Großherzoglicher Hof reorganisiert sich

Großherzoglicher Hof reorganisiert sich
(Ifinzi)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der großherzogliche Hof modernisiert sich. Er soll fast wie ein modernes Unternehmen funktionieren.

Mehrere Personalveränderungen in den vergangenen Wochen hatten es angedeutet: Zuerst war der Abgang des Hofmarschalls angekündigt worden, dann der des Vermögensverwalters des Hofs und schließlich der langjährigen Pressesprecherin. Diese Änderungen reihen sich in eine tiefgreifende Restrukturierung ein, wie am Mittwoch bekannt wurde.

Großherzog Henri und Großherogin Maria Teresa möchten sich selbst stärker in die Arbeit des Hauses einbringen, so Michel Heintz. Er ist Chef des neu geschaffenen Kabinetts des Großherzogs. Seine Rolle: Dem Staatschef unmittelbar zuzuarbeiten. Tatsächlich habe sich die Rolle des Großherzogs in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren drastisch geändert, so Heintz. Äußerte sich der Staatschef in der Vergangenheit nur einmal im Jahr, anlässlich Weihnachten, so hält er heute sechs bis acht öffentliche Ansprachen. Dramatisch erhöht habe sich auch die Zahl der Audienzen, vor allem ausländischer Gäste. All dies müsse mit der notwendigen Sorgfalt vorbereitet werden.

Professionalisierung

Die Rede ist von einer Professionalisierung der Arbeit bei Hofe. Die Reorganisation leitete die Psychosoziologin Chantal Selva. Die Erstellung der neuen Arbeitsorganisation erfolge in enger Zusammenarbeit mit dem Personal, so Selva. In den Monaten April bis Juni 2015 wurde ein internes Audit erstellt. Informationen gab es auf Personalversammlungen. Wer mochte, konnte individuelle Gespräche anfragen.

Zweite strukturelle Neuerung ist die Schaffung eines Mitarbeiterstabs, der Großherzogin Maria Teresa zuarbeiten soll. Erbgroßherzog Guillaume wird ein Privatsekretariat zur Seite stehen.

Hofmarschall bleibt bestehen

Bisher wurde der Staatschef bei offiziellen Anlässen durch den Hofmarschall vertreten. Der Posten wird auch in Zukunft weiter bestehen. Die Rolle des Hofmarschalls als Schnittstelle zwischen Regierung und Hof soll verstärkt werden, hieß es am Mittwoch. Wie vor einigen Wochen bekannt wurde, wird der aktuelle Amtsinhaber Pierre Bley den Posten verlassen. Er übernehme die Aufgabe eines Spezialgesandten des Großherzogs, so Frau Selva. Der Name des Nachfolgers ist vorerst nicht gewusst.

Das Tagesgeschäft übernimmt der Direktor des Protokolls und der Organisation, Col. Henri Christnach, dem mehrere Mitarbeiter zur Seite stehen werden.

Ein Komitee für die Öffentlichkeitsarbeit

Grundlegend überdacht wurde die Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeit der bisherigen Pressesprecherin Isabelle Faber übernimmt ein sogenanntes „Comité de Pilotage“. Es sei schwer für Frau Faber gewesen, sich in ein neues System einzugliedern, erklärte Selva Fabers Demission.

Als Zeichen der neuen Öffnung sollte wohl die Erklärung dienen, warum Großherzogin Maria Teresa Großherzog Henri bei rezenten Auslandsreisen nicht begleitete. Sie habe panische Angst vor Flügen, so Christnach, der von einer regelrechten Phobie sprach. Sie verzichte daher, wenn möglich, auf Flüge. Als „urban legend“ hatte Selva zuvor Gerüchte bezeichnet, die im Zusammenhang mit der Abwesenheit der Großherzogin bei Auslandsreisen verbreitet worden waren. Allzu groß werden die Infromationsschleusen jedoch auch in Zukunft nicht geöffnet werden. Was der Großherzog mit den Großen dieser Welt besprechen wird, wird auch in Zukunft vertraulich bleiben.

Wie ein Unternehmen

Für den Hof arbeiten derzeit knapp hundert Personen. Ob noch weitere Personalveränderungen stattfinden werden, wollte Selva nicht ausschließen. Die Arbeit bei Hofe sei extrem schwer, stünden die Mitarbeiter doch ständig unter Druck. Nicht alle hielten dies aus. Die Mitarbeiter selbst wurden am Mittwoch vergangener Woche über die Neuausrichtung der Verwaltung informiert.

Der Hof soll wie ein Unternehmen arbeiten und geleitet werden, hatte Kabinettschef Michel Heintz gesagt. Hofmarschall Bley musste jedoch die Aussage später präzisieren. So ganz wie ein privates oder öffentliches Unternehmen werde der Hof wohl nicht werden, meinte er auf die Frage, ob man dann in Zukunft auch eine Jahresbilanz der Finanzen vorlegen werde.

Mehr zum Thema:

„Tiefgreifende Reorganisation“

Isabelle Faber hört auf