Hoch über den weiten Wiesen des Öslings überprüft ein Techniker die Turbine einer Windkraftanlage, als ihm plötzlich übel wird. Die Welt dreht sich vor seinen Augen und er verliert das Bewusstsein. Allein kann er sich nicht aus seiner misslichen Lage befreien und den Rettungskräften am Boden sind größtenteils die Hände gebunden. Hilfe kann in diesem Fall nur noch von oben kommen, aus der Luft.
Auch in Luxemburg kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen ein schnelles Eingreifen erforderlich ist, bodengebundene Rettungsdienste aber nur langsam vorankommen. Etwa auf hohen Bauwerken wie Kränen und Wassertürmen. „Oder in schwer zugänglichem Gelände“, erklärt Marc Rob. „Jetzt, da Wandern immer populärer wird, häufen sich auch Unfälle auf Wanderwegen. Vor allem im Ösling ist der Unfallort oft so abgelegen, dass die Rettungsdienste mehrere Kilometer durch den Wald laufen müssten, um den Verletzten zu bergen. In dem Fall bietet sich eine Luftrettung regelrecht an“, so der Vizepräsident der LAR.
Eine Bergung aus der Luft erfordert in der Regel ein eingespieltes Team und eine Seilwinde – „winch“ auf Englisch –, mit der die Rettungskräfte bis zu 70 Meter weit abgeseilt werden können. Wegen Unklarheiten bei der Finanzierung aber musste die gemeinnützige Vereinigung in den letzten Jahren auf solche Operationen verzichten. Tatsächlich schlug neben der Wartung vor allem auch die Aus- und Weiterbildung an der Seilwinde teuer zu Buche.
„Wir mussten die diesbezüglichen Operationen vorübergehend einstellen. Das gilt auch fürs Training, weil die LAR die Kosten einfach nicht mehr alleine tragen konnte“, erklärt Marc Rob. Die entsprechenden Rettungsmissionen seien während dieser Zeit auf anderen Wegen gehandhabt worden. Damit sei nun aber Schluss: Dank der neuen Konvention mit dem „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) sei die Finanzierung wieder gesichert.
Zuerst aber müssen die beteiligten Rettungskräfte wieder auf den neuesten Stand der Techniken gebracht beziehungsweise überhaupt erst an der Seilwinde ausgebildet werden. Zu diesem Zweck wurden in der vergangenen Woche zwei Piloten und zwei Seilwinden-Betreiber, sogenannte Winch-Operatoren, in Luxemburg zu neuen Instruktoren ausgebildet.
Experten eines spezialisierten Unternehmens waren eigens aus Kanada angereist, um die vier LAR-Mitarbeiter an der Seilwinde zu schulen und ihnen zu zeigen, wie sie ihr Wissen an andere Rettungskräfte weitergeben. Ganz nach dem Prinzip „train the trainer“, wie Marc Rob betont.
Denn: LAR und CGDIS können nicht bei jeder Gelegenheit Experten einfliegen lassen bzw. Rettungskräfte ins Ausland entsenden, um sich an der Seilwinde weiterzubilden. „Wir haben nun die Möglichkeit, die Aus- und Fortbildung im eigenen Haus durchzuführen“, betont der Vizepräsident der Luxemburger Luftrettung. Dabei werde die LAR weiter eng mit den Rettungskräften des CGDIS zusammenarbeiten.
Wurden bei der Schulung am Findel zunächst nur Mitarbeiter der LAR ausgebildet, fällt diesen nun die Aufgabe zu, auch die Mitglieder der Spezialeinheit der nationalen Rettungsdienste an der Seilwinde zu schulen. Während die Mission in der Luft vom präzisen Zusammenspiel zwischen Winch-Operator und Pilot abhängt, sind beide am Boden auf die Einsatzkräfte des „Groupe diintervention en milieu périlleux“ (Grimp) des CGDIS angewiesen. Diese sorgen nämlich am anderen Ende des Rettungsseiles dafür, dass das Unfallopfer rasch und sicher geborgen werden kann.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist nur einer der sechs Rettungshubschrauber mit einer Seilwinde ausgestattet. Auch werden nicht alle Piloten und Rettungskräfte an der Vorrichtung ausgebildet. „So viele Einsätze haben wir nicht in diesem Bereich, dass das Sinn ergeben würde“, so Rob. Auch sei der Unterhalt der Seilwinde recht teuer. Diese muss nämlich regelmäßig gewartet werden, ob sie nun gebraucht wird oder nicht.
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