Generationenwechsel bei Ouest France

Generationenwechsel bei Ouest France
(AFP/Damien Meyer/afp)

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Einer der profiliertesten Verleger in Frankreich zieht sich zurück. Francois-Régis Hutin, Chef der größten französischen Tageszeitung, verlässt das operative Geschäft.

Francois Régis Hutin ist 87 Jahre alt. Nach 40 Jahren Regierungszeit wird er das operative Geschäft an jemanden „von außen“ übergeben, bevor nach einer Übergangszeit sein 49 jähriger Schwiegersohn Matthieu Fuchs die Leitung des Konzerns übernimmt. Denn: Die größte Tageszeitung Frankreichs ist eine Familien-Angelegenheit, und sie soll es nach dem Willen von Francois – Régis Hutin auch bleiben. Hutin selbst wird die Verbindungen zum Verlag nicht kappen. Er wird Vorsitzender des Herausgeber Gremiums werden und auch Leitartikler bleiben.

Ouest France ist eine Erfolgsgeschichte, wie es sie in der europäischen Zeitungswelt vergleichbar im Regionaljournalismus sonst nur noch in der Essener Funke Gruppe (WAZ Konzern) gibt. Francois-Régis Hutin ist der Enkel des Mitbegründers der bretonischen Zeitung Ouest Eclair. Die wurde nach der Befreiung verboten, weil sie unter deutscher Besetzung ihr Erscheinen nicht eingestellt hatte. Der Vater des heutigen Ex-Chefs, Paul Hutin-Desgrée baut die Zeitung Ouest France 1944 auf den Ruinen des verbotenen Vorgängers auf.

Auflagenschwund

Aber die wirkliche Entwicklung nimmt Ouest France erst unter dem heutigen ex-Chef. Fancois-Régis tritt 1961 als Redakteur in die Redaktion ein, wird sechs Jahre später stellvertretender Generaldirektor du später PDG der Gruppe. Ouest France kauft nach und nach die Lokalpresse auf. Nur die bretonische Zeitung „Le Telegramm“ widersteht ihm. Die Regionalzeitung breitet sich in die Vendée aus und in die Normandie. In der Zeit, in der Ouest France in den Sommermonaten auf über eine Million Auflage wächst, beginnt auch in Paris die große Zeitungskonzentration. Francois Régis Hutin bringt daher alle Aktivitäten der Zeitung in eine Gesellschaft (Sipa) ein, deren Anteile von der „Vereinigung zur Unterstützung einer humanistischen Demokratie“ gehalten werden.

Der Begründer eines Zeitungsimperiums hat sich diversifiziert, verfügt über eine Gratiszeitung, und eine Kommunikationsgruppe, die in ganz Frankreich Anzeigenblätter und Prospekte verteilt. Allerdings: Der Baumeister des Imperiums muss auch erleben, dass die Zeitungen unter Auflagenschwund leiden. Die Kommunikationsgruppe gerät in rote Zahlen, macht fünf Millionen Verlust. In den Jahren 2009 und 2013 gibt es Sozialpläne. Gut 100 Journalisten verlassen die Zeitung. Ouest France gerät in die roten Zahlen. Die Rosskur, die Hutin der Gruppe unterzieht, zeigt Erfolge. Im Jahre 2015 erwirtschaftet die Zeitung alleine 43 Millionen Euro Gewinn bei einem Umsatz von 305 Millionen Euro. Nicht gestoppt ist allerdings der Niedergang der Auflage. Von 750.000 im Jahre 2012 sinkt sie auf 690.000 in diesem Jahr.

Abonnements im Internet und in der Zeitung

Hutin passt sich erneut der Entwicklung an. Ouest France investiert in das Internet, bietet seinen Lesern in einem Abonnement die Zeitung auf Papier aber auch im Internet für den Computer das Tablet und das Smartphone an. Die Zeitung ist auf allen Vertriebskanälen vertreten, wobei man dort im Gegensatz zur gedruckten Zeitung auf alle Ausgaben zugreifen kann. Das sind derzeit 50. Ouest France modernisiert die Organisation der Arbeit in der Redaktion und reorganisiert die Werbe- und Werbeverteilungstochter Spir Kommunikation. Letztlich greift Hutin auf ein ganz altmodisches Mittel der Abonnentenwerbung zurück. Er lässt Werbekolonnen von Haus zu Haus gehen, die schellen und versuchen, ein Abonnement zu verkaufen.

Wenn der Sohn des Ouest France Begründers sich nun zurückzieht, dann ist die wesentliche Arbeit getan. Seine Nachfolger werden weiter restrukturieren müssen. Aber Francois-Régis Hutin hat das Imperium nicht nur aufgebaut sondern es im entscheidenden Augenblick auch zu restrukturieren und zu modernisieren gewusst.