CoronavirusIn den USA grassiert die Pandemie schon länger als bisher angenommen

Coronavirus / In den USA grassiert die Pandemie schon länger als bisher angenommen
Demonstarnten fordern in Kalifornien die Aufhebung der Pandemie-Einschränkungen AFP

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Die Corona-Pandemie grassiert in den USA offenbar schon länger als bislang von den Behörden dargestellt – und könnte in einer zweiten Welle noch heftiger ausfallen.

Wie die Rechtsmedizin des kalifornischen Bezirks Santa Clara am Dienstag mitteilte, starben dort schon Wochen vor der offiziellen Registrierung des USA-weit ersten Corona-Toten Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19. Die US-Gesundheitsbehörde CDC warnte derweil vor einer zweiten Infektionswelle im Winter.

Nach einer Bestätigung durch die US-Gesundheitsbehörde CDC teilte die Gerichtsmedizin von Santa Clara mit, bei der Autopsie von zwei am 6. und am 17. Februar gestorbenen Menschen seien Covid-19-Erkrankungen nachgewiesen worden. Auch ein Todesfall in Santa Clara vom 6. März ist demnach auf das neuartige Coronavirus zurückzuführen.

„Diese drei Menschen starben zu Hause zu einer Zeit, als die sehr begrenzten Tests nur über die CDC zu bekommen waren“, hob die Gerichtsmedizin hervor. Die CDC habe Corona-Tests damals nur für Menschen vorgesehen, die unmittelbar zuvor auf Reisen waren und wegen Covid-19-Symptomen einen Arzt aufsuchten.

Die Gerichtsmediziner rechnen daher damit, in Santa Clara bei der sorgfältigen Überprüfung von Todesfällen nachträglich weitere Corona-Tote zu verzeichnen. Der erste offizielle Corona-Todesfall in den USA war am 26. Februar aus dem nordöstlichen Bundesstaat Washington gemeldet worden. Experten haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der insbesondere anfangs große Mangel an Corona-Tests dazu führe, das Ausmaß der Pandemie in den Vereinigten Staaten deutlich zu unterschätzen.

Diese Woche zeigte eine Studie der Eliteuni Stanford mit 3.300 Freiwilligen in Santa Clara, dass die tatsächliche Zahl an Corona-Infektionen dort mindestens 50 Mal höher ist als von den Behörden bestätigt. Santa Clara war einer der ersten US-Bezirke, der seine Einwohner wegen der Pandemie aufrief, zu Hause zu bleiben. Am 17. März traten dort Ausgangsbeschränkungen in Kraft.

Über 100.000 Tote in Europa

Nach offiziellen Angaben haben sich in den USA bislang mehr als 825.000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Mehr als 45.000 Infizierte starben nach Angaben der Behörden – so viele wie in keinem anderen Land der Welt. US-Präsident Donald Trump hat allerdings in den vergangenen Wochen wegen der Folgen für die US-Wirtschaft immer wieder auf Lockerungen der Corona-Restriktionen gedrungen.

CDC-Chef Robert Redfield warnte am Dienstag vor den Folgen einer zweiten Infektionswelle im Winter. Die Lage könnte dann noch schwieriger werden als jetzt, sagte der Behördenleiter der Washington Post. „Wir werden gleichzeitig die Grippe-Epidemie und die Coronavirus-Epidemie haben“, sagte Redfield. Er rief die US-Bürger daher auf, sich gegen die Grippe impfen zu lassen.

Außer den USA ist Europa besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen. Dort starben bis Dienstag bereits mindestens 100.000 Infizierte, wie AFP-Berechnungen auf Grundlage von Behördenangaben ergaben. Mehr als 24.600 Corona-Tote wurden in Italien registiert, 21.717 in Spanien, 20.796 in Frankreich und 17.337 in Großbritannien allein in den Krankenhäusern. In Deutschland ist die Opferzahl deutlich geringer: Dort starben laut Robert-Koch-Institut 4.879 Infizierte, laut Johns-Hopkins-Universität rund 5.100. (AFP)