LuxemburgZum Ja-Wort ins Schloss: Zivile Zeremonien müssen nicht mehr im Rathaus stattfinden

Luxemburg / Zum Ja-Wort ins Schloss: Zivile Zeremonien müssen nicht mehr im Rathaus stattfinden
Die zivile Zeremonie einer Ehe- oder Partnerschaftsschließung wird in Zukunft beispielsweise in einem Park möglich sein, sofern die Gemeinde das denn will  Foto: Editpress-Archiv

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In Zukunft kann in Luxemburg der Ort der zivilrechtlichen Trauung gewählt werden. Die Modalitäten stellten die Ministerinnen Taina Bofferding (LSAP) und Sam Tanson („déi gréng“) am Dienstag vor.

Den Partnern mehr Flexibilität bei der Eheschließung respektive dem Eingehen einer eingetragenen Lebenspartnerschaft (PACS) bieten, das ist das Ziel der Reform, die Innenministerin Taina Bofferding und Justizministerin Sam Tanson am Dienstag vorstellten und damit einen der Punkte im Koalitionsvertrag umsetzten. Demnach kann die zivile Zeremonie nun auch an anderen Orten als im Rathaus vollzogen werden. Es ist aber nicht so, dass die Partner den Ort der Zeremonie frei auswählen können. Es liegt zunächst einmal in der Hand der Gemeinden, die möglichen Orte zu definieren, wobei sechs Kriterien erfüllt sein müssen.

Eine „Traumreform“ nannte die sichtlich gut gelaunte Taina Bofferding die geplante Gesetzesänderung auf der Pressekonferenz. Es lag kein Problem als Grundlage für die Reform vor, wie sonst bei so vielen Gesetzesänderungen. Für sie und Sam Tanson sei es zudem eine „Herzensangelegenheit“, denn beide hatten vor ihrer Ministerkarriere lokale Mandate inne und kennen die zivilen Zeremonien ziemlich gut. „Es hat mich immer verstört, wenn Teile der Hochzeitsgesellschaft vor der Tür ausharren mussten, weil der Hochzeitssaal in der Gemeinde zu klein war“, erinnerte sich Tanson. Nicht schön seien solche Momente, ist die Hochzeit oder der PACS für viele Paare doch nach wie vor der schönste Tag in ihrem (bisherigen) Leben. Und dieser Tag soll den Paaren durch mehr Flexibilität noch schöner gemacht werden, sagte Bofferding.

Bereits diesen Sommer möglich

Der Gesetzestext soll noch in diesem Monat von der Chamber verabschiedet werden. Sputen sich die Gemeinden und werden sich in ihren Ratssitzungen über die potenziellen Orte einig, dann könnten bereits in diesem Sommer die ersten Zeremonien außerhalb der Rathäuser stattfinden. Wobei „erste“ nicht ganz richtig ist, denn im Rahmen der Pandemiebekämpfung war das durch die Covid-Gesetze bereits seit Juni 2020 möglich.

Sechs Kriterien müssen die zukünftigen Orte der zivilen Ehe- und Lebenspartnerschaftsschließungen erfüllen. Sie müssen zunächst einmal in Gemeindehand sein. Hochzeitsschließungen in privaten Räumlichkeiten wird es also nicht geben, was mit einem weiteren Kriterium zusammenhängt: Denn der Ort soll neutral sein – eine Kirche für die zivile Zeremonie fällt zum Beispiel weg, sofern sie denn nicht entweiht ist.

Ein weiteres Kriterium berücksichtigt im Übrigen das Wohlbefinden des Standesbeamten bzw. des kommunalen Würdenträgers, der den Akt vollzieht. So werden zum Beispiel Trauungen unter Wasser auch in Zukunft in Luxemburg nicht stattfinden dürfen. Dazu, so viel nur am Rande, eignen sich Luxemburgs Gewässer auch wenig bis gar nicht. Im Stausee zum Beispiel ist ohne starke Taschenlampe unter Wasser nichts zu erkennen … und man möchte ja schließlich auch sehen, an wen man sich da bindet.

Ein Fußballstadion dagegen würde die Kriterien erfüllen. Allerdings ist es wohl wenig wahrscheinlich, dass eine Gemeinde ihr Spielfeld auf die Liste setzen wird, denn es gibt feierlichere (und nicht nach Bier und Schweiß riechende) Umgebungen als Tribünen und Kabinentrakte. Spaß beiseite, in Zukunft kommen öffentliche Schlösser, Kulturzentren oder sogar Parks als Trauorte infrage. Taina Bofferding nahm als Beispiele aus ihrer Heimatstadt Esch die „Villa Mousset“ oder den Park Galgenberg. „Wir lassen uns jedenfalls überraschen, was sich unsere Gemeinden so einfallen lassen“, so Tanson augenzwinkernd.

In Zukunft wird es auch einfacher, den Zeremonienmeister auszuwählen. Das neue Gesetz sieht eine Erleichterung der Prozeduren vor, mit denen der Bürgermeister die Aufgabe an ein Mitglied des Schöffen- oder Gemeinderats übertragen kann.

„Früher war die Kirche der Ort, in der die wesentlichen Etappen des Lebens gefeiert wurden. Das hat sich geändert. Und die Menschen wollen Individualität“, sagte Taina Bofferding. Demnach wurde es Zeit, die zivilen Zeremonien aufzuwerten. Es gibt sogar Gemeinden, die das bereits antizipiert haben. So nannte Sam Tanson das Beispiel von Frisingen. Dort wird bei der Neugestaltung des Rathauses auf einen Hochzeitsraum verzichtet. Trauungen und Partnerschaftserklärungen sollen in Zukunft im Aspelter Schloss stattfinden.