Dienstag28. Oktober 2025

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Immer mehr Tote in Ägypten

Immer mehr Tote in Ägypten
(dpa)

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Vor der Parlamentswahl regiert Chaos in Ägypten. Tränengasschwaden hängen über der Innenstadt. Ausländer sagen Reisen nach Kairo ab. Demonstranten und Polizisten liefern sich Straßenschlachten. Ein Land sucht verzweifelt den inneren Frieden.

Das Einlenken des herrschenden Militärrats in Ägypten war vergebens: Die blutigen Straßenkämpfe gehen weiter. Auch am Mittwoch – fünf Tage vor Beginn der ersten freien Parlamentswahl – lieferten sich Demonstranten und die Polizei in Kairo und Alexandria Straßenschlachten. Steine und Brandsätze flogen gegen die Sicherheitskräfte. Die antworteten mit Tränengas und Gummigeschossen. Nach unbestätigten Angaben starben wieder drei Menschen. Seit Beginn der Ausschreitungen am Freitagabend sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 35 Menschen ums Leben gekommen.

Ein harter Kern von Demonstranten versuchte am Mittwoch vergeblich, das Innenministerium im Zentrum von Kairo zu stürmen. Der Hass der Aktivisten richtet sich vor allem gegen die Polizei. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage ein wenig. Augenzeugen berichteten, das Militär habe die Kontrahenten getrennt, indem es die „Front“ mit drei gepanzerten Fahrzeugen blockiert habe.

9-monatiges Baby an Tränengas erstickt

Am Dienstag sollen in Kairo auch zwei Polizeioffiziere getötet worden sein. Das Innenministerium bestätigte dies aber nicht. In der Provinzstadt Tanta sei ein neun Monate altes Baby erstickt, als Einsatzkräftei vor der Polizeistation Tränengas gegen Demonstranten einsetzte, meldete die Nachrichtenwebsite Al-Ahram.

Die jüngste Protestwelle hatte am vergangenen Freitag mit einer Demonstration begonnen, bei der Islamisten eine schnellere Machtübergabe an eine zivile Regierung gefordert hatten.

Neue Verfassung nach Parlamentswahl

Am Dienstag ging der Militärrat, der im Februar die Macht von Präsident Husni Mubarak übernommen hatte, auf einige Forderungen der Opposition ein. Er nahm den Rücktritt der umstrittenen Übergangsregierung an und kündigte die Präsidentenwahl für Juni 2012 an. Im Juli will das Militär dann endgültig die Macht abgeben.

Viele Details im politischen Prozess sind noch unklar. Beispielsweise weiß niemand, welche Rolle der künftige Präsident spielen wird, denn nach der Parlamentswahl, die am kommenden Montag beginnen soll, wird eine neue Verfassung formuliert werden. Viel deutet darauf hin, dass der Präsident künftig deutlich weniger Befugnisse haben wird.

Parlamentswahl in drei Phasen

Die Parlamentswahl findet in drei Phasen statt und wird sich bis in den Januar hinziehen. Der Militärrat hat es bislang abgelehnt, den Wahltermin wegen der Gewalt auf den Straßen zu verschieben. Auch die Muslimbrüder, deren Parteien sich bei dem Urnengang gute Chancen ausrechnen, sind gegen eine Verschiebung der Wahl.