Geschäftswelt der HauptstadtWieder schließt ein Geschäft im Zentrum 

Geschäftswelt der Hauptstadt / Wieder schließt ein Geschäft im Zentrum 
Honey/Mustard

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Nach acht Jahren im Stadtzentrum gibt Carolyn Gobran auf: Seit Montag, dem 6. Januar, ist ihr Geschäft Honey/Mustard in der rue du Marché-aux-Herbes geschlossen. Die Einkaufsgewohnheiten unserer Zeit, gepaart mit den Verkehrsproblemen der Hauptstadt, haben dem Kleiderladen das Genick gebrochen.

Seit 2012 betrieb Carolyn Gobran das Geschäft Honey/Mustard auf dem „Krautmaart“. Als Ursache für das Ende ihres Geschäfts gibt sie ganz einfach den Kundenschwund an. „Wenn kein Kunde mehr ins Geschäft kommt, hat das Ganze keinen Sinn mehr“, sagt sie. Eine zu hohe Miete sei nicht der Grund, denn „die ist ja immer relativ“. In den Jahren, als ihr Geschäft gut lief, das sei von 2013 bis 2015 gewesen, habe die Miete ungefähr zehn Prozent des Umsatzes ausgemacht, gegen Ende seien es rund 80 Prozent gewesen.

Die Schuld daran gibt sie indirekt den Gemeindeverantwortlichen: Die Shoppingkultur in der Hauptstadt sei durch die vielen Baustellen – besonders die des Trams – zugrunde gerichtet worden. Alle Kunden hätten ihr das Gleiche gesagt: Wegen der Staus und mangelnder Parkmöglichkeiten seien sie nicht mehr daran interessiert, in der Stadt einzukaufen. Das Argument, dass mit dem Parkhaus Hamilius doch neuer Parkraum geschaffen wurde, lässt sie nicht gelten. „Schauen Sie sich doch die Ausfahrt an: Erstens gibt es nur eine einzige, und zweitens kann es vorkommen, dass Sie dort im Stau stehen, um herauszukommen.“ Der Ton ihrer Stimme lässt erahnen, dass ihr der Standort Luxemburg-Stadt doch am Herzen liegt; in einer Mail an das Tageblatt bedankt sie sich für das Interesse an „unserer“ Stadt.

Schweden, England, Luxemburg

Carolyn Gobran wurde in Luxemburg geboren: Ihre Mutter ist Luxemburgerin, ihr Vater Ägypter. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Uppsala in Schweden, wo ihr Vater eine Anstellung als Professor an der dortigen Universität erhielt. Dort lebte sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr. Nach einem Wirtschaftsstudium  in London kam sie 2010  nach Luxemburg zurück. Noch im selben Jahr stieg sie bei dem Bekleidungsgeschäft Extrabold in der avenue de la Liberté mit ein, an dem sie bis 2017 neben zwei Geschäftspartnern Teilhaberin war. Es sei zu Meinungsverschiedenheiten wegen der Trambaustelle gekommen; aus Furcht, das Geschäft könne darunter leiden, habe sie mit Extrabold in ein Shoppingcenter umziehen wollen, doch ihre beiden Partner teilten ihre Meinung nicht. Sie trennten sich, und Gobran konzentrierte sich auf ihr Geschäft auf dem „Krautmaart“.

Honey/Mustard verkaufte skandinavische Mode für Frauen und Männer. Der Name spielt auf den Namen der Straße, die rue du Marché-aux-Herbes, an. Gobran wollte zudem einen Namen, der etwas mit Gastronomie zu tun hat, gleichzeitig steht der Name auch für den Gegensatz süß-sauer und damit auch symbolisch für die Mode, die sie verkauft: Männer- und Frauenkleider, und sowohl casual wie auch chic. Als sie am „Krautmaart“ anfing, habe sie gewusst, dass es anfangs, ohne Kundenstamm,  schwierig sein würde. Ab 2013 liefen die Geschäfte jedoch gut, doch mit dem Beginn der Trambaustelle im Zentrum sei der Umsatz eingebrochen.

Ein letztes Aufbäumen

Doch die junge Frau gab sich nicht geschlagen, im Frühling vorigen Jahres startete sie einen letzten Versuch, das Ruder herumzureißen. Sie investierte noch einmal, um im Mai 2019 das Konzept von Honey/Mustard umzuändern. Im Erdgeschoss eröffnete sie das „Fika Café“. Doch wie so oft im Leben wird hoher Einsatz nicht immer belohnt. „Ich sah, dass die Leute, die in der Stadt arbeiten, vor allem daran interessiert sind, in den Mittagsstunden etwas zu essen. Also bot ich das an. Das lief auch gut, das Café war stets voll, aber niemand ging in den ersten Stock hoch, um etwas zu kaufen.“ In Luxemburg-Stadt seien die Leute eben nicht in Shopping-Stimmung.

In weiser Voraussicht hatte Gobran vorgesorgt. 2017 trat der Geschäftsführer der City Concorde an sie heran und fragte, ob sie nicht ein Geschäft in dem vergrößerten Shoppingcenter übernehmen wolle, was sie auch tat. Seit November 2018 führt sie dort das Geschäft Vitrin, in dem neben Honey/Mustard noch zwei andere Geschäfte ansässig sind. Den Schritt dorthin bereue sie definitiv nicht, da fast alle ihre früheren Kunden wieder zu ihr kämen. Und der Umsatz habe ein gutes Niveau erreicht. Um den neuen Kaufgewohnheiten per Internet gerecht zu werden, ist sie auch mit einem Onlineshop aktiv.

Vor wenigen Tagen kündigte Carolyn Gobran über Facebook an, dass Honey/Mustard in der Hauptstadt schließe. Ihr Vermieter mache ihr keine Probleme und entlasse sie aus dem Mietvertrag. Sie glaubt nicht, dass es schwierig sein wird, einen Nachfolger zu finden, allerdings eher im Gastronomiebereich: Das lohne sich bestimmt. 

impasse
17. Januar 2020 - 9.58

@Billie TH, essaie de faire un grand chantier sans inconvénients pour la circulation! Comment les autres grandes villes ont-elles construit leur réseau de tram?

BillieTH
12. Januar 2020 - 10.23

essaie d’aller en centre ville et te garer qq part avec ts les chantiers pour le tram que nos politiciens voulaient absolument avoir

de Ben
10. Januar 2020 - 14.15

Weiter so, der Letzte legt den Schlüssel unter die Fussmatte und klappt den Bürgersteig hoch!

titi
10. Januar 2020 - 13.09

Unsere Hauptstadt steht zum Ausverkauf. Immer mehr Geschäfte machen dicht. Belle Etoile und Concorde, Trier und Metz sind die Nutzniesser.

Lagerfällt
10. Januar 2020 - 11.44

Wahnsinns Mieten und ,dadurch,Wahnsinnspreise schrecken die Leute ab.Es ist nicht die Schuld der Baustellen (Tram).Die gab es auch früher schon,nicht nur in Luxemburg. Andere Großstädte haben auch einmal ihre Tram gebaut oder andere Straßenarbeiten gemacht. Trotzdem floriert die Geschäftswelt,wenn die Kunden sich dann die Preise leisten können,weil ihre Kaufkraft geschwächt ist. Hauptsächlich in der Konfektionsbranche pilgern die Luxemburger ins Ausland weil sie für dieselbe Hose den doppelten Preis zahlen müssen.

Mme. Liberix vum BelAir
10. Januar 2020 - 11.19

Mir hun jo elo alles ennert engem Dach, wat solle mir eis d´Been nach stompeg lafen.