Freitag24. Oktober 2025

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Dinner for KPL

Dinner for KPL
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Am 2. Januar 1921 gründeten 25 Militanten in Niederkorn im Josy-Anen-Saal die Kommunistische Partei Luxemburgs. Mit einem Festakt feiert die KPL am Samstagabend in Differdingen-Oberkorn ihr neunzigjähriges Bestehen.

Die Gründung der KPL erfolgte zeitgleich zum Kongress der Sozialistischen Partei, der am 1. und 2. Januar 1921 in Differdingen stattfand. Die 25 Militanten hatten diesen Kongress aus Protest verlassen, da ihr Antrag zum Beitritt in die kommunistische Internationale abgelehnt worden war.*

*Quelle:
Ali Ruckert, Geschichte der Kommunistischen Partei Luxemburgs, Teil1; 1921-1946

In den Folgejahren litt die Partei unter der Repression der herrschenden Parteien. So wurden kommunistische Lehrer 1934 aus ihrem Amt entlassen; die Wahl der ersten gewählten kommunistischen Gemeinderäte im gleichen Jahr wurde nicht anerkannt. Diese Repression gipfelte im „Maulkorbgesetz“ von 1937, das jedoch per Referendum vom Volk abgelehnt wurde.

Großes Ansehen erlangte die Partei allerdings durch ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime in den Jahren 1940-1944. Dieser Prestigegewinn verhalf der Partei zu ihrer bis dato einzigen Regierungsteilnahme, und zwar an der Regierung der nationalen Union nach dem Zweiten Weltkrieg, von November 1945 bis Februar 1947. Charles Marx war von 1945 bis zu seinem Tode im Juni 1946 Gesundheitsminister. Bis zum Februar 1947 hatte dann Dominique Urbany das Amt inne.

Ihren größten Wahlerfolg erreichte die KPL 1968: Sechs Abgeordnete zählte sie damals. Bei den darauffolgenden Wahlen musste sie zwar einen Sitz einbüßen, doch es reichte immerhin noch für eine Fraktion, Bei den Wahlen 1979 kam es dann zum großen Einbruch: Die Partei verlor die Hälfte ihrer Wählerstimmen und drei ihrer Mandate.
Dieses Resultat konnte sie 1984 noch halten; bei den Wahlen 1989 errang aber lediglich ihr damaliger Präsident René Urbany einen Abgeordnetenposten. Als er 1990 starb, übernahm Aloyse Bisdorff sein Mandat.

1994 verlor die KPL ihr letztes Mandat. Bei den Wahlen 1999 schloss sie sich dem Linksbündnis „Déi Nei Lénk“ an, welches einen Sitz erlangte. Doch schon 2004 verabschiedete sich die KPL von der Strategie eines gemeinsamen Bündnisses und trat mit einer eigenen Liste an. Bei den Wahlen vom Juni 2009 erreichte die Partei 1,47 Prozent der Stimmen.

Bedeutung der Partei

Vom derzeitigen Präsidenten Ali Ruckert wollten wir wissen, was 90 Jahre KPL für Luxemburg bedeuten.
Die Kommunisten stellten einen großen Teil der Geschichte der luxemburgischen Arbeiterbewegung dar, meinte Ali Ruckert, sei es durch ihre Arbeit in der Partei oder in den Gewerkschaften.

Die KPL habe wesentlich zu den sozialen Errungenschaften beigetragen, die wir heute kennen. Als Beispiel nannte Ruckert den großen Bergarbeiterstreik von 1936, durch den bessere Arbeitsbedingungen erreicht wurden. „Der Kampf im Interesse der schaffenden Klasse zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Partei.“ Wichtig sei auch die Rolle, welche die KPL bei der Verteidigung der nationalen Souveränität spielte, als diese in Gefahr war.

So sei die KPL die einzige Partei gewesen, die sich während der Nazi-Okkupation weigerte, sich aufzulösen. Die wichtige Rolle, die sie daraufhin im Widerstand spielte, habe wesentlich zu dem Prestige beigetragen, den sie nach dem Zweiten Weltkrieg genoss.

Anfang der Siebzigerjahre war die KPL noch mit sechs Abgeordneten im Parlament vertreten. Danach ging es bergab. Heute gibt es keinen kommunistischen Abgeordneten mehr. Woran das liegt und welche Fehler gemacht wurden, fragten wir Ruckert.
Für ihn gebe es eine Reihe von Ursachen. Die KPL sei immer stark in der Stahlindustrie verankert gewesen, und der Rückgang der Partei sei parallel zum dem der Stahlindustrie verlaufen. „Die Kommunisten waren z.B. die Einzigen, die für den Erhalt des „Terres rouges“-Standortes eintraten.“ Auch setzte sich die KPL für die Nationalisierung der Stahlindustrie ein, ein Vorschlag, der innerhalb des damaligen LAV (Vorgänger des OGBL, d. Red.) eine Mehrheit hinter sich hatte, von der Gewerkschaftsleitung allerdings abgelehnt wurde.

Der Niedergang der Stahlindustrie sei natürlich eine Niederlage und eine große Enttäuschung gewesen, und „die Menschen mögen Niederlagen nun mal nicht“.

Hinzu sei der Zusammenbruch der sozialistischen Länder gekommen. „Ein Fehler der Partei war zweifellos, dass sie die Politik der damaligen Sowjetunion nicht kritisierte.“

Es sei in der Geschichte immer so gewesen, dass eine Bewegung sehr viel Zeit benötigte, um sich von einer Niederlage zu erholen. So habe die Arbeiterbewegung nach der Niederschlagung der Pariser Kommune 40 Jahre gebraucht, um sich von der Niederlage zu erholen.

Ein zusätzliches Problem sei, dass ein großer Teil der Arbeitnehmer keinen luxemburgischen Pass besitze und folglich nicht wählen dürfe; dieser Teil der Arbeitnehmer stelle aber ein großes Wählerpotenzial für die KPL dar, meint Ruckert.
Es fehle aber auch an der nötigen Unterstützung: Die Massenmedien seien fast alle in kapitalistischer Hand und es mangele vor allem an finanziellen Mitteln.
Was er sich für seine Partei von den Gemeindewahlen im Oktober dieses Jahres erwartet, wollten wir weiter wissen. „Bei den vorigen Landeswahlen konnten wir unseren Anteil an Listenstimmen in einigen Gemeinden verdoppeln. Von daher halte ich eine Rückkehr in einige Gemeinderäte für durchaus realistisch.“
Der Festakt zum 90. Jahrestag der Parteigründung findet am Samstagabend im Kulturzentrum „Marcel Noppeney“ in der route de Belvaux in Oberkorn statt. Beginn ist um 17.00. Anschließend wird die Ausstellung „90 Jahre KPL“ offiziell eröffnet.