Ukraine-KriegWieder Tote nach Schüssen auf Wohngebiete, hunderte weitere Kämpfer ergeben sich in Stahlwerk

Ukraine-Krieg / Wieder Tote nach Schüssen auf Wohngebiete, hunderte weitere Kämpfer ergeben sich in Stahlwerk
In einem Dorf nahe Kiew spielen ukrainische Kinder als Kämpfer der Territorialverteidigung verkleidet einen Checkpoint nach Foto: AFP/Sergej Chuzavkov

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Im Osten der Ukraine sterben erneut Zivilisten durch russischen Beschuss. Um die Kämpfer von Mariupol herrscht weiter Unklarheit.

In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk sind bei russischem Artilleriebeschuss nach Behördenangaben mindestens zwölf Menschen getötet worden. Mehr als 40 weitere Menschen wurden verletzt, wie der Militärgouverneur des Gebietes Luhansk, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram mitteilte. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Hajdaj zufolge sind Wohngebäude gezielt beschossen worden. Truppen der russischen Armee und der Luhansker Separatisten greifen die Stadt mit dem Sitz der Gebietsverwaltung von mehreren Seiten an.

Zuvor hatte die ukrainische Eisenbahn mitgeteilt, dass sie Hunderte Leichen russischer Soldaten in Gefrierwaggons aufbewahre. „Wir liefern und lagern jede Art von Fracht“, hieß es in der Mitteilung. Der Staatskonzern forderte Russland auf, die Toten abzuholen. Parallel dazu gab es seitens der prorussischen Separatisten in der Ostukraine die gleiche Aufforderung an Kiew. Die Ukraine solle ihre beim Rückzug zurückgelassenen Leichen eigener Soldaten übernehmen.

In dem seit knapp drei Monaten laufenden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine machen beide Seiten nur selten Angaben zu eigenen Verlusten. Die Donezker Separatisten bezifferten vergangene Woche die Zahl ihrer getöteten Kämpfer auf 1.700. Russland hatte von 1.351 toten Soldaten in den eigenen Reihen gesprochen. Mitte April hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von bis zu 3.000 eigenen toten Soldaten gesprochen.

Nach wochenlanger Belagerung ließen sich innerhalb von 24 Stunden mehr als 770 weitere Ukrainer auf dem Gelände von Azovstal festnehmen, wie Moskau am Donnerstag mitteilte. Seit Wochenbeginn hätten sich 1.730 ukrainische Kämpfer ausgeliefert – was mit ihnen passiert, ist ebenso unklar wie die Anzahl der Menschen, die noch in dem Stahlwerk verschanzt sind. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Kiew hofft, dass sich Moskau auf einen Austausch der ukrainischen Soldaten gegen russische Kriegsgefangene einlässt. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte mehrere Hundert Kämpfer aus dem Werk registriert, die nun Kriegsgefangene sind.

Biden freut sich auf Schweden und Finnland

US-Präsident Joe Biden brachte seine volle Unterstützung für die Anträge Finnlands und Schwedens zur Aufnahme in die NATO zum Ausdruck. Bei einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinistö und Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson im Weißen Haus sagte Biden, er sei stolz darauf, die Anträge der beiden Staaten auf Beitritt zum „stärksten und mächtigsten Verteidigungsbündnis der Weltgeschichte“ zu unterstützen. „Finnland und Schweden machen die NATO stärker.“

Andersson bezeichnete den angestrebten NATO-Beitritt ihres Landes als einen „Wendepunkt“. Schweden habe sich mit dem Antrag für einen „neuen Weg“ entschieden, sagte sie. Auch Niinistö nannte den angestrebten Beitritt seines Landes und Schwedens zur NATO als „historischen Schritt“.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich trotz des einstweiligen Vetos der Türkei von einer raschen Aufnahme Schwedens und Finnlands in das Militärbündnis überzeugt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir zu einer schnellen Entscheidung kommen, Finnland und Schweden in der NATO-Familie willkommen zu heißen“, sagte er in Kopenhagen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstrich indes sein Nein gegen die Norderweiterung der Allianz. (AFP, dpa, Reuters)

Nächstes Milliardenpaket

Das nächste große Milliarden-Hilfspaket aus den USA für die Ukraine ist beschlossene Sache. Gut eine Woche nach dem Repräsentantenhaus verabschiedete auch die andere Kongresskammer, der Senat, mit großer Mehrheit das Paket mit einem Volumen von fast 40 Milliarden Dollar (38 Milliarden Euro). 86 Senatoren sowohl von Demokraten als auch von Republikanern stimmten für den Gesetzentwurf, 11 Senatoren dagegen. Die Gegenstimmen kamen komplett aus den Reihen der Republikaner. Auch im Repräsentantenhaus war zuvor eine große Mehrheit zustande gekommen. US-Präsident Joe Biden muss das Gesetzespaket noch unterzeichnen.