17 Tote bei Anschlag in Wolgograd

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Im Süden Russlands tötet eine Bombe in einem Bahnhof viele Menschen. Sechs Wochen vor den Olympischen Spielen in Sotschi erinnert die Explosion auch an die gefährliche Lage im benachbarten Nordkaukasus.

Blutbad im Bahnhof: Bei einem Terroranschlag in der südrussischen Stadt Wolgograd hat eine Selbstmordattentäterin mit einer Bombe 17 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 30 Menschen seien von dem Sprengsatz, der mit Nägeln und Schrauben gefüllt war, schwer verletzt worden, teilten die Behörden im früheren Stalingrad am Sonntag mit. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte die Tat scharf. Wolgograd liegt rund 700 Kilometer von Sotschi entfernt, wo im Februar Olympische Winterspiele stattfinden.

Der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow hatte zu Anschlägen aufgerufen, um die Wettkämpfe zu stören. Er wirft Putin eine „blutige Besatzungspolitik“ im Konfliktgebiet Nordkaukasus vor. Der Kreml verspricht aber sichere Spiele in Sotschi. Die Veranstaltung gilt als Prestigeprojekt von Putin.

Erst Ende Oktober hatte in der Industriemetropole Wolgograd eine Selbstmordattentäterin in einem Linienbus mit einer Bombe sechs Passagiere und sich selbst getötet. Wie diese Frau könnte auch die Attentäterin vom Sonntag aus der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus stammen, sagte ein Ermittler.

Selbstmordattentat

Der Sprengsatz sei am frühen Nachmittag am Eingang des Bahnhofs detoniert, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, der Agentur Interfax. Dort warteten wegen der Neujahrsferien besonders viele Menschen an einer Sicherheitsschleuse auf die Kontrolle ihres Gepäcks. Es handele es sich um einen Terroranschlag einer Selbstmordattentäterin, sagte Markin. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nannte den Anschlag einen „barbarischen Akt“.

Die Explosion der Bombe mit einer Sprengkraft von zehn Kilogramm TNT tötete auch ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Bahnhof der Millionenstadt. Mindestens 37 Menschen wurden in Kliniken gebracht, darunter ein neunjähriges Kind.

„Extreme Detonation“

„Ich sah einen Blitz im Inneren des Gebäudes, dann riss eine gewaltige Explosion die Fenster aus den Angeln“, sagte Taxifahrer Oleg Grams, der vor dem Bahnhof gewartet hatte, dem Staatsfernsehen. „Die Detonation war extrem“, schilderte auch Augenzeugin Swetlana Demtschenko. Sie sprach von „großer Panik“ kurz nach dem Attentat.

Bürgermeisterin Irina Gussewa nannte die Lage in der Stadt „schwierig“ nach dem zweiten Anschlag in zwei Monaten. „Wir werden aber weder Panik noch Verzweiflung in der Stadt erlauben“, sagte sie. Das Zivilschutzministerium ließ das Gebäude evakuieren. Rettungskräfte berichteten von deutlichen Schäden. Überall liege zersplittertes Fensterglas, zudem habe die Feuerwehr einen kleinen Brand löschen müssen, hieß es. Polizisten mit Spürhunden suchten das Gelände nach Spuren und möglichen weiteren Sprengsätzen ab. Die Gebietsverwaltung von Wolgograd verhängte eine dreitägige Trauer.

„Schnelle Aufklärung“

Putin forderte eine schnelle Aufklärung des Anschlags und sagte Verletzten und Angehörigen unbürokratische Hilfe zu. Er entsandte zudem einen Beauftragten nach Wolgograd, das bis 1961 Stalingrad hieß und im Zweiten Weltkrieg Ort einer der blutigsten Schlachten war.

Erst am Freitagabend hatte die Explosion einer Autobombe vor einer Polizeistation in Pjatigorsk im Nordkaukasus drei Menschen getötet. Die Behörden vermuten auch hier einen terroristischen Hintergrund. Pjatigorsk liegt rund 250 Kilometer von Sotschi entfernt. In der bergigen Vielvölkerregion Nordkaukasus kommt es immer wieder zu blutigen Gefechten zwischen Kreml-Einheiten und Extremisten.