2012 so schlimm wie noch nie

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2012 war ein Schreckensjahr für den Tierschutz in Afrika. Nie in den vergangenen Jahrzehnten fielen so viele Nashörner und Elefanten kriminellen Jägern zum Opfer. Auch Löwen und Berggorillas sind bedroht.

Wilde Tiere in Afrika waren schon oft vom Aussterben bedroht. 1893 glaubte man, es gebe auf dem Kontinent keine Breitmaulnashörner mehr – bis doch noch einige im Süden entdeckt wurden. Vor 50 Jahren lebten dort gerade einige Dutzend der mächtigen Tiere. Heute bevölkern etwa wieder 20 000 weiße und 3000 schwarze Nashörner Südafrika. Aber selbst in dem für Afrika relativ reichen, stabilen Land wächst angesichts der Rekordzahlen gewilderter Tiere die Sorge um den Bestand der Kolosse. Tierschützer schlagen Alarm. „Wahrscheinlich haben wir den Höhepunkt noch gar nicht erreicht“, fürchtet der Leiter Artenschutz bei der Naturschutzorganisation WWF, Volker Homes. Noch nie sind so viele Nashörner und Elefanten den skrupellosen Wilderern zum Opfer gefallen wie 2012.

Betroffen sind viele Länder – etwa Tansania, Kenia, Mosambik, Sudan, Kamerun, Südafrika oder Simbabwe. Die Wilderei bedrohe sogar die politische Stabilität mancher Staaten, warnt der WWF. Längst schon seien Rebellengruppen in das Geschäft mit Hörnern, Elfenbein und Fellen eingestiegen, etwa die islamistischen Al-Schabaab-Milizen in Somalia oder die berüchtigte ugandische „Lord’s Resistance Army“.

Mit Drohnen gegen Wilderer

Zielschiebe krimineller Jäger ist vor allem das Nashorn. Bis Weihnachten fielen in Südafrika 633 Rhinozerosse Wilderern zum Opfer. 2011 waren es 448, im Jahr zuvor 333, davor stets weniger. Die Regierung hat zwar reagiert. Der Wildschutz erhält mehr Geld und Personal, bessere Ausrüstung, pensionierte Generäle wurden als Experten eingestellt. Das Militär hilft, sogar Drohnen sollen eingesetzt werden. Auch die Justiz schlägt hart zu, verurteilte einen Wilderer-Boss aus Thailand zu 40 Jahren Gefängnis: „Das belegt unsere Ernsthaftigkeit im Kampf gegen Wilderer“, lobte Umweltministerin Edna Molewa. Aber selbst im Schwellenland Südafrika sabotieren oft korrupte Beamte und hilflose Ämter die Tierschutz-Bemühungen.

Anderswo kommen Wilderer oft mit milden Geldstrafen davon. „Wenn wir jemanden zur Polizei bringen, dann sehen wir ihn ein paar Tage später wieder auf der Straße. Es gibt so viel Korruption, sie kaufen sich frei und kehren zurück, um zu wildern“, berichtete jüngst die tansanische Wildhüterin Rehema Nyamhokya auf einem Kongress.

International organisierte Kriminalität

Hinter den Wilderern mit ihren modernen Waffen, Nachtsichtgeräten und Geländefahrzeugen steht nach Erkenntnissen der südafrikanischen Behörden die international organisierte Kriminalität. Denn die Jagd nach dem Nashorn ist lukrativ. In Pulverform bringt es auf den Märkten Asiens laut der „International Rhino Foundation“ 50 000 Euro pro Kilo – auch wenn noch niemand bewiesen hat, ob Nashorn wie versprochen Krebs heilen oder Potenz erhöhen könnte.

Auch Elefanten waren 2012 im Visier der Wilderer. Laut der Tierschutzorganisation Traffic befindet sich der illegale Elfenbeinhandel auf dem höchsten Stand seit 1970. Über 40 Tonnen wurden 2011 beschlagnahmt, 2012 sollen es noch mehr gewesen sein. Thailand, China und Vietnam seien die wichtigsten Märkte. „Neue Mittel- und Oberschichten können und wollen sich Elfenbein plötzlich leisten, es ist ein Statussymbol“, meinte Naturschützer Homes.

Mehr als 10.000 Elefanten abgeschlachtet

In den 80er Jahren lebten noch 1,2 Millionen Elefanten in Afrika, heute sind nach WWF-Angaben etwa die Hälfte. 2012 wurden hier „über 10 000 Elefanten Opfer grausamer Verbrechen“, so der WWF. In Kamerun kämpften nun Elitesoldaten gegen die Banden, die aus dem Sudan und Tschad eindringen. Angesichts blutiger Konflikte im zentralen Afrika waren auch die Berggorillas im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo (DRC), Ruandas und Ugandas neu bedroht. Zwar gibt es insgesamt noch etwa 100 000 Gorillas anderer Arten in Afrika, aber die 780 Berggorillas sind Tierschützern zufolge in großer Gefahr.

Auch der König der Tiere ist auf dem Rückzug. Seit 1970 sank die Zahl der Löwen laut der Organisation Save von 200 000 auf 25 000. Ein Grund ist das Schrumpfen der freien Savannen und Buschlandschaften: 78 Prozent des Lebensraums des Löwen südlich des Sahel sind laut einer Studie verschwunden. Zudem ist Löwenjagd teilweise legal. Großwildjäger zahlen umgerechnet bis zu 30 000 Euro, um auf Safaris Löwen zu schießen. Seit 2000 wurden mehr als 5000 Löwentrophäen legal exportiert, berichtet die Organisation Pro Wildlife. Zudem wächst die Nachfrage nach Löwenknochen. Bis zu 10 000 US-Dollar (gut 7500 Euro) zahlen Kunden in Asien Tierschützern zufolge für ein Skelett. Löwenknochen-Pulver soll Krankheiten von Asthma bis Impotenz heilen.