Der Wirbelsturm „Irene“ hat New York zum ersten Mal in der Geschichte der Metropole in eine Geisterstadt verwandelt. Das ganze Wochenende lähmte das Unwetter das Leben in der Millionenstadt und sorgte für leere Straßen, geschlossene Geschäfte und Theater. Die Behörden hatten sich auf das Schlimmste vorbereitet und in der Region Evakuierungen angeordnet, von denen fast zwei Millionen Menschen betroffen waren. Letztlich kam der Big Apple aber glimpflich davon: Es gab Überschwemmungen und Stromausfälle, „Irene“ war aber schwächer als erwartet und zog auch rasch weiter.
„Irene“ hatte seit Samstagfrüh (Ortszeit) weite Teile der Ostküste mit starken Böen und Überschwemmungen heimgesucht. Mindestens zehn Menschen starben. Tausende Flüge fielen aus, in New York, Boston und anderen Städten fuhren Busse und Bahnen nicht. Die meisten Geschäfte und Restaurants waren nicht nur geschlossen, sondern sogar vernagelt oder mit Klebestreifen gesichert. Die Musicaltheater am Broadway waren geschlossen, ebenso Kinos und Museen. Die Stadtautobahnen waren leer gefegt, auf den Straßen waren kaum Fußgänger zu sehen. Heftiger Regen über Stunden und die Warnungen der Behörden hielten die Menschen in ihren Häusern.
Zehn Todesopfer
In New York waren keine Todesopfer zu beklagen, in den Südstaaten wie North Carolina und Virginia war die Zahl der Sturmtoten in der Nacht zum Sonntag aber auf zehn gestiegen. Die meisten Opfer wurden von entwurzelten Bäumen, herabfallenden Ästen oder herumfliegenden Trümmerteilen erschlagen, zum Teil in ihren eigenen Häusern. In den USA sind die meisten Einfamilienhäuser aus Holz, was sie bei Stürmen umso anfälliger macht. Und auch wenn „Irene“ längst weg ist, können angebrochene Bäume oder beschädigte Fassaden eine tödliche Gefahr bleiben.
New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte die Bewohner der Stadt am späten Samstagabend eindringlich gewarnt, zu Hause zu bleiben. „Die Zeit für Evakuierungen ist vorbei. Bleiben Sie, wo Sie sind und versuchen Sie, sich so gut wie möglich zu schützen“, sagte er. „Wenn Sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind, kann dieser Sturm tödlich sein.“
Stromausfälle
In den ersten 24 Stunden von „Irene“ in den USA waren schon mehr als drei Millionen Menschen von der Elektrizität abgeschnitten, die meisten davon in den Südstaaten. Als der Sturm New York erreichte, kamen noch einmal mehr als eine Million Kunden dazu, gut 100.000 allein in New York. Allerdings ist „ein Kunde“ nicht unbedingt ein Haushalt. Zuweilen verbirgt sich dahinter ein Wohnhaus mit Hunderten Appartements. Die Stromversorger haben Reparaturteams aus dem ganzen Land zusammengezogen, um die Leitungen zu flicken. Die Kabel hängen oft frei über der Straße und sind damit ein leichtes Opfer für Sturm und herumfliegende Trümmerteile. Auf der anderen Seite erleichtert das aber auch Reparaturen.
Einige Teile New Yorks waren überschwemmt. An den Ost- und Westrändern New Yorks reichte das Wasser von East und Hudson River zeitweise bis an die Stadtautobahnen – die allerdings ohnehin gesperrt waren. Im Central Park stand das Wasser zum Teil kniehoch, in anderen Gebieten der Stadt sogar bis zur Hüfte. Zu allem Überfluss hat New York in den vergangenen Wochen den nassesten August seit Beginn der Aufzeichnungen registriert. Deshalb kann der gesättigte Boden kaum noch Wasser aufnehmen.
Vom Hurrikan zum tropischen Sturm
Aber die New Yorker hatten auch Glück. Gerade, als „Irene“ über ihrer Stadt war, schwächte sich der Hurrikan zu einem tropischen Sturm ab. Zudem wanderte er plötzlich schneller und zog den Hudson hinauf. Noch am Vormittag klarte der Himmel wieder auf und der Regen, der fast 24 Stunden auf die Stadt niedergegangen war, endete.
In der Wall Street wurden schon die ersten Sandsäcke wieder weggeschafft. Entwarnung wollten die Behörden aber noch nicht geben. Aus einem Lautsprecherwagen der Polizei schallte es an der Ecke Broadway/Wall Street: „Gehen sie mit Vorsicht in überflutete Gebiete.“
Noch keine Entwarnung
Auch der Chef des Nationalen Hurrikanzentrums wollte noch keine Entwarnung geben. „Die Auswirkungen ändern sich damit aber nicht“, sagte Bill Read bei CNN nach der Herabstufung von „Irene“. Der Wind sei nach wie vor stark, es regne noch immer und der Sturm drücke weiter Wasser an die Küste. Auch New Yorks zweiter Bürgermeister Cas Holliway warnte davor, das Ereignis zu unterschätzen.
US-Präsident Barack Obama, der seinen Urlaub abgebrochen hatte, besuchte am Samstag die Zentrale der Katastrophenschutzbehörde FEMA und lobte: „Ihr macht einen prima Job.“ Zugleich wies er auf die Aufgaben hin, die noch vor Helfern und Einsatzkräften lagen. „Das werden lange 72 Stunden“, betonte der Präsident.
De Maart
































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