertrag bereits ratifiziert, Deutschland noch nicht. Dennoch wird im Grenzgebiet so getan, als ob Deutschland den Vertrag bereits ratifiziert hätte. Das saarländische Umweltministerium hat daher im März die Präfektur von dem Projekt informiert und ihr bis Ende April die Möglichkeit gegeben, sich zu dem Projekt zu äußern. „Die Präfektur hat sich nicht geäußert“, sagt Zweck im Gespräch mit Tagblatt.lu. Das Ministerium hat daher die Umweltverträglichkeitsprüfung nach eigener Darstellung durchgeführt. Die Genehmigung zum Bau der sieben Windräder wurde am 28. Mai 2013 erteilt. Das sich mehrheitlich im Besitz des Saarlandes befindliche Energie-Unternehmen VSE begann mit den Arbeiten, fällte Bäume, terrassierte und erteilte Aufträge für die Windräder.
Protestwelle
Mit Beginn der Arbeiten auf der saarländischen Seite, wurden die Bürgermeister auf der französischen Seite aufmerksam. Es begann eine Protestwelle, die zunächst nach Metz in den Generalrat schwappte und dann nach Paris in die französischen Medien. Die Tendenz: Frankreich und ein Denkmal werden Opfer deutscher Heimlichkeit und Willkür. Dass die deutsche Genehmigungsbehörde eine französische Meinung einholen wollte, die nicht kam, spielte dabei zunächst keine Rolle. Und auch als France 2 für eine Reportage im saarländischen Umweltministerium nachfragte, kam in der Reportage nur heraus, dass das Ministerium die französische Seite informiert haben will.
Das Problem ist ein französisches. Die 1419 bis 1434 gebaute Burg ist nach vielen Wirren als Ruine 1975 vom Generalrat in Metz gekauft worden und mit zweistelligem Millionenaufwand renoviert worden. Dabei wurden aufwendige Studien getrieben, um sie in den Originalzustand von 1434 zu versetzen. Der damalige Präsident des Generalrates in Metz, Philippe Leroy setzte die aufwendige Wiederherstellung im Rahmen eines Tourismus-Planes durch, der das mosel-Departement nicht als schmutziges Land von Kohle und Stahl erscheinen lassen sollte. Die Burg sollte überdies ein Zeichen für Saar-Lor-Lux sein. Gebaut wurde sie von Arnold VI von Sierck, dessen Sohn Jakob später Erzbischof von Trier wurde. Kaiser Friedrich III erhob die Grafschaft 1442 zur Reichsgrafschaft. Im Laufe der Geschichte fiel die Burg an die Familie des Grafen von Sayn, wurde 1793 vom französischen Staat ersteigert und verfiel danach. Nach der Renovierung erhielt die Burg auf der Spitze des Meinsberges in der Ortschaft Manderen Denkmalstatus. Der genau ist es, der nun das lothringische Blut in Wallung bringt. Im Umkreis der Burg nämlich sind solche Installationen wie Windräder nicht erlaubt. Selbst das lothringische Windmühlenprogramm von 750 zu bauenden Windrädern musste vor dem Denkmalstatus der Burg kapitulieren. Auf französischer Seite werden dort keine Windräder gebaut.
Patrick Weiten, der vor deutlichen Aussagen nie zurück scheut, hat angekündigt, dass er gegen die Windräder im Saarland klagen wird. Nötigenfalls will er bis zum Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gehen, hat er gesagt. Vorher aber versuchen es der Präsident und der Präfekt noch einmal diplomatisch gütlich. Beide haben am Dienstag einen Brief an die saarländische Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer geschrieben und sie gebeten, das Projekt noch einmal zu prüfen. Die Burg, so befürchten Präfekt und Präsident, die sich, wie erwartet, zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt hat, könnte in ihrer Anziehungskraft im Schatten der Windräder deutlich leiden. Die in Frankreich übliche politische Einflussnahme, die Projekte durchaus auch nach der Genehmigung noch stoppen kann, ist in Deutschland hingegen kaum möglich. Die Windräder und die Burg tragen den Stoff zu einer längerfristigen Auseinandersetzung in sich.
(Helmut Wyrwich / Tageblatt.lu)
De Maart

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