Frankreich und Algerien auf neuem Kurs

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Keine Entschuldigungen, sondern mehr Zusammenarbeit: Das ist der Kurs beim ersten Staatsbesuch des neuen französischen Präsidenten in Algerien. Die frühere Kolonie scheint dazu bereit.

Ein halbes Jahrhundert nach dem blutigen Unabhängigkeitskrieg wollen Frankreich und Algerien ihre bilateralen Beziehungen endgültig normalisieren. Die beiden Staatschefs François Hollande und Abdelaziz Bouteflika unterzeichneten am Mittwochabend in Algier eine Freundschafts- und Kooperationserklärung. Sie sieht unter anderem eine verstärkte Zusammenarbeit im politischen und wirtschaftlichen Bereich vor.

Der französische Autokonzern Renault hat bereits ein Joint Venture zum Bau eines Werkes in dem größten nordafrikanischen Land angekündigt. Dort sollen jährlich bis zu 75.000 Fahrzeuge hergestellt werden, teilte das Unternehmen am Rande des zweitägigen Staatsbesuchs von Hollande in Algerien mit.

Neues Kapitel

„50 Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens sind Frankreich und Algerien entschlossen, ein neues Kapitel ihrer Beziehungen aufzuschlagen“, heißt es in der Erklärung. Die Konflikte über die Vergangenheitsbewältigung müssten ein Ende habe. Dazu sollen auch intensive Programme zum Jugend- und Kulturaustausch beitragen.

Hintergrund der jahrzehntelangen Spannungen ist der 1954 begonnene Befreiungskampf der Algerier gegen die französische Kolonialherrschaft. Er kostete Hunderttausenden Menschen das Leben und wurde erst 1962 beendet. Viele Algerier verlangen eine Entschuldigung für französische Verbrechen während der Kolonialzeit. Bislang hat sich aber kein französischer Präsident dazu bereiterklärt. Er sei nicht für Reue oder Bitten um Verzeihung nach Algerien gekommen, stellte auch Hollande in Algier klar.

Heftige Proteste

Ein echter Freundschaftsvertrag war von Frankreich unter Präsident Jacques Chirac geplant worden. Der Text war bereits vom Parlament verabschiedet, doch in Algerien gab es heftigen Protest, weil darin auch von positiven Seiten der Kolonialzeit die Rede war. Chiracs Nachfolger Nicolas Sarkozy verfolgte das Projekt dann nicht weiter.

Der erste Staatsbesuch von Hollande in Algerien soll an diesem Donnerstag zu Ende gehen. Am Vormittag wird er noch zu einer Rede vor den beiden Parlamentskammern erwartet.